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im Laufe der Zeit ab. 12 Gemeinden des Bezirks haben ihre Naturalien und Saatfrüchte direkt den Beschädigten zugehen lassen. — Unser badisches Nachbarstädtchen Boxberg ist nun auch an die Einführung des elektrischen Lichtes herangetreten. Bis Neujahr wird dasselbe in den dortigen Wirtschaften eingesührt sein.
Ulm, 27. Dez. Die Offerte der hies. Metzger auf die Fleischlieferungen für die Garnison sind von der Korpsintendantur in Stuttgart genehmigt worden. Das Ochsenfleisch, täglich etwa 18 Ztr., liefern die Metzger: Maurer, Grüner und Banzhaf zum Preis von 1 ^ 35 pro Kilo; das Hammelfleisch liefern Edelmann und Maier zu 90 H pro Kilo; das dritte und größte Los hatten die Metzger Unseld, Mack und Hermann übernommen und zwar Rindfleisch zu 1 ^ 14 H, Kalbfleisch zu 1 ^ 20 -H, Schweinefleisch zu 1 ^ 40 ^ pro Kilo. Die Lieferung beginnt am 1. Januar und läuft vorerst bis 30. Juni nächsten Jahres. DaS Fleisch muß täglich nachmittags zwischen 3 und 5 Uhr in einem Lockal des Schlachthauses an eine Kommission des Proviantamtes abgeliefert werden.
8.C. Pforzheim, 24. Dezbr. Wie man hört, ist vom 1. Januar 1898 ab das „Durlacher Wochenblatt" Amtsverkündiger für den Pforzheimer Bezirk an Stelle des „Pforzheimer Beobachter", nachdem die anderen hiesigen Blätter es abgelehnt hatten, die Behörde aus der Verlegenheit zu reißen. Das „Durlacher Wochenblatt" ist ein in den weitesten Kreisen unbekanntes Organ und man kann gespannt darauf sein, wie die amtlichen Publikation in diesem Blatt wirken werden.
Pforzheim, 37. Dez. Der Journalist Aug. Allgaier, gebürtig aus Besigheim und seit mehreren Jahren hier wohnhaft, ist gestern nachmittag infolge eines Hirnschlages plötzlich gestorben und wird am Dienstag beerdigt. Allgaier hat durch unermüdlichen Fleiß vom Schriftsetzer zum Schriftsteller sich emporgearbeitet und eine große Anzahl seiner schriftstellerischen Leistungen, namentlich aber auch seine Beiträge an verschiedene Zeitungen legen ein rühmliches liches Zeugnis seines Strebens ab. Auch das Südd. Corr.-Bureau verliert in dem Entschlafenen einen Correspondsnten, dessen Mitteilungen von der gesamten württ. Presse gerne ausgenommen wurden. Möge der unermüdliche Kelk-waäs man, der außer seiner Witwe auch eine größere Anzahl Kinder hinterläßt, in Frieden ruhen.
— In Frankfurt a. M. hat ein steuerfähiger Bürger eine sehr bedeutende Nachzahlung an die Steuerkasse geleistet, und zwar 24000 ^ als zu wenig gezahlte Steuer und einen Strafzuschlag von 14000
AuS der Schweiz, 34. Dez. Ein wunderbarer Fall von Rettung und Wiederbelebung eines verunglückten Kindes wird der „Neuen Züricher Zeitung" aus Freiburg berichtet. Eine Truppe Kinder ging vorigen Donnerstag in den dichtbewachsenen Abhängen des Gotteronthälchens spazieren,
wobei sich ein dreijähriges Mädchen im Dickicht verlor. Leider bemerkten die Kinder das Fehlen der Kleinen erst, als sie zu Hause waren. Es wurden sofort Nachforschungen angestellt, aber alles Suchen während der Nacht und am folgenden Morgen war erfolglos. Erst am Freitag nachmittag gegen 2 Uhr entdeckte man das vermißte Kind, und zwar in den Zweigen eines Baumes hängend. Es war über einen Felsen hinuntergefallen, aber vom Geäst einer Eiche aufgefangen worden. In dieser Stellung verbrachte die arme Kleine etwa zwanzig Stunden, schlecht gekleidet und allen Unbilden der kalten Winternacht ausgesetzt. DaS Kind war völlig erstarrt und gab kein Lebenszeichen mehr von sich. Die betrübten Eltern brachten es ins Bett und holten den Arzt, der sofort Wiederbelebungsversuche anstellte. Nach etwa einer Stunde trat die Wirkung der ärztlichen Bemühungen und des warmen Bettchens ein. Das Kind war wieder zur Besinnung gekommen und verlangte lachenden Mundes zu essen.
