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Kronik.

Württemberg

Aus Württemberg, 21. De;. Ueber dlL Intention unserer Regierung betreffs einer größeren Selbstständigkeit der evangelischen Kirche wird denH. N." Folgendes witgetheilt:

, Dieselben sind durch die von mehreren Bezirks- ' synoden geäußerte Besorgniß, cs möchte das Concordat die eigene Sicherheit der evangelischen Kirche gefährden, veranlaßt worden. Die Syno­den knüpften fast einstimmig an die Aeußerung den Antrag, daß man nun doch der evangelischen Kirche das vollständig einräumen möge, was ihr in der Verfassungs-Urkunde (§. 71) zuge­sichert worden: die Autonomie in inneren kirch­lichen Angelegenheiten; nachdem das Concordat der katholischen Kirche diese Autonomie großen- theils auch auf dem weltlichen Boden der äuße­ren Angelegenheiten zugestanden. Die Regierung beabsichtigt nun, dem Beispiele Preußens zu folgen, und das evangelische Consistorium, das dis jezt dem Ministerial-Departement des Kirchen- und Schulwesens untergeordnet war, unmittel­bar dem Könige unterzuordnen, so daß dasselbe, gleich wie der evangelische Oberkirchenrath in Preußen, für alle inneren kirchlichen Angelegen­heiten eine Ministerial-Abtheiluiig bilden würde, während die äußeren dem Ressort des Cultus- und Unterrichts-Ministeriums verblieben. Ueber die genauere Abgränzung der Competenzverhält- nisse beider Behörden wird die Regierung zuvor das Gutachten der Synoden, sowie der weltlichen Behörden vernehmen.

Baden.

Von der badischen Bergstraße', 27. December. In den Verkauf des Tabacks, wel­cher seit Kurzem begonnen, will noch immer kein rechtes Leben kommen. Die beste Sorte, welche zu Deckblättern benuzt wird, kostet etwa 20 fl.; die andern Sorten dagegen 10 15fl. Darüber machen nun unsere au hohe Preise ge­wöhnten Landwinde etwas trübe Gesichter. Aber auch die Tabacksfabrikanten sind nicht sehr freu­dig gestimmt, da nicht nur viele früher abge- sendere Tabacke, besonders Cigarren, wieder zu- rückkommen. sondern auch in Folge der in Ham­burg herrschenden Geldkrisis von einzelnen dor­tigen Häusern große Partien abgelagerter Ci­garren inländischen Kaufleuten in Consignation gegeben und zu ungewöhnlich billigen Preisen verkauft werden. l F-o.)

Ita i e n.

Neapel, 22. Dez. Mau weiß jezt daß das Erdbeben besonders in der Principato Citerioro und der Provinz Basilicata großes Unheil angerichtet hat 2" der Gegend von Po­tenz« sind 12 Dörfer fast vernichtet. In Potenz« bat man am 18., den Tag nach dem Etdbeben, schon 18 Leichname unter den Trümmern her­vorgezogen, und in Polla sogar 300 In Castell«

sind 400 Personen umgekommen. In Lagonegro sind die Mauern der Häuser gespalten, und diese drohen dem Einsturz. In der Gemeinde Carbvme wurden viele Häuser umgeworfen; man zählt bereits 21 Tode und noch mehr Verwundete. In Castelsano ist das Unglück noch größer: über 400 Personen sind dort umgekommen und eine große Anzahl verwundet worden; in Sarconi sind 30 Todte, und die meisten Häuser sind zer­stört. Alle Gemeinden dieses Distrikts haben mehr oder weniger Todte, und sind theilweise zerstört.

Amerika.

Wie sehr in Nord-Amerika das deut­sche Element, natürlich in seinen besseren Ver­tretern, zu Achtung und Ansehen gelangt, be­weist die Mayorswahl in Newyork. Nachdem schon einmal ein Deutscher daselbst diesen höchsten Gemeindeposten in den Vereinigten Staaten und ein Seitenstück deS Pariser Stadtpräfecten be­kleidet, ist es jezt wieder ein Deutscher, Tiemann, der gegründete Aussicht hat, zu dieser ansehnlichen Würde erhoben zu werden. In einer Bürgerver­sammlung wurden drei Deutsche als die würdig­sten bezeichnet. Der Gegenkandidat ist der be­rüchtigte Wood, der auf die Hefe der Newyorker Bevölkerung baut und die gemeinsten Lügen an­wendet, um die Leute glauben zu machen, er werde von dem anständigsten Theil der demo­kratischen Partei unterstüzt, z. B. von dem be­rühmten Historiker Bancroft, der den Abgott der Schenken jedoch förmlich desavouirte. Wird man es für möglich halten, daß gleichwohl viele in Newyork ansässige Deutsche gegen Tiemann stimmen werden, weil er sich nicht anheischig macht, die strengen Sonntagsgeseze abzuschaffen! Der Zuzug deutscher Einwanderer hat in New­york merklich nachgelassen, soll dagegen in Canada bedeutend zunehmen. (A. Z.)

(Verzinnung des Gußeisens.) Ein Württemberger, Dr. Paul Bronncr, hat die für die deutsche Eisenindustrie sehr bedeutsame Erfindung ge­macht, das Gußeisen auf eine wenig kostspielige Weise so gut und dauerhaft zu verzinnen, ryie man bisher nur das Stabcisen verzinnen konnte. Da gußeiserne Geschirre sich stärker und resp. wohlfeiler darstellen lassen, auch in vielen Fällen besser eignen, als solche aus Thon, Steingut und Blech, die Berührung des blöken Gußeisens jedoch mit den Speisen rc in mancher Beziehung für die Leztern unreinlich und sogar ver­derblich ist, so lag schon längst das Problem nahe, dem Gußeisen dieselbe Verzinnung zu geben, die Messing, Kupfer und Stabetsen so bereitwillig annehmen. ES gelang zuerst in England, dann in Schweden wirklich die Verzinnung, aber in beiden Ländern wurde das Verfahren geheim gehalten. Herrn Dr. Bronncr gebührt das Verdienst d>r Beharrlichkeit, da er nicht ruhte, bis er die vollkommensten, für die Ausführung im Großen geeigneten Resultate erzielte. Die Proben lassen in der That nichts zu wünschen übrig Die Verzinnung zeigt genau die Beschaffenheit der Oberstäche deS Guß­eisens, d h. sic ist blank und glatt, wenn bas Gußeisen blank geschliffen ist; uneben aber glänzend, wenn der Guß k-ine Vorbereitung erhalten hat. Jedenfalls ist aber die Verzinnung vollständig gelungen, und wird vielfache Anerkennung finden und hoffentlich ihrem Autor den gebührenden Lohn eintragen.

»iedatti,«. Nrus «ad Verla, »er Meeb'iScu Vuchdruckeret tu rrcucabür«.