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Grade betrübend. ES treten danach alle An­zeichen eines in schnell,r Ausbildung begriffenen schwarten siaures hervor, welche die voltstän. dige Erblindung leider fürchten lassen. Der Prinz Earl von Preußen eilte auf diese Nach, richt soiert nach Nizza, und hie,in ist auch der Grund zu suchen, weßdalb der Großfürst Ni« colans ohne jed-n Aufenlialt am diesigen Orte so schleunig seine Weilerreise fortsezte. Unser berühmter Augen rzt v Graefe bat sich auf de» ausdrücklichen Wunsch des Prinz-Regenten zu der Kranken begeben (B. B. Z )

Vestreicd.

Wien, 10 März, Laut telegraphischer Nachricht wurde gestern zu Berona ein Haupt, mann vom Genietorps kriegsrechtiich erschossen. Er wurde überwiesen, einen Plan der Festung dem Feinde überliefei t zu haben. (N. Pr. Z.) Ausland.

Italien.

Turin. Eine rffuielle Depesche gibt fol­gende Details über die Abstimmung in Central- Jialien: Toscana Bevölkerung: 1,806,946 Einwobner; für die Union: 366,571, für ein skpariries Königreich: 14 925; verlorne Lum­men: 4.949. Lumina 366,435 Ltimmende. Aemilien: 2 127 105 Bewohner. n l Romagna : für die Annexion: 202.659. di Modena: für die Annexion: 115,621. o> Parma: für die Annexion: 88,511. Lumina: 406,792 für die Annexion.

Turin, den 18. Marz. Farini überbrachle dem König das Ergebniß der Abstimmun.i der Emilia. Der König sagte in seiner Rede: er nebme die feierliche Abstimmung an. Jndnn er mit seinen allen Provinze» Parma und Modena, auch die Romagna vereinige, denke er nicht daran, von seiner lebhaften Unkerwürsig- keit unter das Haupt rer Kirche abzulassen; er sep bereit, die für das erhabene Am» des Papstes nvthwendige Unabhängigkeit zu vertbeidigen, für den Glanz deö päpstlichen Hvies Beitrage zu leiste» und seiner Louveranetät zu huldigen. Das Parlament werde, inbem die Ve>tr,t,r Mitielllalieiis auf,» h,ne, das Wohlergehen, die Freiheit und Unabbän.ji.sseit des neuen König­reichs sicher». Ein Dekret sezt den Anschluß der Provinze» der Emilia und die Wahlen von Abgeordneten auf den 2.5. März fest.

Miszellen.

^Moderner Aberglauben bei der Ehe.) Ein interessantes Bückt von Adolf Wuttke führt, wie die »Europa« berichtet eine solche Masse abergläubischer Gebräuche und Vorstellungen auf, daß wir über dieses starke Herernragen > r Heidenwclt in unsere christliche und moderne Zeit denn das ist der Kern der Sache fast erschrecken könnten. Eine Blumenlese aus dem auf die Ehe bc »glichen Aberglauben, die Wuttke angestellt hat, ergibt folgende Meinungen und Glücksm ttcl als in den einzelnen deutschen Ländern besonders verbreitet: Am Altar während der Trauung müssen sich Braut

und Bräutigam möglichst eng aneinanderftcllen, damit die »bösen Leute" nichts dazwischen dringen können, und ln der Ehe also die Eintracht bewahrt w rd (Franken, Laust;, Ostpreußen, Lauenburg, Sachsen, Schlesien, Hesse», Mark); tm südlichen Hannover gilt dies auch während des Aufgebots. Die Braut hält bei der Trauung ein Geldstück heimlich unter demOberarman- gezwängt, und läßt eS beim Hcrausgchcn auSder Kirche unbemerkt fallen; daS schiut vor Behexung (Franken); ebenso muß sie sich vorder Trauung eine Rist Flachs um das linke Bein gebunden haben, so hat sie dann reichen FlachSfegen (Lauendurg); der Flachs ist nähmlich bei der Trauung zugleich mit gesegnet. Wenn di» Braut nicht weint vor dem Aliare, so weint sie in der Ehe (Weiierau, Tp'vl, Schlesien). Beide Verlobte kniccn vor dem Altäre gleichzeitig nieder; wer aber von Beiden früher niederkniet, stirbt zuerst (Merseburg, Göttingen). Will die Fra» in der Ehe die Oberhand haben, so sezt sie bei der Trauung ihren linken Fuß auf den rechten des Mannes (Ostpreußen, Schlesien» eben so bei den Est en); und wer von beiden jungen Eheleuten dei der Rückkehr von der Trauung zuerst den Fuß aus die Thinschwelle sezt, erringt die Herrschaft im Hause (Franken) Es ist nicht gut, wenn mehrere Brautpaare zugleich getraut werden; denn nur eins davon erhält wirklich den Segen (Lauenburg), und die andern sterben bald (um Göltmgcn). Der kirchliche Segen wird also hier, wie bei rer Taufe, wie eine materielle Strömung »orgestcllt, welche ron dem Seg­nenden auf den Em.sänger w irklich übergeht, und also durch Tbcilunz verliert, und nicht gleich sehr von Vielen zugleich ausgenommen werden kann Bei der Trauung suchen die Brautjungfern mit ihren Klei­dern an die der Braut anzustrcisen, dann werden sie bald selbst Brau« (München.) - Das Brautpaar darf nicht auf tcuisciben Wege aus der Kirche zmückkehren, auf welchem es dahin gekommen, sonst ist die öde un­glücklich (Altenburg). Der Bräutigam darf am Hochzeitstage die Braut nicht bedienen, sonst muß >r -s Zeitlebens thun (Mark). - Die Braut muß ein Brod und andere Lebensmittel in das neue Haus mit- bringen, daun kehlt eS idr niemals an Nahrung (Obcr- lausiz, Schlesien). - Wenn zwei Ge.chrvistcr in dem- selben Jahre hcirathcn, so find ihre Ehen, oder eine derselben unglücklich (Alicnburg); in andern Gegenden gilt dies nur bei Hochzeiten, die von zwei Geschwistern an demselben Tage gehalten werde» (Schlesien). Bei dem Hochzcitsianze müssen zuerst die Ncuverbun« denen im Brautstaat mit einander tanzen, so wird die Ehe glücklich > W ttcrau, Schlesien). Wer von beiden am Hochzeitstage zuerst in's Beite geht, erlangt di» Herrschaft im Hause (Wciterau, Schwaben), und wer von beiden zuerst einschläft, stirbt zuerst (Ost- peußen). Beim Hochzeitschmaus werken die Gäste; besonders die unverbeirathcn, einander mit Haselnüssen, wen» sich eine darunter mit doppeltem Kern findet, so wird aus den Beiden eia Paar (Schlesien). Die Nüsse, besonders die Haffelnüsse, haben durch ganz Deutschland eine besondere Beziehung zur Liebe und zur Ehe. Bei gemeinschaftlichen Mahlzeiten soll man sich nicht zwischen Eheleute sezen, sonst stört man denEhefriedcn (Wettcrau).

(Mit einer Beilage.)

Redaktion, Druck und Verlag der M ce h'schea Buchdruckerei in Neuen bürg.