Kronik.

Deutschland.

Württemberg.

Stuttgart, 5. März. S. Maj. der König wird noch bis zum Schluffe dieses Mo­nats in Nizza verweilen, welcher Aufenthalt für die Gesundheit des hohen Herrn fortwährend sehr zuträglich sich erweist. Ehe derselbe hier­her zurückkehrt, soll noch ein Verweilen von ein paar Wochen am Genfer See beabsichtigr seyn.

Stuttgart. Im Schooße des Hand­werkervereins wird eine Denkschrift an die Re­gierung vorbereitet, in welcher die Uebelstände, die sich in Folge der Gewerbefreiheit ergeben haben sollen, bargelegt werden. Man will zwar nicht der Gewerbcfreiheit, um so mehr aber einzelnen Mißbräuchen zu Leibe gehen. Wenn das nur nicht zu früh ist; die Erfahr­ungen, die man mit der Gewerbefreiheit gemacht hat, sind doch noch ziemlich jung.

Stuttgart, 4. März. Gestern Vormit­tag überreichte Namens des Anti-Jmpfvereins eine Deputation dem Abgeordneten der Stabt Stuttgart, Professor vr. Ncyscher, eine mit 3560 Unterschriften bedeckte Petition um Auf­hebung des Impfzwanges, damit sie derselbe der im nächsten Monat zusammentreienden Stände­versammlung überreiche.

Stuttgart, 5. März. (Consercnz süd­deutscher Eiscnbavndirektoren. i Oberfinanzrath v. Dillenius ist zu einer Conferenz von Eisen- bahndircktoren nach Wien gereist; Zweck der Zusammenkunft ist dem Vernehmen nach die Herstellung eines süddeutschen Eisenbahnverban- des zwischen den württembcrgischen, bayerischen und insbesondere der östrcichischcn Elisadethbahn und direkte Güterabfertigung zwischen diesen Lahnen ohne Umkartirung an der Grenze.

Stuttgart, den 5. März. Der württembergischc Thierschuzverein ist, ungeachtet er natürlich mit Indolenz und Vorurihcil zu kämpfen hat, in erfreuli­chem Aufblühen begriffen. Nicht nur die bedeutende Anzahl seiner Mitglieder, seit achtmonatlichem Bestehen über 1800, beweist seine innere Berechtigung, sondern er hat auch schon greifbare Früchte getragen. Einmal macht sich eine erhöhte Aufmerksamkeit auf verkommende Mißhandlungen, namentlich des Zugviehs, bemerkbar, wiewohl in dieser Beziehung noch Vieles, besonders ein wachsameres Auge der Polizei auf die empörende und zudem gesundheitschädliche Art mancher Kälbcr- transporte, zu wünschen bleibt; dann aber hat die Ausschreibung von Preisen für verbesserte Kummete zum schweren Zug die erfreuliche Wirkung gehabt, daß von vielen Sattlern zweckmäßigere Geschirre konstruirt wurden, und daß der Gewinner des ersten Preises, Sattler Hccrmann in Stuttgart, seitdem bereits zahlreiche Bestellungen erhalten hat. Diese Reform ist den armen, unnöthig belasteten und wundgeriebenen Lhieren wohl zu gönnen. Gegenüber der täglich wahr- zunehmenden Rohheit vieler Fuhrknechte, ist eS eine

wohlthuende Erscheinung, daß cs, wie die Bewerbun­gen um die für schonliche Behandlung der Pferde aus« gesezten Preise bewiesen, doch auch eine ziemliche An­zahl wackerer Dienstboten giebt, die sich in Wartung der Arbeitspferde auszeichnen und dabei 10, 15, ja über 20 Jahre lang im gleichen Dienst bleiben. In leztcr Zeit hat der verdienstvolle Vorstand des Vereins, Frhr. Ad. v. Gültlingcn, die Bitte an die Ministerien des Innern und des Kultus gerichtet, jener traurigen Barbarei cntgegenzuwirken, welche den Fröschen, diesen nüzlichen Insektenfressern, die Hinterbeine ausreißt und die Thiere alsdann einem langsamen, martervollen Tode prcisgibt. Herkommen und Leckerei haben bei vielen Menschen das Gefühl für diese Grausam­keit abgestumpft. Die Frösche können leider nicht das Gleiche von sich behaupten. Möge Jedermann seines Orts den hundertfachen Mißhandlungen der Thierwelt zu steuern trachten. Die bald beginnende Saison der Beraubung der Vogelnester, womit.das stete lieber« handnehmcn des Raupenfraßes, der Engerlinge re. so gedeihlich unlerstüzt wird, gibt Gelegenheit, Herz und Verstand zu bethätigen. (Schw. M)

-ü a den.

Karlsruhe, 4. März. Gutem Ver­nehmen nach steht die Erledigung der badisch- württembcrgischen Eisenbahn - Anschlußfrage in naher Aussicht, So wie die Dinge jezt hier stehen, ist nicht zu bezweifeln, daß diese Ange- gelegenheit badischer Seils an maßgebender Stelle lediglich umer dem Gesichtspunkte dcS allgemeinen Verkehrs-Interesses aufgefaßt und just so bebandclt wird, als bildeten Württem­berg und Baden zusammen einen einzigen Staat. (An diese Nachricht werden sich wohl auch stärkere Hoffnungen auf frühere Erledigung der Enzihal- ctsenbahnfrage knüpfen dürfen )

Aus Baden, den 5. März. Die seit Oktober vollzogene Gewerbefrei-Heit übt in den größeren Städten unseres Landes einen außerordentlichen Einfluß aus. Die Zahl der Gewerbetreibenden auf eigene Rechnung, nimmt mit vielen Eheschließungen ansehnlich zu, dagegen verspürt man einen starken Mangel an Gehülfcn. Weniger hört man von Entstehung größerer gewerblichen Etablissements, wovor man früher von Seiten der Gewerbsleute große Vesorgniß ausgesprochen hatte. In Bezug auf den jezt in großer Ausdehnung betriebenen Hausirhandel bestehen überall Klagen; daS Publikum, welches kein Vertrauen zu den einströmenden fremden Händlern gewinnen kann, zollt ihm keine Nei­gung, viclweniger noch natürlicherweise der Hand­werker und Kaufmann. Es ist nicht unwahr­scheinlich, daß schon bald eine Einschränkung in dieser Beziehung eintrilt.

Pforzheim» den 7. März. Heute Nach­mittag fand die erste Probefahrt auf der Eisendahnstrecke von hier nach Mühlacker statt und hatte den besten Verlauf. Die ganze, etwa 2'/, Stunden lange Strecke wurde, mit Ein- rechnung deö Aufenthaltes an den Stationen Eutingen, Niesern und Enzberg» in 32 Minu­ten, die Rückfahrt in 36 Minuten zurückgeleg».