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Wirthschaftsabgaben in den durch die lezte Verabschiedung bestimmten Steuersäzen zu verwil- ligen und ihren Reinertrag mit 1,400,000 fl. in den Hauptfinanzetat aufzunehmen; In dem Art. 3, Abs. 2 des Entwurfes eines Finanz- gcsezeS, welcher so lautet: Die in Art. 2, Z. 3 des Gesezes vom 19. Sept. 1852, betreffend die Abgabe von Branntwein, dem Finanzmini- sterium eingeräumte Befugniß, hinsichtlich der Feststellung des Steuersazes und der Kontrole- einrichtung für die Branntweinfabrikation aus Stoffe», welche in den Ziffern 1 und 2 jenes Artikels nicht genannt find, wird auch auf die Finanzpcriode 1861—64 erstreckt zuzustimmen." Der Hauptantrag der Kommission wird angenommen. — 196. Sizung. Die Kammer bc- rathet zunächst in geheimer Sizung über einen Antrag E. v. Ow, in Bezug auf die Führung einer von der Oberneckarbahn nach dem Hohen- zollern'schen abzweigenden Eisenbahn. Um 12'/- Uhr wird die Sizung öffentlich. Die Tagesordnung führt zu Bcrathung des Berichts der Finanzkommission über den Ertrag der Sporteln. Der jährliche Voranschlag des Ertrags der Sporteln beträgt 385,000 fl. Die Kommission trägt auf Verwilligung an. Die Kammer ist damit einverstanden. Ein weiterer Gegenstand der Tagesordnung ist die Berathung des Berichts der Fjnanzkommifsion über die direkten Steuern. Der Voranschlag an Steuern von Grundeigenthum, Gefällen, Gebäuden und Gewerben beträgt, wie leztmals, jährlich 3,000,000 fl., und der Reinertrag der Steuer von den Apanagen, dem Kapital- und Renten-, Dienst- und Berusseinkommen jährlich665,000 fl. Die Kommission stellt den Antrag : die erigirten direkten Steuern von Grundeigenthum, Gefällen, Gebäuden und Gewerben im Gesammt- betrag von jährlichen 3,000,000 fl. auf die drei Etatsjahre 1. Juli 1861—64 zu verwilligcn. Der Antrag der Kommission auf Verwilligung von 3 Millionen direkten Steuern wird hierauf angenommen. — 197. Sizung der Kammer der Abgeordneten. Die Tagesordnung führt zu fortgeseztcr Berathung über den Bericht der Kommission für Landeskulturgesezgebung, betreffend die Feldwegregulirung.
Zu Neckars»!:« ist eine Telegraphenstation errichtet und mit beschränktem Tagesdienst für den allgemeinen telegraphischen Korrcspon- denzverkehr eröffnet worden.
Baden.
Aus dem Großherzogthum Baden wird dem fr. I. geschrieben: Ein in Heidelberg vorgekommenes Beispiel von kirchlicher Unduldsamkeit wurde wegen seiner Folgen höheren Orles katholischerseits übel vermerkt. Ein katholischer Bürger in Heidelberg hatte als Pa- then seines Kindes einen Protestanten gewählt, dieser aber wurde von der katholischen Geistlichkeit nicht angenommen. Statt nun dem Verlangen nachzukommen, einen katholischen Pathen
zu nehmen, ließ der Vater dieses Kind nicht nur protestantisch taufen, sondern auch seine drei schon katholisch gelausten Kinder zugleich in das protestantische Kirchenbuch eintragen. Das hatte man nicht erwartet.
Pforzheim, 30. Oktober. Für die deutsche Flotte sind in unserer Stadt bis jezt über 2000 Gulden gezeichnet. Die Sammlung wird^ noch immer fortgcsezt. Sicherlich wird man^hier bei den einmaligen Beiträgen nicht stehen bleiben, sondern sich^zu regelmäßig wie- derkehrenden organisiren. (Pf. B.)
Pforzheim. Sicherem Vernehmen nach soll bereits auf württembergischem Gebier mit den Arbeiten an der Eisenbahnstrccke Pforzheim- Mühlacker, und zwar bei lezterem Ort, begonnen worden sepn.
Bühl. Die im Laufe des Monats gereiften Kastanien bilden einen wichtigen Ausfuhrartikel, und an manchen Tagen schon wurden auf der Station Bühl 400 Eentner derselben zum Transport nach Rheinpreußen verladen, wo dieselben, namentlich in Köln und Düsseldorf, einen starken Absaz finden. Dortselbst werden sie in der Regel zum Preise von 3 Thlrn. per Sester verkauft. (K. Z.
Ausland.
Großbritannien.
London. Die Baumwollfrage ist in den englischen Blättern längst eine stehende geworden, aber je näher der Winter rückt, desto mehr ist zu fürchten, daß sie eine brennende werden wird. Schon jezt arbeiten viele Fabriken in Lancashire „kurze", theils halbe, tbeils Drittel-Zeit. Die Arbeiter haben, wie die Times mit Recht ihnen nachrühmt, bis jezt sehr viele Nachsicht bewiesen und sich in das Unvermeidliche gefügt; sie leben von geringerem Lohn und schränken sich ein, Schweiz.
Glarus. Bereits sind 5'/, Monate nach dem unglücklichen Brande verflossen, und noch findet man hie und da beim Wegräumen des Schuttes glimmende Glut unter der Asche. Belgien.
Brüssel, 29. Okt. Gutem Vernehmen nach sind die Beglaubigungsschreiben des neuen belgischen Gesandten in Turin an den König von Italien gerichtet; damit ist die Anerkennung Italiens ausgesprochen. (T. D. d. Allg. Z.) Türken.
Aus Damaskus vom 4. Okt. wird berichtet, daß viele ausgewanderte christliche Familien zurückkehren; sie haben wieder Vertrauen zu den Maßregeln der Negierung und zu der ruhigen Haltung der Muselmänner gewonnen; die furchtbaren, aber gerechten Erempel, die im vorigen Jahre statuirt worden sind, scheinen ihnen eine Garantie gegen die Erneuerung der von einem durch Anregung der schlimmsten Leidenschaften aufgestachelten Pöbel verübten Greuel.
Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'schen Buchdruck-rei in Neucvl-ürg.