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damals eine Taffe Kaffee für den häßlichen alten Lo- maque aufgehoben! Jezt bin ich pflichtmaßig verbun­den» Beide zu verdächtigen, vielleicht fie zu verhaften; vielleicht ich wünschte, diese Arbeit möchte in andere Hände gefallen sepn. Ich mag ffe nicht vollbringen ich mag fie um keinen Preis vollbringen!«

Er kehrte an seinen Schreibtisch zurück und sezte sich an seine Papiere mit dem finsteren Wesen eines Mannes, der entschloffen ist, die ihn quälenden Ge­danken durch angestrengte Arbeit zu verscheuchen. Länger als eine Stunde arbeitete er entschloffen fort und von Zeit zu Zeit einen Bissen trockne» Brod. Dann hielt er etwa« inne und begann wieder nach;udenken. Allmälig verschwand die Sonnendämmerung und das Zimmer wurde dunkel.

»Vielleicht segeln wir mit der Flnth über diese Nacht hinfort, am Ende wer weiß?« sagte Lomaque unr klingelte mit der Handschelle nach Licht. ES wurde gebracht und ominöser Weise kehrte zugleich der Poli- zeiagent Magloire mit einem kleinen versiegelten Paket zurück. ES enthielt einen Verhaftsbefchl und ein kleines dreieckiges Billet, das einem Licdesbricfchen oder der Einladung einer Dame zu einer Gesellschaft ähnlicher 'ah, als irgend etwas Anderem. Lomaque öffnet? hastig das Billet und las iolgende, zierlich iu Chiffcrschrift geschriebene und m t RobeSpierreS An­fangsbuchstaben M. R- Unterzeichnete Zeilen:

»Verhaften Sie diesen Abend Trudaine und seine Schwester. Bei reiferem Nachdenken bin ich überzeugt, daß es das Beste ist, da Danville zeitig zurückkehren und gegenwärtig sepn könnte. Er ist auf die Verhaftung seiner Gattin nicht vorbereitet. Bewachen Sie ihn streng, wenn fie stattfindct und berichten Sie mir im Geheimen. Ich befürchte, er ist ein lasterhafter Mensch und ich verabscheue vor allen Dingen das Laster."

»Gibt es noch mehr für mich diesen Abend zu thun?" fragte Magloire gähnend.

»Nureine Verhaftung", antwortete Lomaque. «Ru­fen Sie unsere Leute zusammen, und wenn Sie bereit find, besorgen Sie einen Wagen vor dem Hause."

»Wir wollten eben unser Nachtessen zu uns neh­men", murrte Magloire für sich, als er hinausging. »Der Teufel hole die Aristokraten I Sie haben Alle solche Eile, unter die Guillotine zu kommen, daß fie Einem nicht einmal Zeit lassen, sein bischen Essen in Ruhe zu verzehren."

»Es gibt jezt keine Wahl«, murmelte Lomaque, indem er den Verhaftsbefchl und das dreieckige Billet ärgerlich in seine Tasche steckte. »Sein Vater war mein Retter; er selbst hieß mich wie einen ihm Gleich­gestellten willkommen und seine Schwester behandelte mich wie einen Mann vom Stande, wie eS in jenen Tagen hieß; und jezt"

Er hielt inne und wischte sich seine Stirn ab, dann schloß er fein Pult auf, langte eine Flasche mit Branntwein heraus, goß fich ein GlaS voll und nippte es langsam aus.

»Ich möchte wissen, ob andere Leute auch zur Weichherzigkcit Hinneigen, wenn fie älter werden?« sagte er. »Mir scheint eS wirklich so zu gehen. Muthl Muth! was sepn muß, muß sepn. Und wenn ich mei- uen Kopf aufs Spiel fezte, ich könnte diese Verhaftung

nicht aushalten. Im Bureau ist Niemand, der zum Vollzug derselben nicht bereit wäre, wenn ich mich weigerte."

Jezt hörte er da- Rumpeln der Wagenräder au­ßerhalb.

