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chen Verzeichnisse über den englische» Handelsverkehr keine weitere Kunde geben, weit Württemberg als Linnenstaat seine Versendungen grö'ßtentheils von hanseatischen und belgischen Verschiffungspläzen aus macht.
Stuttgart, 21. Sept. Die Antwort unserer Regierung auf die preußische Erwtder- ungsnote aus die württembergische Ablehnung des Handelsvertrags hat in der abgelausenen Woche das Ministerium und den k. Geh. Rath mehrere Tage hindurch beschäftigt, ist aber jezt nach Berlin abgegangen. Württemberg beharrt sicherem Vernehmen nach bei seiner Ablehnung, ist aber zu Conferenzen über allgemeine Tarifermäßigung bereit. Aus gibt es die Hoffnung nicht auf, daß darum der Zollverein doch werde erhalten bleiben. — Im Laufe des nächsten MonaiS — wahrscheinlich zu Ende desselben — soll der Landtag zu länger» Berathungen wieder zusammentreten. Es sind verschiedene wichtige Gcsezesentwürfe zu erledigen. (Klsr.Z.)
Cannstatt. Am vergangenen Sonntag tagte eine größere Versammlung von Wrrthen im Gasthof zur Kanne dahier. Gegenstand der Verhandlung war die Frage, welche Schritte zu thun seien, um die seitherige Erhebungsart der Accise, welche für das Wirthschaftsgewerbe höchst störend und belästigend ist, gegen eine zeitgemäßere zu beseitigen und eine mit den Principien der Gewerbefreiheit in Einklang stehende Besteuerungsart einzuführen. Es wurde beschlossen, eine auf den Gegenstand nach allen Richtungen eingehende Petition an die Kammer zu verfassen, und zu diesem Zwecke eine- Commission gewählt, bestehend aus den Herren Hirschwirtb Marquardt aus Wahlheim, Posthalter Luder aus Vaihigen, Pfauenwirth Bauer aus Ulm, Gastwirth Kögler aus Stuttgart, Enslin aus Kirchheim und Posthalter Stotz aus Weil der Stadt. Der Versammlung hatte auch ergangener Einladung zufolge der Abgeordnete des Bezirks Besigheim, Rechtskonsulent Hölder, angewohnt. (N. T.)
Baden.
Pforzheim, 21. Sept. Die Eisenbahn, strecke von hier bis Mühlacker rückt ihrer Vollendung entgegen. Seit einigen Tagen schon wird der Theil von hier bis Eutingen mit der Lokomotive befahren und bald auch wird die Bahn bis in die Nähe von Enzberg definitiv hergestellt sein. Das Gleiche ist der Fall mit der Sektion Enzberg-Mühlacker. Nur bei Enz- bcrg selbst sind noch bedeutende Auffüllungen zu machen, was aber die Vollendung des Ganzen durchaus nicht aufhält, da man in der Nähe des genannten Ortes den Bahnkörper, des dort vorherrschenden sumpfigen Torpfbodens wegen, doch überwintern lassen muß, ehe die Schienen endgiliig gelegt werden können.
Preußen.
Berlin, 23. Sept. In der heutigen Si- zung des Abgeordnetenhauses erfolgredie definitive
Schlußabstimmung über den Militäretat pro 1862. Die zur Bewilligung von der Regierung verlangten 37,779,000 Thaler im Ordi- narium wurden bei Namensaufruf mit 308 Stimmen gegen 11 abgelehnt; unter den lezteren befinden sich 9 Conservative und der frühere Finanzminister v. Patow. Uebrigens wurden alle eventuellen Beschlüsse definitiv wiederholt ohne Namensaufruf. Das Stimmenverhältniß blieb wesentlich wie bei den eventuellen Abstimmungen. (Telgr. d. Fr. Pstz.)
Berlin, 24. Sept. Der Staatsanzeiger meldet in amtlicher Form, daß Prinz Hohenlohe von dem Vorsize des Staatsministeriums entbunden und Frhr. v. Bismark-S chönhau- sen unter gleichzeitiger Ernennung zum Staats, minister mit dem interimistischen Vorsize des St a als m in ist e r rums beauftragtwotden ist. Dre ministerielle Sternzeitung meldet, der Minister v. d. Hepdt habe die nachgesuchteEnt- lassung erhalten.
Auf einer Eisenbahnfahrt von Elberfeld nach Köln sprang einem Gymnasiasten ein Stückchen Phosphor von einem Zündhölzchen auf den Frnger und brannte an. Die Hand und der Arm schwollen fürchterlich an und in Köln ^ mußte der ganze Arm sofort abgenommen werden.
Ausland.
Italien.
Ein Unglück für Italien ist der jezige Ministerpräsident Nattazi, dessen Richtschnur stets in erster Linie „Bündniß mit Frankreich über Alles" heißt. Davon versprach er sich die schönsten Hoffnungen in Bezug aller Fragen, die die Freiheit und Einheit der Halbinsel angehen. Dieser Richtschnur gemäß opferte er Garibaldi, den volksthümlichsten Mann der Italiener, eben deshalb verhängte er den Belagerungszustand über viele Provinzen des Landes, angeblich um die Parteien zu versöhnen. Nun haben sich seine Hoffnungen als Täuschungen erwiesen. Statt Ruhe im Innern droht überall der Bürgerkrieg, der die Finanzen, welche er zu bessern versprach, zerrüttet, und in dem Augenblick, wo er dem Endziel seiner Bestrebungen: der Annexion NomS nahe zu sein glaubt, hört er, daß in Paris die Partei der Kaiserin gesiegt hat und Nom von den Franzosen besezt bleiben wird.
Alter Rosenstrauch! Am Domchor zu Hildesheim wächst ein Rosenstrauch bis über das Dach empor. Kaiser Karl der Große soll ihn gepflanzt haben. Der kurze dicke Stamm läuft in drei Aesten aus, welche, vielfach verzweigt, im Sommer über und über voll Rosen prangen. Wie viele Aeste und Zweige mag nun der Strauch im Lause der Jahrhunderte verloren haben? Trozdcm aber stand er immer wieder in neuer Blüthe und trug Rosen so duftig und frisch, wie in den Tagen seiner Jugend.
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Redaktion, Druck und Verlax der Mcrh'schen Buchdruckerei in Neueubürr.