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eine friedliche Lösung. Das Gerücht, Gari­baldi habe erklärt, die Diktatur zu über­nehmen. ist ungenau. Palermo ist ruhig. Meh« rere Abgeordnete von der Linken sind nach Si­zilien gegangen, um im Geist der Versöhnlich­keit zu wirken. (T. d. Schw. M.j

Wie der Leipziger Zeitung aus Paris ge­schrieben wird, hat der Muraiismus in Neapel aus der Anerkennung Italiens durch Rußland große Hoffnungen geschöpft, nicht für den ge- genwärtigen Augenblick, sondern für spätere Eventualitäten.

König Franz II. von Neapel hat auf die Nachricht von der Anerkennung Italiens durch Rußland dem Kaiser Alexander den St. Georgs­orden, den dieser Monarch dem heldenmüthigen Berrheidiger Gaeta'S während der Belagerung überreichen ließ, zurückgesendet.

F ra n k r e i ch.

Paris, 5. Aug. AuS Mexico kommen betrübende Nachrichten. Der die mexikanische Expedition commandirende General Lorencez hat seiner Gattin einen Brief zugesandt, worin er ihr Lebewohl zuruft, da von seiner Rückkehr in die Heimath keine Rede mehr sein könne, wenn die Verstärkungen nicht bald einiräfen.

Perigueur. Der hiesige Gerichtshof hat am 31. Juli einen äußerst wichtigen Fall entschieden. Ein katholischer Geistlicher, seinen Stand aufgebend, jedoch ohne zu einem anderen Glauben überzmrcten, halte heirathen wollen; allein der Maire hatte ihm die bürgerliche Trau­ung versagt. Der Gerichtshof hat nun verfügt, der Bürgermeister sey gehalten, Aufgebot und Trauung des Geistlichen vorzunehmcn; nach dem Geseze sey die Eheschließung ein kürzer licher Vertrag, den jeder nicht förmlich für un­fähig erklärte Bürger abschließen könne; nirgends sey ausgesprochen, daß die Priester durch Em­pfang der Weihen ihre Rechte als Bürger ver­lieren, und eS gebäre dem Richter nicht, auf Grund religiöser und moralischer Erwägungen ein Verbot auszusprechen, das keine Wurzeln im Geseze habe. (N. F. Z.)

Seit einigen Nächten beschäftigen sich die Astrono­men mit der Beobachtung eines neuen aufsteigenden Kometen. Er kommt von Norden, ist zwar noch sehr entfernt, scheint sich aber rasch zu nähern, und ist in Len Stunden von 10 dis 12 Uhr Nachts auch bereits unbewaffneten guten Augen etwa 20 Grad über.dem nördlichen Horizont unterhalb des großen Bären sichtbar.

Miszellen.

Künstlerrache.

(Fortsezung.)

Die Baronesse gab lachend Ihre Zustimmung, doch zweifelte sie, daß es dem Betrüger wohl kaum einfallen Würde, ein zweites Mal wieder zu kommen.

Der Maler hob fezt die Sizung auf.

»Gern würde ich Ihnen noch längere Zeit widmen," sagte er, »allein um elf Uhr bin ich zum Fürsten Lich- tenfcls bestellt und darf dort nicht fehlen, so ungern ich auch von hier scheide.«

Die Baronesse verbeugte sich mit ihrem graziöseste» Lächeln.

«Aber mit einer einzigen Bedingung muß ich Sie noch bekannt machen, an welche ich die Fortsezung meiner Arbeit knüpfe,« fuhr der Maler fort. »Ich werde Sir, meine Gnädigste, nur noch ein einziges Mal belästigen, indem ich nach der zweiten Sizung meine Skizze so weit beende, daß ich danach ohne Weiteres das Bild zu Hause malen kann. Diese Skizze lasse ich jedoch vorher Niemanden und unter keiner Bedingung sehen. Ich verschließe meine Arbeit jezt hier in diese Mappe, die ich verzeihen Sie meine vielleicht unnöthige Vor­sicht versiegele und Ihnen bis Morgen übergebe, wo ich in der zweiten und lezten Sizung das Nöthige vol­lenden werde. Sie werden meine Bitte erfüllen und das Siegel uneröffnet lassen."

Die'Baroneffe bat zwar Anfangs, ihr die bewußte Sk zw wenigstens einmal sehen zu lassen; da dcrMaler jedoch unerbittlich war, so versprach sie die heiligste Verwahrung des Siegels. Während dieser Unterredung hatte der Künstler das Bild in die Mappe verborgen und diese durch Siegclwachs verschlossen, auf welches er das Wappen drückte, welches auf dem Knopfe seines zierlichen Degens eingravirt war.

Hierauf empfahl sich der Maler und ward welches Wunder! von der stolzen Baronesse unter verbind­lichen Dankeswortcn bis zur Thür geleitet, wobei sie ihm zugleich die Freude ausdrückte, die sie fühlen würde, ihn Morgen wieder sehen zu können. Kurz die adelS- stolze Dame war wie umgewanoelt und ihr Mund strömte über in lauten Lobeserhebungen des Künstlers, als sie allein fezt vor der verschlossenen Mappe stand. Allein welch' sonderbare Künftlergrille, diese Skizze so fest zu verwahren! dachte sie bei sich, indem sie die Mappe nach allen Seiten betrachtete, ob nicht eine Oeff- nung zu entdecken wäre, durch welche man das Kunst­werk sehen könnte. Wenn man nur wenigstens einen einzigen ganz kleinen Blick darauf werfen d ürfte, allein umjonst, nirgends auch nur die geringste Lücke. Welch' feine Arbeit der Mappe und welch' zierliches Wappen. Alles ries vcrräth auf den ersten Blick den Pariser Weltmann. Wahrlich mich reut die Summe nicht, die ich dem liebenswürdigen Künstler für mein Bild zuge­sagt habe, und ich bedauere fast, daß er nur noch eine einzige Sizung für nöthig hält. Vielleicht gelingt es mir, ihn später durch Einladungen an mein Haus zu fesseln, da mich seine interessante Persönlichkeit so au­ßerordentlich anspricht.

Eine Zeit lang stand die Baronesse in solchen und ähnlichen Gedanken versunken vor der Mappe, indem das Bild des Malers ihrem schwärmerischen Geiste noch immer vorschwebte. Sie hätte sich noch länger in so süßen Träumereien gewiegt, wenn nicht ein heftiger Wortwechsel, der von dem Vorsaal zu ihr hereinschallte, sie daraus emporgeschreckt hätte. Gleich darauf kam auch schon ein Diener mit höchst bestürzter Miene in das Zimmer.Was gibt es draußen für Lärmen?" fragte die Baronesse.

Ach, Ihre Gnaden," entgegncte stotternd der Gefragte,wenn man an Tcufelsspiel glauben darf, so haben wir im Hause hier heute dazu ganz besondere Ursache." (Fortsezung folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag der Mrrh'schen Buchdrucker« in Neuenbürg.