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haben bereits ibeilweise ihren Abzug nach Deutsch, land, muthmaßlich nach Polen angetretcn, in­dem 'sie ihren Weg über Paris nehmen und von dort in Haufen bis zu 20 abreisen.

Belgien.

Brüssel, 30. März. DieJndevendance Belge" schreibt aus Paris: «Zwischen Hrn. v. Lavalette und dem Kaiser hat am 26. März eine Unterredung staitgefunden, worin Louis Napoleon erklärte daß die Franzosen in Nom bleiben werden, selbst nach dem etwaigen Tod des Papstes, namentlich wävrend des Conclave."

<A. Z.)

Amerika.

Bei dem Seegefecht, welches kürzlich san der virginischen Küste stattfand, kämpften zum ersten Mate gepanzerte Dampfer mit. Ein solcher war der südstaatliche Merrimac, dem die vollen Lagen von zwei unionistischen Segelfrc- gatten nicht nur nichis anhaben konnten, sondern der im Gegentheil einer derselben die eine Seite einrannte, so daß sie untersank. Am andern Morgen kam ein unionistisches Panzerschiff zu Hilfe und nun kämpften die beiden eisernen Ungethüme 5 Stunden lang miteinander, bis endlich der Merrimac ein Loch erhielt und sich mir den andern südstaailichen Schiffen zurückzog.

Einem Schreiben der Epoca aus dem Lager von Tajerin zufolge ist die Hize in Mexico be­reits so groß, daß bei der Zusammenkunft der Bevollmächtigten in Soledad vier Pferde von fünfzig, welche die Escorte des Generals Prun bildeten, unterwegs todt niederfielen.

In Melbourne hat sich eine Aktiengesell­schaft gebildet, um London und andere europäi­sche Städte mit gepökeltem Fleisch zu verseben

Miszeiien.

Aus dem Kriegsjahr 17S6.

(Fortiezung.)

Der Erzherzog Carl war demnach Sieger im Rheinthal, und beschloß am Abend nach dem Gefechte bei Malsch, am andern Morgen weiter auszurückcn und die Franzosen über die Murg zurück- zuwcrsen. Aber gegen Mitternacht erhielt er Meldung von dem AuSgang des Gefechts bei Rothcnsol und von dem Rückzug seines linken Flügels unter General Kaim.

Er hielt nun seine linke Flanke für zu sehr bc- droht und ließ noch vor Tagesanbruch den Abmarsch nach Pforzheim beginnen.

Hier hat er am 1l. Juli alle seine Truppen aus dem Rhein-, Alb- und Enzthal vereinigt. Die wei­teren Nachrichten die er hier vom Niederrhein und vom siegreichen Vorrücken der dortigen fran­zösischen Armee erhält, bestimmen ihn zu dem Ent­schluß den Rückzug in das InnereDeutsch- lands fortzusczen. Er maschirt, gefolgt von den Franzosen gegen Cannstatt und Eßlingen und von da gegen Nördlingen, an den Neckar und an die Donau.

ES erhellt aus dieser Darstellung, welchen beträcht­lichen Einfluß der unglückliche Ausgang des Gefechts bei Rothensol auf die strategischen Entschließungen des Erzherzog Carl hatte, in deren Folge der schwäbische Kreis den Franzosen preisgcgeben werden mußte und dann die cntsezlichstcn Kriegsdrangsale zu erdulden hatte.

Bon den abscheulichen Erpressungen, welche^sich die Franzosen überall erla-dten soll noch kurz die Rede werden; der Schauplaz des Krieges selbst ist aber unserer nächsten Nachbarschaft nun entrückt und die ferneren Darstellungen des Militär-Kalenders haben kein specielleS Interesse mehr für unseren Leserkreis. Es sey deshalb hier nur noch so viel gesagt, daß der Feldzug 1796 durch das Genie des Erzherzog Carl koch noch, am Oberrhcin und am Niederrheia zum Vortheil der deutschen Waffen umschlug. Bis zum Herbst waren die Franzosen wieder über den Rhein zurückgedrängt.

Die Armee des General Moreau insbes., mit der wirs hier zu thun hatten, nachdem sie durch Württemberg und Borderöstreich bis tief nach Bapern vorgcdrungcn war, wurde wieder gegen den südlichen Schwarzwald zurück gedrängt, mußte im Angesicht des Feindes durch das Höllen­thal retiriren und wurde, nach den für die Oestrcicher > siegreichen Schlachten bei Emmendingen und Schlingen gegen Ende des Jahrs bei Rhein- felden und Kehl wieder über den Rhein zurück, geworfen.

Schon am 17. Juli 1796 also 14 Tage nach der Einnahme von Freudenstadt hatte der Herzog von Württemberg eine Privat-Couveation mit dem französ. Obergeneral, vorerst in der Form eines Waffen, stillstands abgeschlossen, welcher aber der definitive Friedens-Abschluß mit dem Direktorium der französ. Republik schon im August nachfolgte. Auch der M ar k- graf von Baden folgte bald diesem Beispiel.

Dieser Einstellung der Feindseligkeiten lag die wohl, meinende Absicht zn Grunde, die den Franzosen preis­gegebenen Länder zu schonen. Allein der Erzherzog Carl sah die Sache etwas anders an. Er ließ, als auch die übrigen Stände des schwäbischen Kreises vielem Beispiel allmählig folgten, das immer noch 6006 Mann starke Corps des schwäbischen Kreises das damals in Biberach stand, von kaiserlichen Truppen umringen und entwaffnen. Sogar die Fahnen wurden demselben abgenommen. Und die Mannschaften, deren Landes, tbcile von den Fran;o>cn besezt waren wurden, um den Uebergang zu denselben zu verhüten, von den kaiserlichen gezwungen, ihnen entwaffnet bis nach Augsburg zu folgen.

(Schluß folgt.)

Eine vortreffliche Anekdote wird aus Paris gemeldet und bezeichnet die dortigen Stimmung. Der kaiserliche Prinz soll sich in diesen Tagen an seinen kaiserlichen Vater gewendet haben, um von ihm den Unterschied, der zwischen den Worten aceiäent und mnlueu,- liegt, zu erfahren. Der Kaiser nahm zum Beispiel seine Zu» flucht : »Mein lieber Sohn, siche, wenn unser Vetter Napoleon zum Beispiel in's Wasser fiele, so wäre das ein aoeiäent wenn man ihn aber wieder herauszöge, so wäre das ein malbeur!-

Redakliou, Druck und Verlag der Mceh'schen Buchdruckerei iu Neuenbürg.