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Die dem Pfarrverweser Miller in Wüsten- roth ertheilie Nomination zu der cv. Pfarrei BergenweÜer, Dck. Hcidenheim, hat die Be­stätigung erhalten.

Erledigt:

die Schulstelle zu Schlierbach, Dek. Göppingen.

Bade n.

Karlsruhe, 9. Juni. Laut Bekannt­machung der Direktion der groß». Verkehrs»»- staltcn wird die Telegraphenstaiion Pfcrzleun von morgen « >0. Juni) an fiir den allgemeine» Verkehr eröffnet.

A u s l a n d.

Großbritannien.

DieDimes" enthält einen Artikel über die Deutschen» in welchem sie den elden vorhält, daß sie große Bärte trage», sehr viel Vier und Liebfrauenmilch trinken, gemüthlich ihren schlech­ten Tabak rauchen und in einer olympischen Nuhe schwelgen, während die Engländer und die . Franzosen auf der Krim ihr Blut vergießen. ! Die einffge Volksklasse in Deutschland, fiir welche ' dieTimes" noch einige Sympat ne zn hegen vorgibt, sind die deutschen Bauern, denen sie keinen besseren Rath zu ertheilen weiß, als so schnell w>e möglich aus ihrer Heimalh ReißauS zu nehmen und in die englische Fremden Legion cinzutreten. (l!j

Frankreich.

Paris, 6. Juni. Der Moniteur drückt sich über den Schluß der Wiener Konferenzen nach telegraphischer 'Nachricht aus Wien vom 4. folgendermaßen aus:Die Repräsentanten Oester­reichs, Frankreichs, Großbritanniens, Rußlands und der Türkei versammelten sich beute um 1 Uhr im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. Nach einer kurzen Sizung wurde erklärt, daß, da die Bevollmächtigten sich nicht haben einigen können, die Aufgabe der Konferenz erschöpft und die Unterhandlungen geschloffen seyen."

Paris, 9. Juni, Abends. Eine diesen Nachmittag an der Börse hier angeschlagene Depesche meldet: Ge ereil Pelissier berichtet aus der Krim vom 6., daß an diesem Tage das Feuer gegen die Außenwerke Sebastopols wieder eröffnet wurde. Eine zweite Depesche Pclis- sier's vom 7., Abends 1l Uhr, zeigt an, daß um 6 Uhr Raquettensignale zum Angriff gege­ben wurden und eine Stunde darauf die fran­zösischen Adler auf dem grünen Mamrlon «grü­ner Hügel. Es ist dicß das in den Berichten schon mehrvorgekommene Vorwerk vor dem Ma- lakoffthurm > und auf zwei Nedouten der Werste wehten. Die russische Artillerie gcrieth mit 400 Gefangenen in unsere Gewalt. Wir halten die eroberten Werke beiezt. Unsere Verbündeten nahmen ihrerseits mehrere Werke an de» Ltein- brüchen und sezten sich in ihnen fest. Die Hal­tung der Truppen war bewundernSwerth.

(F. I.)

DerEonstitutionncl" enthält einen Artikel, worin das Ansinnen der Revolutionäre und Flüchtlinge, einen enropä schcn Krieg zu begin­nen, um die russische Macht im schwarzen Meere einzuschränken, zuriickgewiesen wird, da die West- mächle stark genug seyen, dein Kriege seine lo­kale Bedeutung zu lassen und ihren Zweck zu erreichen. Bei dieser Gelegenheit werden die Dienste, welche Deutschland der Sache der Westmächte geleistet, glänzend aneikannt. Preußen habe für seine Stellung gegenüber Rußland ge­nug getha», indem es sich im Princip vom An­fang a» fiir das Recht der Westmächte erklärte; ts habe seitdem 20 Aktenstücke unterzeichnet, die den Westmächte» günstig seyen. Oesterreich habe unendliche Dienste geleistet und man könne sich über Deutschland keineswegs beklagen, denn cs habe den sehr wesentlichen Bienst geleistet, Ruß­land entschieden zu isoliren.

Miszellen.

Eine Badereise des Kaisers Nikolaus.

(Fortsezung und Schluß aus Nro. 45.)

Der stete, treue Begleiter deS Großfürsten war sein Hund Dragon, ein glänzend schwarzes, langhaari­ges Thier von der Größe und Gestalt der St. Bern­hard-Hunde. Wenn er so die übrige Hundewelt durch­fegte, wich der stärkste Bulldogg wie der unverschäm­teste Pintscher vor der Kraft und dem Feuer Dragons scheu auf die Seite. Die schönsten Damen auf der Kiffingcr Promenade fühlten sich überglücklich, wenn Dragon von ihnen Notiz nahm oder gar mit seinem prächtigen Schweife vor ihnen wedelte. Armer Dragon! Sein Glück bei der Damenwelt, die ihn bei jeder Ge­legenheit mit den besten Speisen fütterte, bereitete ihm einen frühzeitigen, durch Unmäßigkeit im Essen herbei- geführten Tod. Indessen ist es ein fast poetisches Sterben, von schöner Hand todt gefüttert zu werden, so daß eine Hundesccle und eine solche war doch eigentlich Dragon troz seiner guten Verhältnisse und hohen Gönnerschaft sich wohl damit begnügen kann.

Um den Kern der erwähnten bedeutenden Persön­lichkeiten bildete sich eine Masse anderer Russen, die alle in ihrem Vaterlande höheren Rang einnahmen, auf Reisen im Ausland begriffen waren und jezt her- beiciltcn, um dem Selbstherrscher ihre Huldigung dar­zubringen. Neben älteren, thcils der Diplomatie, theils der Armee angchörcnden Männern bewegte sich die Damen umschwärmende Jugend, namentlich in zwei Arten stark vertreten. Sie bestand theils aus frechen, lebenskräftigen Jünglingen, die, sorglos in die Welt hineinlebend, so zu sagen, mit Stiefel und Sporen genießen, was ihnen die Stunde bringt, theils aus jenen Dandy's, die vor Kurzem noch schöne Männer waren, jezt aber, obgleich nach den Jahren erst an der Schwelle der Mannheit angelangt, nur mehr schön sind und den Bankerott an Lebenskraft durch alle Raffine- i ments der Toilette zu verdecken suchen.