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ander sich verehelichen wollen, so verlangt das Gesez den Nachweis, baß sie 200 fl. im Ver­mögen haben. Ist dieß Vermögen nicht nach­gewiesen, so steht den bürgerlichen Kollegien bas Recht zu, die Leute mit ihrem Heirathsgesuch abzuweisen. Es ward nun beschlossen, dieß jedesmal zu thun und nur dann auf wieder­holte Bitte die Heiratbserlaubniß zu geben, wenn der Bräutigam mit 500 st. sich in eine Lebensversicherung eingekauft und die Jahrcs- prämie auf fünf Jahre vorausbezahlt hat. Das gleiche Verfahren soll Denen gegenüber statt- finden, die um die Aufnahme in das Ulmcr Bürgerrecht einkommen und den Nachweis des gesezlichen Vermögens nicht vollständig und über­zeugend beibringen können. l.U. Schn.)

Baden.

Konstanz. Nach der Thurg. Ztg. wird es in Konstanz mit dem Denkmal für den Mär­tyrer Huß Ernst. Der Plaz, wo er den Feuer­tod erlitten, ist genau ausgemittelt und das zu diesem Zweck gebildete Konnte, aus Katholiken und Protestanten bestehend, hat bereits die Mittel beisammen. Schon im Jahr 1834 wäre unter Leitung des verstorbenen Bürgermeisters Hüetlin ein Denkmal errichtet worden, wenn es nicht der östreichischen Regierung von da­mals gelungen wäre, bei der badischen Regierung ein Verbot zu erwirken.

P r euße n.

Hr. Declerq, der französische Bevollmäch- tigte für die Unterhandlungen mit dem Zollverein, befindet sich, wie das Paps meidet, noch in Berlin. Das genannte Blatt will wissen, daß Hr. Declerq noch immer hoffe, die wichtige An­gelegenheit zu einem erwünschten Ende zu führen.

Sachsen.

Thüringen. In Weimar vor dem Schwurgericht stand ein 15jähriger Knabe, schlecht erzogen und ein berüchtigter Thierquälcr. Einen Hund hatte er an einem Baume in die Höhe gezogen, ihm den Leib ausgeschnitten und dem noch lebenden Thicre das Fell abgezogen; dann ließ er es laufen, bis eS verendete. Die Wittwe Höche sezte ihn entrüstet zur Rede und er drohte, er werde es ihr gedenken. Er that es, legte in dem Höche'schcn Hofe Feuer an, das 9 Wohnhäuser und 20 Wirthschaftsgebäude in Asche legte. Der Schaden beträgt 15,000 Thlr. Der Junge wurde zu 8 Jahr Arbeitshaus ver- urtheilr.

Ausland.

Frankreich.

Paris. Ucber die Finanzreform und das 1000 Milliondefizit sagt ein englisches Blatt: Auf welche Weise eine so fabelhafte Summe von tausend Mill. außer den Staatseinnahmen durchgebracht wurde, muß Allen unbegreiflich bleiben außer Jenen, durch deren Hände das Geld ging. Daß es auf die korruptesten Zwecke vergeudet war, leidet keinen Zweifel. Der Be­

weis liegt schon darin, daß, während dieß furchtbare Defizit vorhanden war, jährlich bei der Budgetvorlegung dem französischen Volk versichert wurde, daß die Einnahme die Aus­gaben übersteige. Das ist bonapartistische Wahr­haftigkeit. Die Frage ist nun, wird das Nebel dadurch geheilt seyn, daß Fould dem Kaiser seine Bedingung auferlegt hat? Wir bezweifeln es sehr. Wenn wir uns nicht sehr irren, ist der Arzt zu spät gerufen worden. Das bonaparti­stische System ist unheilbar krank und wird durch die Entrüstung des französischen Volkes, vielleicht schon in wenigen Monaten gestürzt werden.

Paris. Nach einer im Eonstitutionnek veröffentlichten Tabelle wurden in Frankreich seit der Errichtung des Kaiserreichs s1852) im Ganzen nicht weniger als 2600 Millionen Fran­ken mehr ausgegeben als eingenommen. Ein theuer bezahlter Ruhm fürwahr! Und von jener Summe sind 993 Millionen ungedeckt, d. h. eristiren als wirkliches Defizit!

Schweiz.

Französische Gendarmen haben eine neue Grenzverlezung gegen die Schweiz verübt, in­dem sie auf Genfer Gebiet eine Verhaftung vornehmen wollten. Der Bundesrath hat die Genfer Regierung zur Berichterstattung aufge­fordert.

England.

Ein englisches Blatt berechnet, daß die Staaten Europa's zur Zeit nicht weniger als 3,771,000 Mann in Waffen haben. Unter­halt, Bekleidung und Sold kosten jährl. 1800 Mill. Gulden, der jährliche Verlust an Arbeit beträgt ungefähr 1440 Mill. Gulden, so daß l der gelammte Gcldschaden des bewaffneten Frie­dens sich auf 3420 Mill. Gulden jährlich be­läuft. Das Schlimmste dabei ist, daß sich gar kein Ende absehen läßt.

As ien.

Aus dem Berge Ararat, wo die Arche Noah nach der Sündfluth hängen geblieben ist» haut der Astronom Struve eine Sternwarte. Kaiser Alexander hat ihm 125,000 Francs zu dem Bau angewiesen.

(Rus dem Rudolstädter Beobachter.)

Ein echter Volkskalcndcr, welcher bei uns noch wenig bekannt ist, obgleich er in mehr als 100,000 Eremplaren sich verbreitet bat, und welcher um keines kernigen und gesunden Inhalts willen wohl verdient, anch von unserm Volke fleißig gelesen zu werden, ist der bei I. H. Geiger in Lahr, und zwar i» diesem Jahre nun zum 62sien Male erscheinende »Des Lah- rer hinkenden Boten neuer historischer Ka­lender für den Bürger und La ndmann." Sein Inhalt ist außerordentlich reichhaltig Er bringt ernste und heitere Geschichten in Menge, auch einen Ueberblick der neuesten Weltbegcbenheiten, ist mit vielen Illustra­tionen und köstlichen Späßen gespickt und, was wir besonders loben müssen, er weiß den rechten Volkston, wie kaum ein anderer seiner Vettern, zu treffen. Wir find überzeugt, daß der muntereHinkende Bote" auch bei uns, wo er Einlaß findet, bald ein willkommener Hausfreund werden wird.

Redaktion, Druck und Verlag der Mee h'schcn Buchdruckcrci in Ncnevi-ürg.