»Der Wagen ist dal« rief Lomaque, schloß die Branntweinflasche fort und ergriff seinen Hut.Am Ende ist es, da die Verhaftung einmal stattfindcn muß, ganz gut für fie, wenn ich fie vollziehe.«

Mit diesen Worten tröstete fich der Haupt-Polizei- agent Lomaque so gut er konnte, blies da- Licht auS und verließ das Bureau.

(Fortsezung folgt.)

E n schwedisches Blatt erzählt folgenden er­greifenden Vorfall: Der Taglöhncr Olof Svensson von Sulad im Lararbp-Kirchspiel fuhr mit seiner Frau und ihrem Kinde nach Larardp zur Kirche, wo das Kind gerauft werden sollte. Ihr Weg gdig über den gekrornen See Eilen, den sie auf dem Hinwege ohne Schwierigkeit im Schlitten paffirien. Auf dem Rückwege inveß fing es stark an zu schneien und wurde, als sie auf der Mitte des See'S waren, so dunkel, daß Olof den Weg nicht finden konnte und zulezt merkte, daß er in einem großen Kreise -erumfuhr. Mutter und Säugling waren indeß noch wohl, warm in Decken gehüllt und litten nichts von der scharfen Kälte. Olof verließ nun den Schlitten, um zu Fuße nach einer Spur zu suchen, oder überhaupt fich zu oricnliren. Bald aber kehrte er nach dem Schlitten zurück und sagte, es sep unmöglich einen Weg zu fin­den, fie müßten auf dem Sec übernachten, vielleicht gar sterben- Er klagte nach einer Weile über Müdig­keit und Kälte, und fiel dann plözlich um und war todt. Die arme Gattin und Mutter mit dem Kinde war nun allein in der Nacht, zwar rief sie um Hülfe, allein sic hoffte nichts mehr. Der Schnee thürmte sich höher und höher um fie empor, das Pferd stand still und war fast nicht mehr sichtbar. Endlich Morgens um drei Uhr kam Hülfe, ein Bauer Johannes Haussohn von Alsbp hatte den Nothruf gehört, den die Frau von Zeit zu Zeit ausstieß, und fich mit seinen Leuten ausgemacht zu helfen. Mit vieler Mühe arbeiteten fie fich durch den Schnee und «reichten glücklich das arme Weib mit dem Kinde, ehe es zu spät war. Olof Svensson war tief im Schnee begraben und das Pferd umgesunken und erfroren, aber weder Mutter noch das Kind hatten Schaden gelitten. Sie wurden nach dem nächsten Hofe geführt und gepflegt, ihr Schicksal erregte die allgemeinste Theilnahme.

Von Alex. v. Humboldt wird nachfolgende Anekdote mitgctheilt. Zur Zeit, alsdas Tischrücken graffirte, beschäftigte man sich au» am Hofe zu H. an welchem fich Humboldt aufhielt, unauSgesezt damit, und peinigte den großen Naturforscher um eine Er­klärung dieses Phänomens, die er jedoch lange Zeit höflichst ablchntc. Eines Abends trat der Prinz H. auS einem Nebenzimmer in den Salon, in dem sich Hum- boldi befand, ging eiligst auf diesen zu und rief: »Er- ccllenz, jezt habe ich es mit meinen eigenen Augen ge­sehen! Dort drinnen tanzt ein Tisch im Zimmer um­her und zwar so schnell, daß die Prinzessinnen ihm kaum Nachfolgen können! Nun, was sagen Sie dazu ?« Was soll ich sagen«, antwortete Humboldt, «der Klügere gibt endlich nach."

Die Montags-ZeitungBerlin" entwirft von unserer Zukunft", nach Einführung der Heer eS- Organisation, folgendes nicht eben rosiges Bild: Bei diesem ew'geu Rüsten Wird'» bald mit uns so steh'n:

Ein Theil des Volk« wird fechten,

Der and're fechten geh' n.

Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.