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Kronik.

Deutschland.

Frankfurt. Durch die dankenswertste Fürsorge unserer Behörden ist der Verkehr in unfern Straßen seit einigen Tagen so ziemlich wieder hergestellt. Das Aufräumen der kürzlich gefallenen Ungeheuern Schnecmasscn hat der Stadt 10,000 fl. gekostet. Die dazu verwen­deten Soldaten unseres Linienbataillons erhielten für den Tag 48 kr. per Man«/ die Oestrcicher 1 fl. Die Verwaltung der Neckarbahn zahlte in einer einzigen Woche 560 fl. an solche Leute, die zum Reinigen der Bahn bis an die Frank­furter Gränze beschäftigt waren. (S. M.)

Württemberg-

Stuttgart. Wie in Württemberg wäh­rend dcü verflossenen Jahres manche andere gc- meinnüzige Unternehmung sich gedeihlich fortent- wickelt hat, so ist dies auch mit der vater­ländischen Lebenöverstcherungsan- stalt geschehen. Der Zugang zu der hiesigen Lebensversicherungs- und Ersparnißbank hat sich in ihren beiden Hauptzweigen, der eigentlichen Lebensversicherung und der Altersversicherung, gegen das Vorjahr sehr beträchtlich vermehrt; es sind nämlich im Jahre 1860 cingcgangen: Anträge zur Lebensversicherung 796 gegen 579 im Vorjahre; angenommen wurden 701 mit Versichcrungskapital 1,28l,925 fl. gegen 530 mit Versicherungskapital 916,466 fl. des Vor­jahres. Altersversicherungen wurden im Jahre 1860 abgeschlossen 216 gegen 146 im Jahre 1859. Die Sterblichkeit bei der Lebensversiche­rungsbranche war im verflossenen Jabrc der Personenzahl nach noch günstiger als im Vor­jahre, cs sind nämlich nur 20 Personen gestor­ben, während im Jahre 1859 ebcnsoviele Stcrb- fälle auszubezahlen waren, und durch den Zu­wachs im Jahre 1860 und dadurch, daß die früheren Mitglieder je ein Jahr älter gewor­den sind, eine erhebliche Vermehrung der Sterb­fälle zu erwarten war. Dagegen sind die im Jahre 1860 Gestorbenen durchschnittlich mit höheren Summen versichert gewesen als die im Jahre 1859 Verstorbenen. Der Rechnungs­abschluß für 1860 wird voraussichtlich wie alle seine Vorjahre eine sehr schöne Dividende ergeben. Im abgelaufenen Jahre kamen sehr viele Nachversicherungen von bereits ver­sicherten Personen vor. Der beste Beweis der Zufriedenheit der Banktheilhaber mit ihrer Anstalt und der zunehmenden Erkenntniß der Vorthcile, welche dieselbe bietet. Namentlich bedient sich dieses Instituts zur Fürsorge für die Familie zahlreich der Schullehrerstand und zeigt hiedurch, daß erden Rath der evangel. Oberschulbehördc besser findet, als jene Ansicht eines Unterlehrcrs, welche kürzlich im Staats- Anzeiger erwähnt worden ist.

O e st r e i ch.

Ungarn. Ein Böhme und ein Ungar standen seit vielen Jahren in Handelsverbin­dungen. Nach Neujahr kam bei dem Böhmen ein Brief an, den er öffnete und verlegen hin und her drehte; denn drunter stand allerdings der Name seines Handelsfreundes in Pesth, aber darüber lauter ungarisch und der gute Mann verstand kein Wort davon. Was halss? Er schlich sich zu einem Sprachkundigen und ließ sich den Brief iibersezen. Der Ungar gratulirte zum neuen Jahr und sagte, sie wollten ihre Geschäfte fortsezen, deswegen mache er eine neue Bestellung, deutsch aber wolle er nicht mehr schreiben, das verbiete ihm seine Nationalehre; denn Jeder müsse auf seine Nationalität halten, sonst sey er ein Lump. Der Böhme besann sich nicht lang und antwortete dem Ungarn böhmisch. Er wisse zwar, schrieb er, daß sein Freund in Pesth kein Work böhmisch verstehe, so wennig als er ungarisch, das schade aber nicht, er sey ein Böhme und halte etwas auf sein Böhmisch; ein Lump, wer seine Nation vcr- läugne! Und so werden Beide ihre Briefe gegenseitig ins Deutsche übersezen müssen, um sich zu verstehen.

»Preußen.

In einem Dorfe bei Eoblenz jagten am Hellen Tage 8 Wildschweine durch die Gassen. In Königshofen lief ein Häslem zu einer Thüre eines Wirrhshauses herein und zur anvcrn hin­aus, in Grunewald ern Reh in die Siude eines Pächters.

Miszellen.

Die B sizcr der Gasthöfc ersten Ranges in Heidel­berg geben daniii um, geiüeinschafllich irgend ein gro­ßes, unweit der Eisenbahn und am Neckar gelegenes Grnndnnck zu kaufen und darin einen Bergnügungeort zn gründen, in welchem sich im Sommer ihre langer sich don aufhaltcnden Geiste versammeln und bei einer Tasse Kaffee oder sonstigen Erfrischungen, bei ange­nehmer Musik, in schattigen Alleen und Laubgängen die Zeit vergnügt zubringen können. Man hat dazu einen etwa zwei Morgen großen Garien ansersehen, der sich dem botanischen Garten gegenüber links vom Winterhafen bis zum Neckar hmzicbt und von dem aus, wenn einzelne Punkte gehörig erhöht werden, man allerdings eine herrliche Aussicht nach allen Richtungen genießt-

Der Bcsizer eines der besuchtesten Berliner Weiß- bierlocalc pflegt sämmtljche Zweigroschenstücke alten Gepräges, welche im Geschäft einkommen, zu einem Capital für seine heirathsfähige Tochter anznlcgcn. Ein Stammgast, dem dieses Verfahren unter dem Sie­gel der Verschwiegenheit anvcrtraut wurde, hat die meisten der das Local besuchenden Stammgäste,zu be­wegen gesucht, ihre Zeche nur in jener Münzsorte zu bezahlen. Daher kam cs, daß eines Abends für Tda- ler Zweigrolchcnstücke in die Kaffe der Tochter flössen. Besagter Stammgast soll einen sehr hoffnungsvollen Sohn haben, aus welchem Umstande man sich seine Sorge um Vermehrung der Aussteuer wohl erklären kann.

Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'schcn Buchdruckerci in Neuenbürg.