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scheu Monarchie die Concefsion ertbcilt' wurde, i entnehmen wir über d.nGang iw abgelauftnen Jabre, daß die Lebensversicherung einen reinen Zuwachs von 523 Personen „uk einem Versicherungskapitäl von l,lll,625 st erhell und nunmehr 2927 Personen mu einein Ver- sicheruiigskapital von 5,884,883'/, fl. umfaßt. Die älteste versicherte Person zählt 70, die jüngste 17 Jahre. Die Altersversicherung erhielt einen reinen Zuwachs von 169 Perloneil mit einem Beisicherungskapital von l0l,006fl. 40 kr. Die Rentenversicherung blieb ans dem Standpunkt von 1859 und zäblt 6 Perso» nen mit einem Einlagekapital von 6851 fl. 2 kr. Das sterbllchkeltsveihäliniß stellte sich ungemein günstig, indem die Gesellschaft nur 20 sterbefälle mit 40 300 fl. auszuzablen hatte, und in Folge hievon einen Ueberschuß von 75,575 fl. 30 kr entziffert, der einer Dividende von 43 Pro;, gleichkommt.
Bayern.
Im Nheingau und der jenseitigen Pfalz drängen sich gegenwärtig die Wcinverstci- gerungen; die großartigste wird wieder diedcs GutebesizerS I. Buhl in Oeideobeini seyn, welche auf den 23. d. M. angese,t ist.
Baden.
Pforzheim den 16. April. Die Eiöff- nung der Strecke Pforzheim-Wilferdingen ist auf den 15. Juli in sichere Aussicht gestellt und es sollen in der ersten Hälfte jenes Monats die Probefahrten stat,finden.
Ausland.
Frankreich.
Paris, 14 April. Die unter dem T'tel: „Brief über die Geschichte Frankreichs", unter- i zeichnet „Heinrich von Orleans", al>'o von dem Herzog von Äumale erschienene Flugschrift macht ungeheures Aufsehen. Als die Bebörde den gefährlichen Inhalt erfuhr und Beschlagnahme vcr- fügte, war nur ein einziges Eremplar vorhan hauten. Die Flugschrift ist eine Antwort der Familie Orleans und ibrer Anhänger auf die vom Prinzen Napoleon im Senat gehaltene Rede. Sie greift die Familie Bonaparie auf ihren empfindlichsten Seilen an.
Turkey.
Syrien. Die englische und französische Negierung stehen wegen der Besitzung in syncn und der Insel Malta auf gespanntem Fuße, — was für uns Deutsche gerade kein Ui,glück ist.
Miszellen.
Die Leiden eines Engels.
(Fortsezung.)
S.
M a r z i o.
Der Cardinal schritt den unteren Corridor der Billa entlang bis m einem Kreuzgange; hier wendete er iich rechts, machte noch einige Schritte und trat dann durch eine Tbiir in einen lee>en Raum, aus welchem eine mit einem Eiungittcr umgebene Treppe abwärts führ te- D me Treppe stieg er hinab, fol .te dem Gange,
in welchem sie endete, den ein schwacher Lichtschimmer erhellte. Cs war die Leuchte Flodoardos, welcher hier seinen Herrn erwärme Der Leziere nahm dem Diener die Leuchic ab und deutete mit dem Daumen seiner rechten Hand über di. Schulter, worauf jener zurück gl»g, wahrend der Cardinai vorsichtig den niedrigen Gang oerfolgte, bis ein Ciiengitler denselben versperrte.
Hier hob Borghese die Leuchte und blickte längere Zeit schweigend durch das Gitter. Der Raum, welcher dasselbe von dein Gange trennte, war etwas weiter als dieser und bedeutend höher; scharfkantige Latten bedeckten den Fußboden und die Wände; an emer der- selben tehiue eine menschliche Gestalt.
»Marzio!» sagte endlich der Cardinal.
Die Gestalt ichwieg.
»Marzio, wie geht cs Dir?" fragte jener von , Neuem.
Marzio schwieg immer noch.
Der Cardinal hob die Laterne und gab ihr eine Wendung, daß sie den Mann besser beleuchtete und deutlich dessen finstre Stirn und bl zendcn Augen erkennen ließ.
«Marzio!" sagte er, „ich hatte Dir Sicherheit versprochen; bist Du in Sicherheit?"
«Beim Teufel, ja!« stieß dieser hervor, »und zwar mehr als ich wünschen konnte. Eure Emilien; hat verschiedene Mittel, für die Sicherheit cmeS Menschen zu sorgen.«
»Siehst Du dieß ein, Marzio?«
»Oh, vollkommen.«
»Du begreifst vielleicht auch, daß damit meine Mittel, für Dich zu sorgen, noch nicht zu Ende sind?"
»Dies würde ich Eurer Eminenz au,'s Wort glauben, ohne eine solche Probe davon zu genießen?«
»Elui, so werden wir uns sicher um io leichter verständigen.»
»Was verlangen Eure Eminenz von mir?"
,,Du Haft ein schweres Verbrechen begangen, Marzio. Ich werde Dich also auslieiein muffen."
«Mia, ausiiescrn!«
»Unbedingt, es ist meine Pflicht; ich kann keinen Menschen in meinem Dienste behalten, der eine so schwere Schuld aut sich geladen."
»Ader Eminenz — !"
„Lu begreitst das nicht, das ist schlimm! Doch es kann an der Sache nichts ändern; Du wirst dem peinlichen Gericht übergehen "
„Ader Eminenz, Zhr Veisprechen - !"
„Geduld — Tu wirst vor dem Gerichte angcklagt» und Du leugnest, das Dir zur Last gelegte Verbrechen begangen m baden."
„Zum Temel ja, ich leugne oder —!
„Ereifere Dich nicht, Du leugnest also und wirst- auf die Folter gespannt, dann —"
„Dann gestehe ich, zugleich aber auch wer —!"
»Ganz recht, wer Dich gedungen hat.»
,,Obo!»
»Du willst nickt?"
»Nun, wenn Sic es wollen."
»Wer Hai Dich gedungen?"
»Nun, wer anders, als der Herr, in dessen Diensten ich stand und der gute Dienste so gut zu belohnen weiß!"
»Du irrst, Marzio. die Furch! macht Dich verwirrt. Es war des alten Cenci's Tochter, die Dich gedungen, ihren Vater zu tödtcn.«
Der Bandit riß seine Augen weit auf.
„Abscheulich!" murmelte er.
„Za wohl!» fuhr der Cardinal fort; „Mutter, Tochter und Bruder sind bereits des gedachten Verbrechens angeklagt und D» bist ihr Mitschuldiger.»
Der Bandit verließ seinen Stand und trat dem Cardinal naher.
(Fortsezung folgt.)
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