winkclchen hervor und horchte aus de« Doktor« heitere Gespräche. »Ach mein liebe« Leichen, wo bist denn du seither gesteckt? Wa« zum Kukuk, du hast ja Thrä- uen in den Augen und machst eine Miene, wie eine trauernde Wittfrau l rede, mein Kind, wa« ist dir ge­schehen, wer hat meinem Püppchen etwas zu leide gethan?«

So fragte der Doktor seinen kleinen Liebling. Mit einiger Beschämung schlug Helene die verweinten Augen nieder, die sich jezt mit neuen Thräncn füllten, und der Großvater erklärte den Grund der Betrübniß.

»Pah!" rief der Doktor vergnügt, »ist es nur da«, da kann geholfen werden. Ich fahre heute noch mit der Eisenbahn nach Klingsberg, da nehme ich mein Lenchen mit. Wir trinken ein Täßlein Chocolade in dem schönen WirthSgarten, hören die Trompetermusik, sehen Elephanten, Lenchen kann auch schaukeln, wenn sie will, oder Carrousell fahren, oder Fortuna spielen und in drei Stündchen sind wir wieder hier!»

Das waren Worte! die wirkten wie ein Zaubcr- schlag auf Helene. Ihr Angesicht, vor einer Minute noch einem stürmischen Novembcrtag gleichend, strahlte jezt in lebendiger Freude und war wie ein lieblicher FrühlingShimmel anzuschauen, an welchem eben der Glanz der Sonne die lczten Windwolken verjagt. Auch der Großvater war froh doch noch den Wunsch seines allzugeliebten Enkclchens erfüllt zu sehen, ohne etwas von seinem Ansehen, das er dießmal mit vieler Mühe sich erhalten batte, zu verlieren.

Frohlockend verließ Helene an der Hand ihres Pathen das Haus. Der Doktor mußte noch vorher in seine Wohnung zurück, um einige Befehle zu ertheileu- Aber o wehet dort harrte seiner ein Bote, der ihn schnell in ein etwa« erntfernteS Dorf berief, wo der Pfarrer heftig erkrankt war. Pflicht geht vor Allem, und der Klingsbergcr Plan mit all' seinen Herrlichkeiten zerrann wie ein Nedclbild vor HelcnenS kaum getrockneten Augen.

--Lenchen,« sprach der Doktor, »cs thut mir wahr­lich leid, aber nach Bleßingen führt keine Eisenbahn;

doch wenn du im Wagen wich begleiten willst, so ge« nießest du wenigstens Sonnenschein und Frühlingsluft.« Immer besser, als die Langeweile zu Hause, dachte Helene.

Sie saßen ein und in der That die Fahrt war köstlich! der schöne duftende Wald, die blühenden Wie­sen, die sonntäglich aufgepuzten Dörfer, alle« versezte Helene in die angenehmste Stimmung. Angekommen am Ziel ihrer Reise, ließ der Doktor Helenchen am Gasthaus aussteigen, bestellte Kaffee und eilte zu dem Patienten.

(Fortsezung folgt.)

(Eine Braut aus alter Zeit.) Im Jahre 1493 richtete der Augsburger Bäckermeister Beit Gründünger die Hochzeit seiner Tochter in folgender Weise au«: Die Braut hatte ein blaues Seidenkleid an, dessen einzelne Stücken mittelst schmalen Treffen zusammengenäht waren und darüber ein Oberklcid, dessen Saum eine breite Goldspange bildete. Eine zweite schwere Goldsxange diente ihr als Gürtel und ihre Armbänder waren mit Edelsteinen besczt. Sie trug Schuhe, welche reich mit Silber «beblecht« waren und der Geschichtschreiber vergißt auch nicht, der au« Goldfäden gewirkten Strumpfbänder zu erwähnen, kurz, die schöne BäckerStochter war an ihrem Ehren­tage so prächtig herausgepuzt, daß »die Leut uff der Gaffen am Anblick des köstlichen Brütleins sich nit ersältigen kunnten." Nach geschehener Trauung speis­ten die Hochzeitsgäste an sechszig Tafeln, und zwar so, daß je an einem Tische zwölf Junggesellen, Ehe­männer, Mädchen und Frauen zusammensaßen. Die Hochzeit währte acht Tage lang und wenn man be­denkt, daß zur Speisung seiner Gäste Meister Grund« linger 2V Ochsen, 3V Hirsche, 49 Zicklein, 46 Kälber, 95 Schweine, 25 Pfauen, 1006 Gänse, 5l5 Wildvögel, 15,000 Fische und Krebse angeschafft und verbraucht hat, so wird man eS erklärlich finden, daß schon am siebenten Tage des Festes von den 270 Gästen viele »wie todt hinsielcn», weil sie einer solchen Gastfreiheit gar zu viel Ehre angethan hatten.

N e u e n I> u r g. Ergebniß des Fruchtmarkts am 7. u. 14. Januar 1860.

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Gem. Frucht Gerste

11

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13

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8

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Haber

Erbsen

Ackerbohnen

2

2

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Linsen

Roggen

_

_

_

_

_

Summe

43

90

133

112

21

1878

39

Brodtaxe nach dem MittclpreiS vom 7. u. 14. Januar 1860 und nach dem Mittelgewicht von 267 Pfund neu Gewicht 4 Pfund weißes Kernenbrod kosten 15 kr. 1 Krcuzerweck muß wägen 6 Loth.

Fleikchtaxe vom 2 Jan. 1860 an in Folge des neuen Gewichts:

Ochsenfleisch 15 kr., Rindfleisch 13 kr., Kuhfleisch 13 kr., Kalbfleisch II kr.« Hammelfleisch 10 kk- Schweineflcuch «nabgezogcn 15 kr., abgezogen 14 kr. Stadtschuldheiffenamt Weßinger.

Redaktion, Druck und Verlag der Mceh'schen Buchdruckerei in Leu «»bürg.