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Beamten eingetrelen, und Alle hatten schon ihre Pläze eingenommen. Der Großsiegelbewahrer trat daher in der demülhigsten Haltung aus den Sultan zu, warf sich auf die Kniee nieder und rief:Möge deine Herlichkeit auf ewige Zeiten leben! das Antlitz deines Dieners aber ist geschwärzt und verdunkelt worden. Es hat sich be­geben, nach dem »ncrforschlichen Rathschlufse Gottes, daß meine Behamung vom Feuer verzehrt wurde; aber eingedenk des hohen Vertrauens, welches deine Herrlich­keit so lange in mich geiczt hat, war ich nur darauf bedacht, dein königliches Siegel zu retten. Ich trug cs daher hinaus aus dem Qualm und der Gliith der Zer­störung und händigte es in dem goldenen Kästchen, das zu seiner Aufbewahrung dient, deinem getreuen Groß- wessir Jbn Terek ein, welcher es auf deiner Herrlichkeit Befehl ohne Zweifel sogleich herbeischaffen wird!»

Der Sultan nickte feinem Minister wohlwollend zu und erwiederte: »Wir haben schon von dem Unfall ge­hört, der dich betroffen hat, Abu Meivau! aber gräme dich nicht um das, waS du verloren. Wir gaben bereits Befehl, dir 50.000 Golddinare auszubezahlcn, damit du deine Behausung wieder aufdauen kannst, und eines unserer Schlösser sep dir inzwischen zur Wohnung an gewiesen, bis dein neues Haus fertig und bewohnbar sehn wird. Allein wir haben heute Morgen »och ver­schiedene Urkunden auSzuferiigen, welche mit jenem Sie­gel beglaubigt werden muffen, darum, o Jbn Terek! sende unverweilt nach dem Kästchen, welches unser viel­geliebter und getreuer Weffir Abu Mcidan in deine Hände gelegt hat, damit wir die StaatSgeschäftc rasch erledige»! Unsre Unterthancn und die Gesandten fremder Herrscher warte» auf uns, laß uns ihnen den Etfer der Sorgfalt für das Wohl aller zeigen!«

Jbn Terek erwiederte, er könne ein solch kostbares Kleinod unmöglich einem untirgeordneten Boten anvcr- traucn, sondern wolle sich lieber selbst auf den Weg ma­chen, das Kästchen zu holen. Er bestieg daher ein Maul­thier und ritt ungeduldig nach Hause, wo er vermuthlich noch eine lange Unterredung mit Jnffnff, seinem Spieß­gesellen und Werkzeug in allen tückischen Streichen, pflog. Er blieb nämlich lange aus. und diese Frist dankte dem Abu Mcidan eine Ewigkeit, denn er wußte nicht, welche neue Kabale oder Tücke sein Feinv zunächst wieder gegen ihn in's Werk sezen werde. DaS Her; pochte dein Siegel­bewahrer io heftig, daß er nur mit Mühe die freund­lichen, wohlwollenden Erkundi ungen des Sultans nach seinem Hauswesen und seinen Angehörigen zu beantwor­ten vermochte. Dem Sultan entging diese Verstörtheit und Beklomm.nhcit nicht.

»Erhole dich, Abu Meida» und scy wohlgemuth!» sagte er zu ihm. »ES soll alles wieder gut werden. Dein Verlust ist eine Kleinigkeit. Ware er aber auch zehnmal beträchtlicher, so würde ich lieber die Ei» ünfte mcincS Königreichs erschöpfen, als dich oder die Dcinigen Scha> den leiden sehen!»

'-BorauSgesezt nämlich," sezke Abu Mcidan in Ge­danken hinzu, »daß das Staatssiegcl nicht verloren ge­gangen ist.«

Einige Minuten später kehrte der Großweffr Jbn Terek mit dem Kästchen zurück und legte es dein Sultan zu Füßen, welcher dem würdigen Siegelbewahrer den Befehl crtbe'Ite, das Kästchen auszuschließen. Zwischen Furcht und Hoffnung getheilt, mit bebenden Händen leistete Abu Mcidan dem Befehl Folge. Der Deckel des Kästchens flog auf, und in demselben erglänzte wirklich, in seinem Schmuck von Juwelen und Gold, das große Petschaft und machte die Herzen Abu Meidans und Hus­seins vor Freuden Hüpfen.