Paris, 26. Dez. Von einem bedeutenden Eisenbahn-Unglück wird aus dem südlichen Frankreich gemeldet: In der Nacht vom Freitag auf den Samstag stießen auf der Linie Marseille—Paris, zwei Schnellzüge aufeinander, der erste hatte Marseille um 7.°°, der andere 8." verlassen. Jener hatte 15 Minuten Verspätung und passierte Peage um 13?" nachts. Bald nachher kam der Zug, wie man glaubt, infolge des Bruchs der Westinghouse-Bremse zum Stillstand. Der Lokomotivführer und Heizer untersuchten dis Maschine, der Zugführer lief zurück und legte Petarden auf die Schienen. Plötzlich bemerkte er, wie der nachfolgende Zug mit rasender Geschwindigkeit heranbrauste. Der Zugführer schwenkte die Laterne, wurde aber, wie es scheint, nicht bemerkt, auch scheinen die Petarden nicht losgegangen zu sein, kurz, der zweite Zug fuhr mit größter Gewalt in den ersten hinein und zertrümmerte di« letzten Wagen. Aus dem Trümmerhaufen zog man 3 Leichen, und 15 mehr oder weniger schwer Verwundete hervor. Dis Toten sind der Kapitän Lota bei der Kriegsschule von St. Cyr, Schiffskapitän Blvuet und Marine Ingenieur Mathelin. Allen drei wurde die Wirbelsäule durch den Stoß gebrochen. Die Verwundeten wurden nach Lyon gebracht, wo sie um 6 Uhr früh ankamen. Das Unglück kam, wie die Gesellschaft behauptet, bei dichtem Nebel vor.
London, 34. Dez. Mit ganz ungewöhnlicher Kraft muß kürzlich ein Zug wilder Enten gegen das Feuerschiff bei Taku an der Mündung des Peiho- flusses geflogen sein. Nach Angabe der Peking und Tientsin Times zertrümmerten die Vögel das ein Viertel Zoll dicke äußere Schutzglas der Lampe und zerstörten außerdem noch mehrere Cylinder. Vier Enten mußten dieses Kunststück mit dem Leben bezahlen. An europäischen Küsten fliegen auch oft Vögel gegen die Lcuchttürme und Feuerschiffe, aber wohl selten mit gleicher Gewalt.
— Vom Vesuv, der wieder in voller Thätigkeit ist, ergießen sich große Lavaströme in das Thal. Der Hauptkrater wirft Masten glühender Steine aus.
KermWIks.
— Ein merkwürdiger Unfall ereignete sich der „China Mail" zufolge unlängst im Hafen von Hongkong. Als einige Leute der Mannschaft des englischen Dampfers „Changsha" in der Näh« deS Schiffes ein Bad nahmen, hatte einer von ihnen plötzlich das Gefühl von zahlreichen auf ihn eindringenden Stacheln. Zugleich sah er sich von einer klebrigen Maste umgeben, die auf eine Entfernung von vier Fuß eine dunkelbraune Flüssigkeit von sich gab. Der Mann wurde so betäubt, daß er nur mit großer Mühe zu seinem Schiffe zurückkommen konnte. Da er heftige Schmerzen hatte, wandte er sich sofort an einen Arzt. Dieser verordnete ein Bad von frischem Master. Dabei mußte der Kranke solche Folterqualen erdulden, daß er beinahe ohnmächtig wurde. Der untere Teil des Rückgrats und die Beine waren fast gelähmt, so daß der Zustand des Kranken während der ersten Nacht sehr bedenklich war. Mit Abreibungen und niit Elektrizität gelang es schließlich ihn am Leben zu erhalten, doch mußte er wegen seiner teilweise sehr entzündeten Haut noch lange das Bett hüten. Der Mann scheint mit irgend einem bisher unbekannten Tier in Berührung gekommen zu sein, das weit giftigere Eigenschaften hat als die gewöhnliche Meduse.
