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nicht abgeschlossen worden; die Unterhandlungen zwischen dem leztern Staate und Preußen dauern noch fort.
Prinz Napoleon reist in Amerika von einem KriegSlager ins andere und wird hüben und drüben gut^aufgenommen. Die Amerikaner sagen deßhald, er habe einen geheimen politischen Auftrag seines Bellers, er solle den Lieblingsspruch desselben: das Kaiscrthum ist der Friede! ins Amerikanische übersezen.
LNiszellen.
Göttliche Justiz.
Gleich an der Eingangspforte des Kirchhofes zu Oldenburg ist ein Sandstein eingemauert, worauf die Worte stehen: O ewig ist so lang! Einige Schritte davon steht eine eigenthümlich gewachsene Linde. Der eigentliche Stamm ist gerade und sehr umfangreich, wenn auch nicht so gar hoch, aber alle Zweige hängen herunter und viele davon berühren fast die Erde, so daß sie ein förmliches Zelt um den Haupt- f stamm bilden. Die Linde ist so alt und dabei doch so wohl gepflegt in ihrer Eigenthümlichkeit, daß Jeder unwillkürlich auf den Glauben kommen muß, auch sie habe für den Kirchhof eine besondere Bedeutung ^ Fragt mau aber näher nach, so erfährt man, daß Stein >. und Linde in nächster Beziehung zu einander stehen und ! zwar durch nachfolgende Begebenheit. !
Vor mehreren hundert Jahren diente ein armes/q! aber unbescholtenes, schönes, junges Mädchen in dem Hause eines reichen Kaufmanns. Sie war so anstellig, so treu und brav, daß sie bald der Liebling ihrer Herrschaft wurde und sich nach und nach von der untergeordneten Magd bis zur Beschließerin des Hauses hin- aufarbeitete. Zufrieden in ihrem Berufe, dem sie mit Pflichttreue verstand, fühlte sie sich doppelt glücklich in der Liebe zu einem zwar armen, aber braven Handwerksmanne, mit dem sie verlobt war. Durch Sparsamkeit und Fleiß hofften sie mit einander in einigen Jahren das Ziel ihrer Wünsche zu erreichen; doch nur zu bald wurde ihr Glück gestört. Der Sohn des Hauses, in dem das jlinge Mädchen diente, kam zu den Eltern zurück, um die Geschäfte des Vaters zu theilen und den alternden Mann zu erleichtern- Leider war dieser junge Mann ein roher, leichtsinniger Wüstling, der, sowie er das schöne Mädchen erblickte, in Heißer Leidenschaft für sie entbrannte, und in der festen Meinung, daß die Dienende ihm dem Gebieter gegenüber keine Macht habe, sie mit seinen Anträgen verfolgte und quälte, die aber in ihrer Tugend und Unschuld den entschiedensten Widerstand fanden. Je mehr sie sich nun von ihm zurückznziehen und gegen ihn zu schüzcn suchte, je heftiger entbrannte seine Leidenschaft, die Seine sollte und mußte sie werden, koste cs, was es wolle. Er bezwang sich eine Zeit lang und ließ sie in Ruhe, und bot ihr dann, scheinbar von dem rechtlichsten Gefühle beseelt, seine Hand, hoffend, so unter gutem Scheine sein Ziel zu erreichen. Das Mädchen wies aber auch dieß mit Festigkeit und Bescheidenheit ; von sich, offen gestehend, daß sie längst verlobt scp und mit unverbrüchlicher Treue ihrem Geliebten anhangen ^
werde, selbst wenn noch Jahre bis zu Vereinigung vergehen müßten. Dieß Bekenntniß öffnete den Planen des Wüstlings ein neues Feld, er versuchte Unkraut zwischen den Waizen zu säen, hoffend, wenn die Saat des Mißtrauens, die er bemüht war auszustreuen, aufginge, im Trüben fischen zu können; aber auch dieß scheiterte an der wahrhaft treuen Liebe der Verlobten. Alle diese Hindernisse entflammten die rohe Leidenschaft des jungen Kaufherrn noch mehr, und er beschloß das Mädchen zu bcsizen um jeden Preis und koste es Seele und Seligkeit. Durch allerlei Ränke und durch die Gewalt des Geldes gelang es ihm, dem jungen Handwerker jegliche Arbeit bei den dortigen Meistern zu entziehen, der in Folge dessen die Stadt verlassen und anderswo sein Fortkommen suchen mußte. Unter tausend Thräne» schieden die unglücklichen Brautleute von einander, das Mädchen begleitete den Geliebten noch bis weit vor die Stadt. Beim Scheiden gelobten sie sich nochmals ewige Treue und hofften durch beiderseitige Beständigkeit und Ausdauer dennoch ihr Ziel zu erreichen. Tief betrübt, aber ruhig in ihrem Gottvcr- trauen eilte das Mädchen endlich wieder zurück zu ihren gewohnten Pflichten und Geschäften; aber sie findet Alles im Hause in Aufregung und Bestürzung. Man hat Plözlich einen alten, sehr kostbaren Pokal vermißt, und hat nun vom Gericht Beistand gesucht, um Haussuchung bei allen Dienstleuten halten zu dürfen. Jeder bestürmte das arme Mädchen als Beschließerin des Hauses mit Fragen, bei denen sie, ihrer Unschuld sich bewußt, ganz ruhig bleibt, aber Auskunft über den Pokal, für den sie ja gewissermaffen verantwortlich war, kann sie so wenig wie sonst Jemand geben.
Man schreitet zur Untersuchung, auch sie öffnet arglos ihre Truhe, fällt aber, von den vielen Gemüthsbewe- gungen, die sie an diesem Tage bestürmt, überwältigt, besinnungslos zu Boden, als ein Gerichtsdiener den vermißten Pokal unter ihren Sachen hervorzieht. Der junge Herr des Hauses greift mit Hast darnach, indem er versichert, er habe schon lange dieser Gleißnerin nicht getraut, und wahrscheinlich habe der Verkauf dieses Wertstückes zur Erreichung ihrer Heirathsplauc mit dem jungen Taugenichts dienen sollen, der nun glücklicher Weise die Stadt verlassen habe. Das arme Mädchen kommt im kalten, öden Gefängnisse wieder zu sich, hilflos, verlassen von Allen, sie ist dem Wahnsinn nahe, doch nach und nach kommt ihre Ruhe und Kraft wieder, indem sie auf ihre Unschuld baut, die Gott der Allmächtige gewiß früh oder spät an den Tag bringen wird.
(Schluß folgt.)
ES eristirt in Paris ein Haus, welches jährlich an 150,00V Litres Punsch nach Australien und fast ebenso viel nach dem Kaukasus erportirt. Ein zweites Haus, welches Blumen, ausschließlich für Zucker- und Pastetenbäcker zum Schmücken der Kuchen re. für Na- mensfeste liefert, fabricirt deren jährlich für mehr als 300,000 Franken. Wieder ein anderes Haus fabricirt jährlich für etwa 400,000 Franken Sorbets und Gefrorenes; dieses Haus verbraucht an 500,000 Eier und hält sechs Pferde, um seine Produkte zu den Kunden