»Hamd-nl-Jllah (Gott sey gepriesen^!« rief Abu Meidan; »das Siegel deiner Herlichkeit ist gerettet: aber Während ich eS jezt deinen erhabenen Händen anvcrtrauc, vergönne mir, dir unumwunden zu erzählen, was für Schicksale und Gefährlichkeiten dieses Siegel seit gestern bestanden hat und durch welche gewagte List es gerettet werden mußte. Du sollst die ganze Wahrheit erfahren, und wenn es auch mich meinen Kopf kosten würde!» Und

nun erzählte er in Kürze mit beflügelten Worten obne den mindesten Hehl die ganze Geschichte der Feindselig­keiten Jbn Tercks gegen ihn, bis auf die Entwendung des Siegels, seinen eigenen tövllichen Schreck, den Rath, den ihm Hussein g geben, uno die FeuerSbrunst, welche er um seiner Rettung willen an'S eigene HauS hatte aulegen müssen. Jbn Terek barst während dieser Erzäh­lung bcmahe vor Zorn und Entrüstung, aber die That- sachen waren so unläugbar, daß er gar wortlos und ciilwaffuet castand.

»Elender! Böscwicht!» rief der Sultan endlich, sprang ans und zog i.inen Skmiiiar (Krummsäbel); --neige dein Haupt zur Erde, damit ich sogleich die Strafe an dir vollziehen lasse, welche deine Verbrechen verdient haben!»

Allein Abu Meidan warf sich vor dem Sultan auf die Kniee nieder, erfaßte den Saum seines Gewandes und rief: »Nicht also mein erhabener Gebieter! Wenn ich jezt Gnade vor deine» Augen gefunden habe, so nimm diesem boshaften Menschen nicht das Leben. Laß ihn lieber fortlebcn und dahinziehcn, damit er ein Zeuge sep deiner M ldc u»v Gerechtigkeit, deiner Scelengröße und deines Edelmnthes! Hier, angesichts deiner Herrlichkeit, verzeihe ich ihm alles e, waö er mir zngcfügt hat, renn er hat auf ras Bewußtsein meiner Unschuld und auf den Schuz des Allmächtigen und Allvarmherzigen mich vertrauen gelehrt, dem ich auch fürder mich empfehle! »

Der Sultan willfahrte den Bitten Abu MeidanS und schonte Jbn Terek, der nur seiner Wurden eutsezt und vom Hoflager verbannt wurde. Der Sultan aber erhob sofort Abu Meidan zum Großwessir und übertrug die Stelle des Großstegelbewahrers dem treuen Hussein. In Folge der Fürbitte und Vermittelung seines früheren Nebenbuhlers durfte Jbn Terek sein ganzes Vermögen behalten; da aber sein Need und seine Mißgunst zwei unheilbare Laster waren, io vermochie er cs nicht über sich zu gewinnen, Abu MeidanS Siandeserhöhung mit anzllsehen. Er verkaufte daher alle seine Bestzthümer und verließ das Land unter dem Vorwände einer Pilger­fahrt nach Mekka. Sein verworfener Rathgebee und Ge- heimschretver Jussuff begleitete ihn; und Beide sollen unterwegs von räuberischen Beduinen erschlagen worden sein, welche der Ruf von den großen Schären, welche Jbn Terek mit sich sühne, zu einem Ueb.rfall veianlaßt hatte. Abu Mcidan dagegen lebte fortan in Ehren und Freuden, war demülhig und bescheiden ui seinem Glück, gab seine Tochter Per.zave, wie er von lerer beabsich­tigt hatte, dein Irenen Hussein zur Fiau und diente eifrig treu vis in sein höchstes Alter seinem Herrn, dem Sultan.

Diese wahre Geschichte denn sie stüzt sich auf Thatiachen ist ausführlicher als hier, mit noch manchen anderen Nebenumständcn, die wir ausgelassen haben, in den Chroniken von Dekkan zu leien, wo noch gesagt ist, Hussein habe »ach seiner Verheirathung noch viele schöne Gedichte geschrieben, wovon ei» Thcil der besten dem berühmte» persischen Lichter HastS beigemessen wer- den. Hussein erscheint alio »ebenfalls als eine lehr acht­bare geschichtliche Person.

(Schon wieder eine Maschine.) In Wiener Kaffee.äuscrn kommen seit Kurzem kleine Kartennnsch- maichinen in Gebrauch, welche das Geschäft des Mischens cbenivgut und rascher wie Menschenhände vollziehen WaS wird dem Mensche» schließlich »och zu ihun übrig bleiben, wenn für jede Beschuftlgung eine Maschine auftaucht ^ Offenbar nur noch die inneren Funiiionen des LeibcS: Essen, Trinken, Verdauen ». s w. und endlich Sterben- Das geht nicht »nt der Maschine.

Gold-Course. Stuttgart, den t. Sept. 1856. Württemberg. Dukaten (Fester Cours) 5 fl. 45 kr.

Andere Dukaten.5 fl- 32 kr.

Friedrichsd'or.9 fl. 37 kr.

20 Franks-Stücke. 9 fl. 20 kr.

K. Staatskasscn-Verwaltung.

«edakt1,u, »ruck und Derla, der M e e h'schen Buchdrmleret ia «knenbUrg.