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ES gebricht der Raum, uns hierüber weiter zu ver­breiten; man leie die Statuten dieser Banken.

Zum Beginn einer Hankwcrkerbank bedarf cS keines Geschenkes, sondern nur eines in einigen Zähre» wieder zurückzuerstattcndcn AnlehenS, wozu ein Thcil des Zünfte-Vermögens jezt die natürlichste Ge­legenheit böte. Lasset diese nicht vorübergehen und errichtet eine Bank jezt in günstiger Zeit, in schlimmen Zeiten ist es zu spät Dw Verwendung des Zünfte- Vermögens zu andern gewerblichen oder wohlthätigen Zwecken würde durch ein solches Anlehen nicht gehindert, sondern immerhin gesichert iepn wie durch jeden andern Capi- talsond. (Wir würden z B. das endliche Zustande­kommen eines öffentlichenKrankcnhau'es mit Freuden be­grüßen, competenten Stimmen überlaßend, ob solches nicht zweckmäßiger unter städtische Auspizien zu stellen wäre-) .. ^ .

Es gibt Viele, denen es an werkthättgem Wohl­wollen nicht fehlt; hier wäre ihre Arbeit angelegt. Ein Credit-Jnstitut wie das angeregte, das die rl ilwirkung Anderer nur wünscht, um feine Angehörigen zu gegen­seitiger Hilfe zu verbinden; das zu Ersvarniß, Fleiß, Arbeit und strenger Ordnung in Geldsachen aufmun- tcrt, sollte um dieses ernsten Charakters willen unscrS Erachtens keine besonderen Anfechtungen erfahren; es war einer Besprechung wohl werth.

Ob seine Nüzlichkeit erkannt und die Einrichtung beliebt werde oder nicht, wünschen wir bezüglich der Verwendung des Zünfle-Vermögens wenigstens eine Einigung über irgend einen guten Zweck; es könnte uns sonst ergehen wie den Deutschen mit der Politik. Das waöNoth thut, schwebt ihnen stets vor, aber über den Debatten f ü r und wider, denReden und Abhand­lungen kommen sie nur schwer zur entscheidenden That.

Möchten gegenseitige Eifersüchteleien nicht mit die Ursache werden, daß das Zünfte-Vermögcn schließlich unserer Selbstbestimmung entzogen und eine Dichtung damit eingeschlagen wird, welche das Volt möglicher- wcise nicht wünscht.

Kronik.

Stuttgart, 1. April. Sicherem Ver­nehmen nach werden die Stände des König­reichs zu Ende dieses Monats berufen werbe». Bereits ist der Graf Alfred v. Nechbcrg wieder zum Präsidenten der Kammer der Standesherrn ernannt worden. Inzwischen finden fast täglich Sizungen des königl.Geheimenraths statt, um die an den Landtag zu bringenden Vorlagen zu be­lachen. Man nennt unter denselben, außer den bereits berochenen in Betreff des deutschen Han- delsgcsezbuchs und der Güterzusammenlegungen, auch ein Crcditgesez für die Studierenden, um welches früher schon wiederholt von den Stän­den gebeten worden war. Die auf dem leg­ten Landtag beschlossene Erweiterung des Tele- graphennezes in Württemberg ist so eben in Betreff des SchwarzwaldkreiseS in voller Aus­führung, und wird in etwa zwei bis drei Mo­naten der ganze Schwarzwaldkaeis mit Tele- graphenleitungcn vcrseheu sep». Auch im Jarl- kreis sind in lczter Zeit mehrere neue Statio­nen errichtet worden, darunter Mergentheim und Künzelöau. Wegen der Erweiterung des hiesigen Hauptbabnhosü werden ernstliche und umfassende Studien gemacht, und sind gestern drei Lauräche: Klein, Abel und Morlok, auf Reisen geschickt worden, um die bedeutendsten

Bahnhöfe des Auslands und ihre Einrichtun­gen z» studieren. Sie sind zunächst nach Wien gereist, und werden sich von da nach dem Nor­den sowie nach Belgien und England begeben A.Z.

Miszellen.

Aus den» Kriegsjahr 17S6.

(Schluß.)

Welcher Art die Waffenstillstandsbcdingungen waren zu denen sich die Fürsten des schwäbischen Kreises zu bequemen genöthigt waren, das erhellt aus dem Beispiel das unser Militär-Kalender an dem Waffenstillstands- Vertrag des Markgrafen v. Baden gibt.

Das kleine Land dieses Fürsten hatte in aller Schnelle 2 Millionen Franks baares Geld, 1000 Pferde, 500 Ochsen. 25,000 Centr. Frucht, 12000 Säcke Haber, 25000 Pr. Schuhe rc. rc. zu liefern. Die Markgras­schatt war damals pr. 50 Quadtraimeilcn groß, also mehr als 5mal kleiner als das jezige Großherzogthum Baden. Für dessen jezige Flächengröße die aus dem damaligen Waffenstillstands-Vertrag folgenden Leistun­gen einen Betrag von mehr als 18 Millionen Gulden erreicht hätten.

Aber man darf sich nicht vorstellen, daß hiemit die weiteren Lasten des Krieges den armen Einwohnern der Markgrafschast abgekauf« gewesen wären. Zwar war im Vertrag zugefichert die Personen und das Eigenthum zu refpektiren; auch sollten die französische« Truppen die Verpflegung in den Quaticrcn baa» be­zahlen. Allein davon war überall keine Rede.

Die Erpressungen der Soldaten, namentlich aber der Verpflegungsbeamtcn und die Mißhandlungen wehr­loser Personen blieben nach wie vor dieselben. Der Uebcrniuth und die Brutalität der Franzosen brachte die gequälten Landesbewohner zur Verzweiflung und Haß und Rachsucht erfüllte schließlich so sehr alle Herzen, daß als endlich gegen den Schluß des Jahres die Franzosen den Ocstreichern wieder weichen muß­ten, das Landvolk in vielen Gegenden besonders in der uns benachbarten damals vordcröstrcichischen Ortcnau massenhaft ausstaud und an den abziehcndcn Peii igern vielfach blutige Rache nahm.

Aber schon im April des darauf folgenden Jahres 1797 war General Moreau mit seiner Armee di Lillstadt, 3'/r Stunden unterhalb Straßburg be­reits wieder in Deutschland -ingefallen und die Scenen des Jahres 1796 hätten sich für das arme Land ohne Zwei- sel wiederholt, wenn nicht unvorhergeichen und schnell ein allgemeiner Waffenstillstand und diesem folgender Friede, durch die glücklichen Operationen des Oberge­nerals Bonaparte in Italien veranlaßt dem weitern Vordringen der Franzosen, die schon im Kin- zigthal standen, ein Ende gemacht hätte.

Die Drangsale dieser Franzosenkricge leben noch ungcschwächt in der Erinnerung und in den Tradit onen unseres Volks. Dennoch kann da« gegenwärtige in 45 Friedensjahren herangewachsene Geschlecht sich schwer­lich eine ganze Vorstellung von der ungeheuren Ver­wirrung solcher Zeiten machen.

Mögen sie sobald nicht wicderkchrcn.

Redaktion, Druck und Verlag der Mceh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.