mit seinem weißen Speichel wie in Asbest gewickelt, zwischen die spärlichen Holme, die er im Fluge erwischt, daß ste seiner zu erwartenden Brut mit den unendlichen Rachen zur Wiege dienen sollen.

So ergeht cS alljährlich schon Tausenden von äch­ten Standvögeln. Biel schlimmer sind aber noch die weichlicheren Strich- oder wohl gar verirrten oder krüp- pclhastcn Zugvögel daran, denen cs nicht vergönnt war, im Herbste sich mit den Andern in hoher Lust auf das blaue wogende Meer zu wagen. Da steht denn so ein ruppiger Storch vor der Stadt an einer bestimmten warmen Quelle in der Nähe der Abdeckereien, mit deren Fleisch er sein Leben fristet, aus Noth die Sitten seines riesigen Vetters, des Argala, nachahmend, den er bisher alljährlich jenseit des Mittelmccrs am blauen und weißen Nil besucht. Und die Leute, die auf ihren täglichen Spaziergängen an dem Storche von ferne vorübergegangen sind, denken eines Tages: Ich bin doch neugierig, ob er die !5" von gestern Nacht ebenso gut ausgehaltcn, wie die 9 von vorgestern. Sie gehen näher, uns suchen lange nach dem hochbeinigen Gevatter, der sich auf dem Schnee so wunde: lich aus. nimmt, wie eine Eule im Sonnenschein. Endlich ha­ben sic ihn gefunden, todt und starr in einem Erdloche zusammengekauert.

(Schluß folgt.)

Bürgerthum und Schulthum.

Unter dieser Ueberschrift brachte kürzlich die als Beilage zur Heidelberger Bolkszeitung erscheinende Schule" einen Aufsaz, dem wir folgende Stellen ent­nehmen :Wer das Leben kennt, dem thut das Herz weh über der Gleichgültigkeit ver Leute gegen die Schule. Das neue Kleid der Schulmeisterin alle Weiber beklatschen es; ist aber das Schulhaus bau­fällig, das sieht Niemand. Hat der Lehrer einen böse» Buben durchgeprügelt und ihm so das Schulgesez, das er mit dem Kopfe nicht begreifen wollte, auf das Gl­ieder geschrieben, da fluchen und donnern die Männer, als ob der böse Feind eine Säule an ihrem Genera­tionshimmel umgestürzt; sieht aber der Lehrer aus wie ein lebendiges Sorgenkästlein und wird so durchsichtig, daß er bald keinen Schatten mehr wirft im hellsten Sonnenschein, da fragt Niemand: Was fehlt auch dem armen Manne?

Verbinden wir n»S die jAugen nicht! Die Theil- nahmlosigkeit des Bürgerthums an den Schulen ist noch größer, als sie sein sollte, troz der gepriesenen Auf­klärung.

Es gibt Bürger und Gemeinden, welche eine rühm­liche Ausnahme machen; aber eben weil sie Ausnah. men sind, stoßen sie die fatale Regel nicht um.

Man denke nur daran, auf was für Schwierig­keiten die Erhöhung des Schulgeldes gestoßen ist? Wir kennen Lehrer, die aus lanier Verdruß darauf ver­zichtet, andere, die dadurch die ganze Gemeinde auf den Hals bekommen haben. Zu welchen Erbärmlich­keiten hat in manchen Gemeinden nicht der Ankauf eines Stückes Feldes für die Schule geführt! Man frage sich doch ernstlich, was es einer Gemeinde auS- macht, wenn sie von ihrer ganzen Gemarkung der

Schule einen Acker oder eine Wiese abtritt? Aber di^ Spießbürger thatcn da und dort, als ob sie dadurch alle an den Bettelstab gebracht würden.

