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Väter ansahen. Ein ewiger kleiner Krieg flackerte um die Blockhäuser der Niederlassungen, zuweilen zu höherer verderblicher Lohe aufschlagend, wenn die Eingewanderten sich den gesammelten Erbfeinden auch in festem, geschloffenem Haufen entgegenstellten. Aus dieser Zeit sind die Bilder, die ich euch, liebe Leser, zeigen möchte.
Der harte, strenge Winter jener Gegend war vergangen, und mit Zauberschnelle drang der Frühling vor. Kaum hatten seine Vorposten, die stolzen Schwäne, die scheuen Wildgänse, die bunten, lärmenden Enten- schaaren, die einzelnen aufgethauctcn Flecke in dem Eispanzer der Seeen bezogen, als auch schon die Ufer zu grünen begannen. Eben nur hatte die Erle, die Weide der Niederungen die Blüthenkäzchen gezeigt, als schon die Birke die langen weichen Haare des Geästes mit dalsam duftenden Blättern schmückte und sie, wie grüßend im lauen Winde schwenkte. Das graue Eichhorn, aus dem Winterschlaf erwacht, nagt zierlich die harzigen Knospen der Balsampappel, und der kluge Biber späht vorsichtig aus den Luftröhren seines wundersamen Baues. Der bunte Specht hackt, laut dröhnend, am kranken Stamm der riesigen Fichte, und der Dachs wühlt lautlos an ihrem Fuße im Bau der großen Waldameisen, deren Larven er über Alles liebt. Auch der mürrische, einsame Bär ist im Hohl unter der Ledcnseiche erwacht; der Hunger stachelt ihn, nach Beute zu gehen: die weichen Sohlen der Taze aber, an denen er im Winter gesogen, schmerzen bei jedem Schritt, und dieß Beides zusammen könnte wohl einem stärkeren Philosophen, wie er ist, die Laune verderben.
Nicht sehr weit vom Gestade des „Sieben-Biber- See's", auf einer kleinen Lichtung, tönte munteres Schwazen, Helles jugendliches Lachen weit in den Wald hinein. Ein Zelt war dort gespannt, aus dem die frohen Laute schallten, und an seinem Eingänge lehnte rauchend ein hochgewachsener, blonder Mann von etwa vierzig Jahren. Mit inniger Liebe hing das große hellblaue Auge an einer Frau, auf deren Schooß ein zweijähriges Kind eiligeichlasen ist, und glitt wieder auf ein sechszehnjähriges Märchen unv einen Burschen über, der, im Anfänge der glückseligen Flegeljahre, seine ganze Wichtigkeit zu fühlen scheint. Er ist hoch erbittert ob den Neckereien der Schwester, aber dennoch läßt sie nicht ab zu spötteln. Wären die strengen Eltern nicht zugegen — wer weiß, ob es nicht zu derberen Erörterungen käme: denn wir sind im Urwalde, an der Nordwestgrenze, und beide Geschwister haben ein etwas impertinentes Blond; also viel Temperament!
»Freilich," lachte Peggy, »du bist ein Junge, und sollst es auch meinethalben bleiben, wenn du kein Mann werden willst; aber daß mehr Courage in dir stecken soll, als in mir, begreife ich darum nicht.«
»Du bist ein Mädchen," widersprach Hamish, »also gehört dir Nadel und Scheere, aber keine Büchse.«
»Ich will geloben keine anzurühren,« rntgegnete die Schwester feierlich, «wenn du versprichst, daß ich es nie nöthig haben soll. Aber wenn der Vater fort ist, so wäre es wahrlich sträflicher Leichtsinn, wenn ich mich auf dich verlassen wollte.«
»Ich möchte nur der Mutter den Schreck ersparen,«
knirschte der Bruder, «sonst wünschte ich, ein Streifzug Mingo'S zeigte sich an unserm Pfahlzaun."
Der Mutter Gesicht erhob sich, wie vor dem Gedanken cntsezt, vom kleinen Schläfer empor, und auch des Vaters Stirne runzelte sich — «Still!« rief er mit tiefer Stimme: «Kinder schwazen; ein Jeder, der wirklich Etwas ist, wird es schon gelegentlich mit der That zeigen. — Jezt geht, und schlagt die Zapfen in die Ahornbäume, damit sie sich nicht verbluten. Ueber'S Jahr wollen wir wieder Zucker haben. Die Mulden bringt ihr dann zumal an den Kessel. Wir wollen nach dem Kühlbottig sehen.«
DaS streitende Paar sprang rechts >nd links in den Wald; der Ansiedler trat zur Frau, die mit leisem Schaukeln den Kleinen, der sich unruhig geregt, wieder fest einzuschläfern suchte. Er reichte ihr die Hand, mit einem Blicke, der jede Sorge zu scheuchen vermochte, denn sie lächelt wieder still und zufrieden. — »Ich denke, wir haben Zucker genug auf ein Jahr,» sprach erZzu- frieden; »so ist schon eine Ernte beendet. Drci.Centner wird es, getrocknet wohl geben."
»O Robin,« entgegnete sie weich, «lieber keinen Zucker und mehr Ruhe! Du hast^ schon den Kindern deinen Jndianerhaß eingepflanzt "
»Sonst kommen sie ja hier nicht durch!« entgegnete er lächelnd »Wie gut käme es dir, wenn du ein besseres Gedächniß und ein stärkeres Herz hättest! Mit deinem vollen Willen sind wir hierher gezogen und haben uns hier angekauft und angebaut.UDuHtrautestI mir Kraft genug zu, unfern Herd gegen die diebischen Roth- häute zu vertheidigcn: so erschrick nun auch nicht, wenn ich es thue."
Wenn ich nur wüßte, daß wir ein Recht hätten, hier zu wohnen. Das Land gehört doch eigentlich den Indianern."
(Fortsezung folgt.)
In wie zartem Alter schon kaiserliche Prinzen zur freien Selbstbestimmung gelangen, sehen wir aus einem Artikel des ultramontanen «Deutschland", welches unter Paris, 8 April, schreibt: Der kleine kaiserliche Prinz hat das in den lezten Tage» herrschende schöne Wetter bereits benüzt und wurde von seiner Amme, in Begleitung von vier andern Frauen und vier Laquaien, im rescrvirten Garten der Tuilericn auf der Wasserterrosse spazieren getragen.
(Bern.) Der „Oberländer Anzeiger" schreibt: Man erinnert sich in Bern noch der Feste, welche im Jahr l6ll wegen der Geburt des Königs von Rom gefeiert wurden. Die Beamten aller Klassen glaubten den französischen Gesandten ihre Glückswünsche darbringen zu sollen. Ein solcher redete ihn auf einem Spaziergang an und fragte in ganz naiv: «Wie besindt si d'Madam Keiseri und der Chlyn?"
Wiener WohnungSanzeige.
Monatliches Zimmer zu verlassen. Selbiges wohnt im dritten Stock, hat einen egstra äderten Eingang, ist schön merbelirt, Alles von feinem Holz und ruhig. Ein Saliter-Mann kann es täglich bestechen und einziehen. Das Nähere wird oben erfragt.
Man sagte einst, daß der Verfasser eines Melo- dram'as ein Israelit sey.
»Ich bezweifle cs," rief ein Anderer, «eS ist ohne alles Interesse.«
Redaktion, Druck und Verlag der M e e h'schc» Duchdrnckcrei in N e u c n I S r g.