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Kromk. ^

Deutschland.

P r e u s; e n.

I» der Kunst- und Gewerlschule zu Berlin erhielt in der Klasse der freien Handznchuung die kleine silberne Medaille für Handwerker unter Anderen Joseph Schupp aus Gmünd, Graveur, (auch im Mvdelliren vorzüglich).

Ausland.

Frankreich.

In den Haupthandelsstädten Frankreichs zu Lyon, Marseille und Bordeaux, sind die Kauf­leute ernstlich besorgt, das Kapital sich von den wahren und einträglichen Handelsoperationen mebr und mehr zurückziehen und im Börsen­schwindel verwendet zu sehen. Lebhafte Vorstel­lungen wurden in dieser Beziehung an d»e Re­gierung gerichtet, die Handelskammern dieser Städte haben sich diese Angelegenheit angeeignet und es ist sehr wahrscheinlich, daß die Regierung eine Reihe von Maßregeln wird nehmen müssen, die mit Aufhebung der kleinen Börse beginnen dürften. Die, dis jezt noch nicht gehörig er­klärte Ueberschwemmung in Paris dauert fort, und die Keller vieler Straßen des Faubourg Poiffonniere und St. Denis stehen abermals unter Wasser.

Italien.

Die italienischen Blätter bringen die be­stimmte Nachricht, daß die Antwort auf die von England und Frankreich an die Regierung des Königreichs beider Sizilien gerichtete Note bereits von Neapel abgegangen ist. König Ferdinand soll darin erklären, daß er durchaus nicht geneigt sey, der öffentlichen Meinung nachzugeben. Die in der Note enthaltenen Thatsachen werden in Abrede gestellt; die Rachschläge als völlig über­flüssig zurückgewiesen und Jedermann, wer es auch sey, das Recht abgebrochen, sich in die innere Verwaltung des Königreichs zu mischen. Die Sprache darin sey kur; gehalten und wenig diplomaii ch, und man ist äußerst gespannt, wie England dieses Aktenstück ausnehmen wird.

Schweiz.

Wallis. Das Erdbeben wurde im Vispcr- thale in lezter Zeit noch wahrgenommen.

Die im Kanton Zürich sich aushaltendcn Angehörigen des Königreichs Württemberg wer­den von nun an von jeder Art von Militärdienst oder Ersa; für denselben befreit, da nach einem Zeugnisse des k. wünlembergischen Ministerium des Innern im Königreich Württemberg kein Ausländer zu irgend welchen MiliiärLienstlei- stungen oder zu einer Militärsteuer angchallen wird.

T ü rkcv.

Konstantinopel, 25. Juni. Die Klimm ist bis auf 15,000 Mann alliirter Truppen be­reits geräumt.

Amerika.

Die neuesten Berichte aus Kalifornien entwerfen ein trauriges Bild von den dortigen gesellschaftlichen Zuständen, und Meuchelmorde scheinen mehr als je zu den Alltagsereigniffen zu gehören.

Miszellen.

Verbrechen und Kinderliebe.

(Fortsezung.)

In der Mitte des Landes, der Heimath Antons, lag eine kahle Ebene, fast eine Quadratmeile groß. Hier blühte nur auf den sandigen Stellen die braune Haide, dazwischen Ginster und niedriges Eichengestrüpp, während in den tiefer gelegenen Gründen einige Torfpflanzen ihre dürren Stengel erhüben. In dieser Oeve, wo die Bie­nen die Erika umschwärmten, wo Lerche und Schnepfe nisteten, mitunter auch wohl ein Haie sein Lager hatte und das scheue Btrkhun sich im Gestrüpp verbarg, lag eine kleine, elende Hütte. Die Wände waren aus Lehm aufgcführt, das Dach mit Stroh gedeckt, schadhafte Stellen elendiglich mit Haidekraut auSgeflickt. Gegen Süden war ein niedriger Eingang, den nicht eine Thür, nur mehrere ans einen Querbalken nicht allzu dicht ge­nagelte Bretter nothdürftii verschließen konnten. Der innere Raum dieser menschlichen Wohnung denn eine solche war cs, wiewohl sie eher der ärmlichsten Scheuer gleich sah bestand aus zwei Abteilungen, von denen die eine, in welcher ein kleines Fenster, den Bewohnern, die andere, zwei Schafen zum Obdach diente. Die darin wohnten, waren die Glieder einer armen Taglöhner- Familie, Mann und Frau nebst vier Kindern, drei Mäd­chen und einem Knaben. Ein Strohlager rechts, ein anderes links, aber statt Stroh meistens nur Haidekraut, das waren die Schlafstättcn. In der Ecke einige ausge­stellte Backsteine ste bildeten den Feuerherd, der Rauch suchte durch die Thür seinen Ausgang. Kleider hatten die Armen kaum mehr als die welche sie auf dem Leibe trugen. Nur ein kleines Äistchen barg einige zerissene Lappen, damit die Mutter flickte, wenn die Löcher allzu groß waren oder die auflaufendcn Nähte ganz aus einan­der zu gehen drohten. Und neben diesen Lumpen lag eine Bibel in starkem Holzeinband, mit Messing beschla­gen. Ein Tisch und einige hölzerne Böcke bildeten das ganze Mobilar, ein Kessel, ein großer schwarzer Kochtopf, einige Taffen und eine Bratpfanne das sämmtliche Küchen­gerät- Und der Zierrath der ärmlichen Kammer denn auch daran fehlte es nicht war ein Brustbild Napo­leons, bereits von Rauch und Staub stark beschmuzt, doch in einem hölzernen Rahmen und unter Glas.

Des Vaters tägliche Arbeit war das Torfgraben in den nahegelcgenen Möören, welche dem Gutsherrn ge­hörten, der eine Meile entfernt wohnte. Er war leider ein Trunkenbold, der, wenn auch nicht täglich, so doch mehr als ein Mal in der Woche dem Branntwein so übermäßig zusprach, daß er in wilder, viehischer Rohheit Weib und Kinder mißhandelte. Diese lezteren mußten, sobald sie laufen konnten und etwas Ortssinn besaßen, nach dem eine halbe Stunde entfernten Walde gehen und Holz sammeln, das sie dann in Bündeln nach Hause I schleppten- Der Sohn war das älteste der Kinder. Er