Wenn ein solcher Spießbürger damr, daß sich der Lehrer ein ganzes, liebes, langes Jahr mit seinem Kinde herumplagt und mehr als für tOO fl. Aerger verschluckt, 1 fl. l2 kr. Schulgeld zahlen soll, findet er dies himmelschreiend, indessen er an einem Sonntag- nachmittag vielleicht 3 fl. beim Karteln verliert; frei­lich, da darf er dafür mit den Fäusten auf den Tisch schlagen, daß die Gläser klirren, .den Lehrer, darf er leider nicht klopfen für den l fl. 12 kr. Schulgeld.

Aber auch wo man den Geldbeutel nicht aufthun muß, wenn man Interesse an der Schule zeigen will, zeigt cs sich sehr spärlich. Wir wollen nicht davon sprechen, daß Vater ober Mutter der Schulkinder, wenn etwa auch nur am Sonntage, »achfragt: Nun, Kinder, wie ist eS diese Woche in der Schule gegangen? Sepd ihr recht fleißig und brav gewesen? Was habt ihr Neues gelernt in dem und dem? Ist der HerrtzLehrer immer wohl auf gewesen? u. dgl.

Sollte denn ein Familienvater, eine Mutter nicht solche Fragen an die Kinder stellendes sind ja doch ihre Kinder, um die es sich in der Schule handelt! Es wird ja doch hier Samen ausgestrent, von welchem sie und ihre Kinder, für welche sic ja Neichthümer oft nur mit zu großer Gier und; Hast sammeln, die Früchte ernten wollen! Es sind ja 'doch ihre Kinder, deren Seelen für das ganze künftige Leben, für Zeit und Ewigkeit gestimmt werden! Ihre Kinder, von denen sie dot> gewiß eine Bürgschaft wünschen, daß der Se­gen, der all ihrer lauern Mühe, ihrem Schweiße, ihrer Entbehrung, ihrem Nachdenken, ihrem. Gebete, ihrer Ehrenhaftigkeit u»v all ihren Tugenden entquillt, ein anvertranen wollen! Wie kann man selbst noch ein? ganze Brust voll Sorgen mit in das Grab nehmen und die eine Sorge, die heiligste von allen, Gott die i Kinder einst wieder geben zu können, die er uns gc- ' geben bat, auch als seine Künder, ans lauter Sorge vergessen?

Man sollte meinen, das sey rein unmöglich, und doch ist es leider nur zu häufig der Fall.

Freilich fragt man da und dort nach dem Leben in der Schule, aber leider in einer Weile, wie das Fragen besser unterbliebe. Man hängt auf dem Lande zu sehr an der Scholle. Wie siebt das Getreide? Was macht der Klee? Wird der Tabak nicht rostig! Sieht man nichts vom Brenner in den Hopfen? Haben wir dieses Jahr vor den Mäusen Ruhe? Kälbert der Bläß bald? Ist die Sau bald fett? Was gilt Milch und Butter? Wieviel Eier verkauft man für einen Bazcn? Muv der Bube schon wieder eur Paar neue Hosen haben? Reicht das Heu ans? Und tausend ähnliche Fragen schwirren den Kindern nm die Obren; was Wunder, wenn sic des Lebens Zweck nicht in das Ler­nen, in vollkommene Sittlichkeit uno wahre Religiosi­tät, sondern in die Thätigkeit der Ameise sezen. In den Städten gebt cs nicht besser her. In der hastigen Gewerbsjagd, dem ewigen Stürzen des Emen über den Andern, in der Tollheit kleinbürgerlicher Klein- geisterci will man nur Geld haben, Geld und noch ein­mal und immer Geld, und die Schule erscheint nur als Mittel, zum Geldfischen fähig zu machen, nicht Bürger heran zu bilden von gutem Schrot und Koni zur Zierde der Gemeinde und des Staates, zu Trä­gern und Repräsentanten einer Intelligenz und reli­giösen Sittlichkeit, welche die Grundlage eines gesun­den, gedeihlichen, glücklichen, freien Bürgerthums und Staatslebens ist.

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