Kronik.

Deutschland.

Württemberg.

Stuttgart, 17. Mai. Der zum Köm'gl. Bayerischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister ernannte Graf v. Nei­gersberg Erc. und der Königs. Preuß. General v. Alvensleben sind hier eingctroffen.

Bayern.

München, 16. Mai. In Folge des läng­sten Bundesbeschlusses sind einige Jnfanterieba- taillone der hiesigen Garnison zur Verstärkung der Besazung der Bundesfestung Ulm bestimmt; Bayern hat zu dieser Besazung 6000 Mann zu stellen. (N. C.)

Preußen.

Berlin, den 16. Mai. Wie der hiesige Korrespondent der Börsenhalle glaubt, wird die Ueberfchreitung des Ticino von Seiten der sardinifch-französischen Armee von Preußen als Kriegsfall bewachtet werden. Den Vorbereitungen für diese Eventualität gel­ten die jezt an verschiedenen deutschen Höfen thäti- gen preußischen Missionen.

Gutem Vernehmen nach ist von Berlin auS auf diplomatischem Wege in Paris ungefragt worden, welche Stellung Frankreich zu dem europäischen Vertragsrecht einnehme, wenn in der Proklamation des Kaisers Napoleon die Vernichtung des österreichischen Besizstandes in Italien offen als der Zweck der jczigen franzö­sischen KriegSführung hingestellt werde. Eine die gleiche Angelegenheit betreffende Vorstellung ist auch von London nach Paris ergangen. Es mehren sich die Anzeichen, daß die Herstellung eines freundschaftlichen Verhältnisses zwischen Oesterreich und Rußland im Gange ist. Preußen ist mit allem Eifer bemüht, auf eine Verständigung zwischen beiden Mächten hinzu- wirken und läßt es sich zugleich angelegen seyn, in Petersburg den Bestrebungen entgegen zu arbeiten, welche in demfranzöstsch-österreichüchen Streit die nordische Großmacht zu einer den Interessen Deutschlands ungünstigen Parteinahme zu bewegen suchen. Ein förmliches Bündniß zwischen Frankreich und Rußland ist noch nicht abgeschlossen, und eS soll alle Aussicht vorhan- Händen seyn, daß ein solches auch nicht zu Stande kommen werde.

O e st r e i ch.

Wien» den 15. Mai. Es steht fezt fest, daß der Kaiser sich binnen wenigen Tagen in Begleitung des faktischen, wenn auch nicht no- minellenOberfeldherrn der italienischen Armee, deö Feldzeugmeisters Freih. v. Heß, nach Italien zur Armee begeben werde. Der Kaiser wird gegenwärtig ununterbrochen durch den Telegraphen von allen Bewegungen der italienischen Armee unterrichtet und verfolgt die­selben mit der größten Aufmerksamkeit. Nach­dem der Kaiser der Franzosen bereits bei seiner Armee eingctroffen ist und nun entscheidende

Operationen zu erwarten stehen, erscheint die Leitung unserer Armee durch den Telegraphen von Wien auS bereits unthunlich, daher sich der Kaiser und Feldzeugmeister Frhr. v. Heß nun ebenfalls zur Armee begeben. (Allg. Z.)

Triest, 17. Mai. Seit gestern hat der Lloyd seine Fahrten gänzlich eingestellt. Ge­stern Mittag erschien ein französisches Ge­schwader vor Venedig.

Bezüglich der mit Preußen schwebenden Verhandlungen steht ein nach beiden Seiten hin befriedigendes und im Interesse Deutschlands fa Europa'? gelegenes Ernverständniß zu er­warten. (L. Z.)

Ausland.

Frankreicl,.

Paris, 14. Mai. Nach dem Moniteur gab es in Genua einen furchtbaren Jubel als L. Napoleon in den Straßen und im Theater sich zeigte, wo alle 6 Ränge mir den elegante­sten gepuzten Damen gefüllt waren. Alle trugen zu Ehren der kaiserlichen Gemahlin deren Er­findung, ungeheuere Reifröcke. Seit der fran­zösische Kaiser in Genua ist, ist auch das bis dahin abscheuliche Wetter vortrefflich geworden; als der große Monarch landete, theilten sich die Wolken und die Sonne entschleierte ihr bis da­hin in die dichtesten Regenwolken verhülltes An­gesicht. (?l) Dem gesezgebenden Körper wurde am Freitag der Gesezentwurf rorgelegt der die Einberufung von 140,000, Mann, die im näch­sten Jahre unter die Fahnen zu treten verpflichtet, schon in diesem Jahre anordnet. Wir heben aus den bei Begründung des Gesezesentwurfes geläufigen Phrasen eine hervor. Es wird die Starrheit des Absolutismus beklag», welchen die Regierungen sich in Italien baden zu schulden kommen lassen. Es ist wirklich rührend diese Sorge die der 2. Dezember dafür trägt, daß überall die Negierungen die nöthigen liberalen Instruktionen einzuführen nicht vergessen. (A. Z.)

Italien.

Vom KriegSschauplaze ist die Nach­richt die wichtigste, daß Napoleon in die Lune kin.,eriickt ist und sich mit Victor Emanuel in Aleffandria befindet. Die Ereignisse entwickeln sich langsamer, als man Anfangs anzunebmen geneigt war. Zuerst die drplvuiatifchen Quer­züge, dann den Operationen ungünstiges Wetter, schließlich wohl auch die durch mittlerweile ver­änderte Zahlcnverhältniffe gebotenen Rücksichten mögen die Ursachen davon seyn. Inzwischen wachsen die Truppenmaffcn beider Theile zu ei­ner so ungewöhnlichen imposanten Höhe, daß eintretcnden Falls gewaltige Kämpfe zu erwar­ten sind.

Neuenbürg. Städtischer Geschichtskalender.

Am 23. Mai 1783 brach hier ein großer Brand aus, wobei 70 Gebäude abbrannten, 56 Familien ihre Wohnungen verloren und die Stadikirche sammt Thurm bis auf das steinerne Stockwerk und die 4 Hauptmauern eingeäschert wurden.

Redaktion, Druck und Verlag der Mceh'schen Buchdrucker« in Neue»bür-.