Kron'ck.

Deutschland

Württemberg

In Sachen des französisch-preußischen Handelsvertrags antwortet Hr. Mohl wieder aus den leztcn Angriff Hrn. Pfeifers im Beobachter und weist den TitelSchuzzöllner" in dem angcdeuteten Sinne zurück. Er sagt England und Frankreich seyen unter dem früheren Schuzzollsystem nichts weniger als abgesperrt» vielmehr dadurch die gewerbefleißigsten, reichsten und mächtigsten Nationen geworden, auch sey jenes System keineswegs eine reaktionäre Er­findung, sondern sey von den Nationalvertre­tungen jener Länder ausgegangen. Er wünsche einen Zollverein Deutschlands und Oestreichs mit rationeller Gesezgebung; im Interesse ihrer Volks- und Staatskräfte und ihrer Macht, nicht im Interesse politischer Bestrebungen welche in dem Handelsverträge eine Frage preußischer Obergewalt sehen re. rc. Er meint ferner u. A. die Herren, welche uns den Freihandel predigen, wenn es sich von einem Handels-Vertrag mit Frankreich handle, der uns durch hohe Zollsäze die Thüre vor der Nase zuschlage, seyen auf einmal Gegner des freien Verkehrs, wenn uns Oestreich einen Markt von 35 Millionen Ein­wohnern zollfrei anbiete. Schließlich glaubt Mohl, Hr. Pfeifer werde viel zu thun haben, wenn er den preußisch-französischen Handels­vertrag weiß waschen wolle.

Stuttgart. Die Nummer t des Re­gierungsblattes enthält eine Bekanntmachung des Justizministeriums, betreffend die Mitthei- lung der Gerichtsakten in die Wohnungen der Rechtsanwälte nebst einem hierauf bezüglichen Gemeinbescheid des Zivilsenats des k. Oberiri- bunals. Ferner eine Bekanntmachung des Fi­nanzministeriums über die Waarenkontrole im Dinnenlande.

Stuttgart. Von einem kleineren Kreise größerer Landwirihe und Wein-Produzenten des Landes wurde beschlossen, auf den Lichtmeß- Feiertag eine allgemeine Versammlung ihrer Standcs-Genossen einzuberufen, um über den Handels-Vertrag mit Frankreich ein entschiedenes Votum abzugebcn. Dieselbe wird in dem Kur- saale zu Cannstatt stattfinden. (S.M.)

Stuttgart. Dem Vernehmen nach wird der Landtag nicht schon um die Mitte des Fe­bruars, sondern erst gegen oder nach Ostern einbcrufen werden, weil die Referenten über die einzelnen beim ständischen Ausschüsse cingekom- menen Regierungsvorlagen zu ihren Berichter- st^tungcn noch längere Zeit bedürfen.

Calw, den 27. Jan. In den lezten Wochen spuckte hier das Märchen v»m Zopf­abschneider. Drei Mädchen von 1113 Jahren gaben an, sie seien von einem unbe­

kannten Manne verfolgt und ihrer Zöpfe be­raubt worden. Dem Unbefangenen mußte sich die Ansicht aufdrängen, daß Niemand, als die Mädchen selbst, ihre Zöpfe beschnitten haben, sei es, um die Erfüllung ihres Wunsches nach Erlangung der gegenwärtig Mode gewordenen Haarneze zu erreichen, ober um Aufsehen zu erregen. Die amtliche Untersuchung hat nun diese Ansicht vollkommen bestätigt, indem sämmt- liche Mädchen eingestanden haben, daß sie ihre Zöpfe selbst beschnitten haben. Es ist nun den Mädchen von Seiten der geistlichen Behörde eine scharfe strafende Ermahnung über ihren Unfug und ihre Lügenhaftigkeit zu Tbeil ge­worben. ( Schw. Merk.^-^

Vom Fuße des Strombergs, 26. Januar. Der königl. Waldschüze Hops von Sershcim wurde gestern in Berufsangele­genheiten nach Ensingen beordert. Nach erfüllter Amtspflicht trat er Abends gegen 5 Uhr den Weg nach der Heimath an, die er nicht mehr erreichen sollte. Er schlug einen sehr ungang­baren Seitenweg ein und gerieth in der Däm­merung auf sumpfiges Ackerfeld, das nach so langen Regentagen einem förmlichen Sumpfe glich. In nicht zu großer Entfernung sank er in den Morast, stürzte und brach den Fuß bei dem Falle zweimal vollständig ab. Der Verunglückte versuchte nach der Heimath zu gelangen, erlag aber den unsäglichen Anstren­gungen und wurde erst den andern Morgen von den beunruhigten Familienmitgliedern nach fast 16stündigem Todeükampfe in den lezten Zügen liegend aufgefunden. Hopf wird als ein durch­aus ehrenhafter Mann und pflichttreuer Diener geschildert.

O e st r e i ch.

Lemberg, 25. Jan. Die Aufregung im Königreich Polen in Folge der Rekrutirung ist aufs höchste gestiegen. Gewal»thätigkeitcn kommen öfters vor. Der Aufstand ist im Ausbruch be­griffen. Der Eisenbahn-Telegraph von War­schau nach Krakau ist zerstört, ebenso der Tele­graph Zytomir nach Brzestlitewski. Bei Ska­lar sind 800 Militärpflichtige auf östreichischeö Gebiet geflüchtet.

England.

London. (Eine gute Antwort.) Durch die englischen Blätter geht ein Anekdötchen über die Kronprinzessin von Preußen, welches zuerst imManchester Guardian" erschien. Als der König sie in scherzender Weise während der Un­terhaltung gefragt habe, warum sie denn nicht mehr über Politik mit ihm rede, soll sie die Antwort gegeben haben:Ich habe gehört, daß loyale Unterihanen Eurer Majestät sich verdäch­tig gemacht haben, weil sie ihre politischen Mei­nungen frei äußerten. Ich gehöre zu den loyal­sten Unterthanen Eurer Majestät, möchte aber nicht gern irgend einen Verdacht auf «ich ziehen."

Redaktion, Druck und Verlass der Mceh'schen Buchdruckern in Neuenbürg.