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Die Gräfin erschrak; sie erinnerte sich, daß sie kein Geld zu sich gesteckt, da Hermine für Alles gesorgt hatte.

»Hier ist die Rechnung." fuhr der Kellner fort; »Lener Herr hat mich an Sie gewiesen, als er sich entfernte."

"An mich?"

»Meine Frau wird bezahlen, hat er mir gesagt."

Hätte die Maske nicht das niedliche Gesicht der Gräfin bedeckt, so würde der Kellner gesehen haben, wie sie vor Scham crröthete, denn sie begriff, daß sie einem Abenteurer in die Hände gefallen war, der auf ihre Kosten ein vortreffliches Nachtessen zu sich genommen hatte. Die Rechnung betrug 65 Francs. ES erschienen immer mehr Masken. Der Kellner sah die Dame mit argwöhnischen Blicken an.

»Nehmen Sie, nehmen Sie!" sagte die Gräfin, indem sie mit zitternder Hand eines ihrer Armbänder löste. "Morgen früh werde ich die Rechnung bezahlen und den Schmuck zurückfordern."

Charlotte athmete aus, als sie in das Freie trat. Eine große Gruppe Fiaker hielt vor dem Opernhause, in dem die Ballmusik rauschte. Sie bestieg einen Wagen, und ließ sich nach ihrer Wohnung fahren, wo der Thür­steher den Kutscher bezahlte. Kaum hatte sie ihr Zimmer betreten, als auch der Graf nach Hause kam; sie hörte es an dem Schließen und Oeffnen der Thüren. Wußte Sie nun, ob er auf dem Opernballe gewesen war? Sie verbrachte eine traurige Nacht. Swon früh am nächsten Morgen kam Hermine, um sich nach der Freun­din zu erkundigen. Charlotte erzählte ihr Abenteuer, und bat die junge Dame, da sie sich einer dritten Person nicht anvertrauen könne, das Armband zurückzuholen. Hermine nahm die Rechnung und fuhr ab. Nach kaum einer Stunde trat sic wieder zu der harrenden Charlotte in das Zimmer:

»Wo ist mein Schmuck?"

«Der Kellner sagte mir verwundert, daß der Herr, der diese Nacht die Zeche gemacht, den Schmuck für seine Frau schon vor einer Stunde mit 65 Francs eingelöst habe.«

Die Gräfin wurde bleich; sie hatte ein Armband verloren, das einen Werth von fünfzebntausend Francs hatte, Damit das Abenteuer der Ballnacht nicht bekannt wurde, mußte sie den Verlust ruhig erleiden.

»Das sind die Folgen der Eifersucht;« rief sie aus.

Einige Tage später erfuhr sie, daß der Grafzehn­tausend Francs in derselben Nacht im Klub verspielt hatte.

»Das war eine thcure Nacht!« sagte Hermine, welche die Nachricht überbrachte.

»Ich bezahle sie gern." antwortete Charlotte lächelnd »denn ich habe nun die Gewißheit, daß der schöne Pascha eine fremde Person war."

Von dem schwarzen Domino hat man nie wieder etwas gehört.

Ein wohlbekannter französischer Dramaturg besuchte seinen Vater, einen alten Militär, welcher die Provinz bewohnt und dessen Bein bei Waterloo geblieben war. Da Herr B. die Eröffnung der Jagd bcnüzen wollte, so entlieh er den Jagdpaß seines Vaters und zog aus auf Abenteuer und Lerchen. Nachdem er sich dem edlen Waidwerke einige Zeit hingegebcn hatte, stand er plözlich dem Flurschüzen gegenüber, welcher mit der diesem öffentlichen Beamten eigenen Würde den Wunsch aussprach den Paß zu sehen. «Hm! Hm! murmelte er, nachdem er das gestempelte Papier gelesen und sich den Kopf gekrazt hatte. »Hm! Hm! ist wohl Ihr Signalement; aber ich sehe kein hölzernes Bein." "Scpen Sie darüber ganz unbesorgt," crwicderte ruhig der Dramaturg, »ich nehme mein hölzernes Bein nie mit aufs Land; es würde mich geniren." »Ah so,« sagte der Schüze, »ah so; aber ich sah doch, daß das Signalement nicht ganz übereinstimmt," sezte er selbst« gefällig lächelnd hinzu, indem er seiner Wege ging.

Im »Punsch" führen die Schusterbuben Marl und Sepperl folgende Conversation: Marl. Na Du: mir scheint: Frankreich will den Deutschen wieder etwas an- hängen. Sepperl. Was denn? Marl. Die St. He­lena-Medaille. Sepperl. Es wird sich doch hof­fentlich kein deutscher Invalide melden? Marl. Das müßte schon ein sehr invalider Deutscher sepn!!

Lächerlicher Ausgang eines Duells. Bor einiger Zeit gcriethen zwei Freunde, ein Engländer und ein Preuße, an einem deutschen Badorte in Streit we­gen des Spiels und forderten einander zum Zweikampf. Der Engländer hatte zwar das Glück, Len ersten Schuß zu thun, aber auch das Unglück, seinen Gegner zu fehlen. Der Preuße, als trefflicher Schüze bekannt, erhob jezt seine Waffe, als der Engländer, dem jezt plözlich der Zweck des Duells als höchst verwerflich er­schien, ausrief: »Halten Sie, ich kaufe Ihnen den Schuß ab!" Die Neuheit des Vorschla,s und wohl auch die Todesangst des Gegners, die sich darin aus­sprach, bewogen den Preußen, daraus cinzugehen und sich in Unterhandlungen einzulasscn, die bald zu bei­derseitiger Befriedigung endeten. Der Engländer machte eine Ehrenerklärung und zahlte l000 Pfd. St., unv die beiden vor Kurzem noch feindlichen Parteien gingen als Freunde vom Kampfplaze.

Der beste Barometer. »Kannst du mir nicht sagen, wo man gute Barometer kauft?«

»Da kann ich dir deiondcrs meinen Schuhmacher empfehlen, der macht so enge Stiefeln, daß man un­fehlbar Hühneraugen bekömmt, und die sind die sicher­sten Barometer!«

Sehr richtig. Baron. »Du infamer Gauner! Wie konntest Ou mir den Gaul für fehler­frei verkaufen, da sich doch gleich am andern Tag« herausstellte, daß er auf beiden Augen blind war!"

Schmuel- »Mein, wie derf mer so unheflich sepn, das als einen Fehler anzugeben, was der Käufer an sich selber haben muß, wenn er'S am Gaul nicht bemerkt."

»ttdatttiu, z>r»a »ud Verla« der M e e b'kcheu Buchdruikerei tu Steueubiik«.