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a», s» zog Leonor aus ihremLeibnischstüble» im Hause ihres Sohnes in das Haus des Schulravcre, daS Clermont für sie und ihre Töchter hatte ankaufen und auf'S Beste her- und einrichten lassen. Zu Hei. rathsgütern für diese übergab er der Leihkaffe ein ziemlich bedeutendes Kapital, so daß sie sehr wün- schenswerthe »nd gesuchte Parthieen wurden und die Heiraths-Anträge gleichsam auf sie herabregneten.

Erst als Clermont Ließ Alles, so weit es an ihm war, besorgt halte, widmete er sich ganz seiner Kur. Sie war für ihn von dem bestem Erfolge, für die übrige Badegesellschaft von großer Annehmlichkeit. Mit der Gewandtheit und Feinheit eines vielgereisten, in den höchsten Kreisen fich bewegenden Mannes arrangirte er Gesellschafts-Spiele, Landparthieen und Belustigungen aller Art, und mit der Schlichtheit und herzgewinnenden Freundlichkeit eines bescheidenen Bürgers suchte er sich dabei möglichst in den Hintergrund zu stellen. Auch Lconor mußte manchmal Lheil an diesen Vergnügungen nehmen und sic fuhr jezt oft in der glänzenden Equipage deS Herrn v. Clermont denselben Weg, auf welchem sie ihn früher geführt und gestüzt batte. Er fürchtete jwmer, zur Tilgung seiner großen Schuld an Leonor und zur Sühne für seine lange Saumseligkeit in deren Abtragung nicht genug gethan zu haben und bat sic daher wiederholt, ihm offen und ohne Hehl zu sagen, ob sie mit den Beweisen seiner Dankbarkeit zufrieden sey. Noch bei seinem Abschiede drang er angelegent­lich um eine freimüthige Erklärung darüber in sie, und als sie ihm unter Thränen versicherte, daß er ihr ja überreich gelohnt habe und sie nur wünsche, er möchte in ihr Herz sehen können, um sich zu überzeu­gen, wie glücklich sie durch ihn und wie zufrieden mit jhm sep, ersuchte er sie inständig, als Wahrzeichen da­für noch einmal in der alten, vertraulichen Weise zu ihm zu sprechen, wie in der Zeit, wo sie ihn als einen gänzlich verlassenen, mittellosen Kranken gefunken hatte. Da drückte sie ihm gerührt die Hand und sprach mit Innigkeit und Wärme: »Du bist ein edler Mensch, werth, selbst ein Kaiser, nicht nur der Freund eines Kaisers zu sepn.«

Wie gegen Lconor, so snchie sich Clermont, der sich nach gänelichcr Wiederherstellung seiner Gesundheit von Jmnau nach Augsburg begeben hatte, auch gegen

Madame O.. dankbar zu erweisen, und da er

dicß bei deren sehr günstigen Verhältnissen und Lebens- strllung materiell nicht konnte, so widmete er ihr die aufrichtigste Verehrung und innigste Anhänglichkeit, die noch über das Grab hinausreichtc. An einem Abend des Frühjahrs 1856 erschien Clermont im Anzüge tiefer Trauer in einem Saale der Tuilericn, in wel­chem fich gewöhnlich der kleine Kreis Vertrauter ver­sammelte. Von den anwesenden Freunden, welche wußten, daß er keine näheren Angehörigen hatte, nach der Ursache seiner Trauer befragt, gab er ihnen die Erklärung, daß er dieser Tage Nachricht von dem un- erwartet schnellen Tod einer theuren Freundin erhal» t.n, die in der Zeit der höchsten Noth ihm als uneigen- nüzige Helferin und Trösterin erschienen sep. Der freie Erguß eines dankbare» Herzens nimmt von selbst rhetorischen Schwung, fast poetische Form an, und so .ward die Rede Clcrmont's, ohne daß er es wußte.

zum PanegprikuS auf Madame O....... und zur

Elegie auf ihr Hinscheidcn. Da ließ sich plözlich eine nicht sehr laute, aber feste Stimme hinter ihm ver­nehmen:Trefflich gesprochen und wahr gesprochen, mein lieber Clermont! Ich brachte einige Jahre meiner Jugend in Augsburg zu und kann mich sehr wohl erinnern, daß dort kein gutes und edles Werk vorge­nommen wurde, an dem Madame O. sich nicht

lebhaft betheiligt hätte. Sie verdient betrauert, ihr Andenken in Ehren gehalten zu werden. »Dien Ver­sammelten verneigten sich auf's Ehrerbietigste: eS war Napoleon UI,, der unter sie getreten war.

Das östreichischc Abgeordnetenhaus hat vor seinem Scheiden seinem Kanzleidircktor, Hrn. Kupka, als ein Zeichen der Anerkennung für seinen Diensteifer und seine Hingebung ein schiinbar sehr bescheidenes Ge­schenk gemacht, ein zierliches Cigarrenkistchen mit 100 Stück Cigarren. Aber jede einzelne Cigarre war in eine Zchnguldennote gewickelt im Ganzen 1000 fi.

Aus Triest wird die seltene Naturerscheinung be­richtet, daß in Hrn. Neef's Campagne hinter Miramar einige, und zwar nur zweijährige Weinstöcke (die aus Ungarn stammen) dieses Jahr zweimal Trauben lie­ferten, nämlich Mitte August die ersten und Mitte No­vember wieder, welche leztere ebenfalls vollkommen reif und schmackhaft süß waren.

In leztcrcr Zeit pflegten in München verschiedene Aerztc bei gastrischen Zuständen ihren Patienten den Genuß des Hosbräuhausbieres zu empfehlen. In Folge dessen wurde der Andrang vonUnpäßlichen" so stark daß täglich 90 Eimer und darüber verzapft wurden, und jezt die Heilquelle aus 14 Tage gesperrt werden muß, weil kein abgelagertes Bier mehr vorhanden ist.

Das königliche Polizeipräsidium in Berlin hat, in Folge der Angaben über die Tnchincnkrankhcit, jüngst eine Anzahl von Schweinefleischproben mikros­kopisch untersuchen lassen, um damit deu möglichen Trichinengehalt seststellen zu lassen. Nach der Pr. M.-Z. sind bisher Trichinen nicht gefunden worden, doch sollen die Untersuchungen in der Folge von Zeit zu Zeit soitgeiezt werden.

Der bekannte Komiker Beckmann ward einst in einer Gesellschaft gefragt, welche von allen Rollen ihm die liebste wäre. -Ach," sagte er, »ich Hab' sie alle gleich lieb; freilich ist cs eine, die ich vorzugsweise gerne zur Hand habe ich meine die, welche mir der Cassirer an jedem Ersten deS Monats zinheilt.

Die Weltausstellung in Wien für das Jahr 1865 ist jezt ernstlich in Aussicht genommen. Im Handels­ministerium sind bereits die betreffenden Vorarbeiten eingeleitet-