Calw.
Liegenschaftsverkehr.
Es wurden verkauft:
am 17. Dez. 1897 von Frau Jak. Hch. Rapp, Seilers Witwe, Geb. Nr. 86, Wohnhaus an der unt.Marktstr., an Ed. Bayer, Friseur hier, um 10060 am 20. Dez. 1897 von Frau K. Hch. Schlotterbeck, Seilers Wwe., Geb. Nr. 25, Wohnhaus an der ob. Marktstr., und P. Nr. 275, Garten hinter dem Wohnhaus, an K.Gottlieb Grießler, Flaschner hier, um 7800 ^
Standesamt ßakro.
Gebo rene.-
13. Dez. Julie, Tochter des Andreas Schnaufer, Bierbrauers hier.
16. „ Pauline Emilie, Tochter des Jul. Dingler,
Taglöhners hier.
20. „ Karl Friedrich, Sohn des Wilhelm Sommer,
Briefträgers hier.
Gestorbene:
19. Dez. Marie Johanne, geb. Schüler, Witwe des Friedrich Laur, Schuhmachers hier, 79 Jahre alt.
19. „ Helene Zahn, Tochter des Karl Zahn, Uhr
machers hier, 8 Monate alt.
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„Ja, mein Kind, und eine ziemlich ansehnliche," antwortete die Rätin, ein zerknittertes Papier aus der Tasche ziehend.
«Laß sehen," sagte Elli.
Die Rätin reichte ihr das Blatt nur zögernd, und sie hatte Grund dazu; denn unter der Rechnung war noch der Vermerk zu lesen: Es werde gebeten, binnen 14 Tagen die Schuld zu tilgen, da man sonst klagbar werden müsse. Dazu überstieg die Rechnung bei weitem die Summe, die Elli vorausgesetzt hatte.
„Das sind ja über 600 Mark," rief sie erschreckt. „Seit zwei Jahren ist also nichts bezahlt, und der Papa hat Dir doch das Geld für jeden Einkauf gegeben?"
„Das ist es ja eben, Kind, das ist es ja," entgegnete die Rätin in klagend weinerlichem Tone. „Wenn der Papa die Rechnung sieht, wird er außer sich sein, und Du weißt, was ich dann von seiner Maßlosigkeit zu leiden habe."
„Und doch wirst Du ihm die Wahrheit sagen müssen," mahnte Elli ernst; „denn 600 Mark kann ich beim besten Willen nicht aufbringen."
„Du kannst schon, wenn Du willst, Elli; aber Du willst nicht," rief die Rätin vorwurfsvoll „Ein Wort nur an Deine reiche Freundin Irmgard und sie giebt Dir, was Du verlangst. Hat sie doch wieder den Fächer bei Dir bestellt, und reicht das Honorar für ihn nicht aus, so male ihr noch etwas anderes. Aber freilich, dazu ist meine Fräulein Tochter zu stolz; sie überläßt ihre Mutter lieber dem Schicksal, als daß sie eine Bitte ausspräche, eine Bitte, die in diesem Falls nicht einmal schwer werden kann. Doch so sind die Kinder: eine Mutter giebt ihr Herzblut für sie; aber wenn die Mutter bittet, dann haben sie kein Ohr, kein Gefühl dafür."
Elli war ganz bleich geworden, ihre Lippen zitterten leicht, als sie antwortete:
„Mama, in Deiner Aufregung weißt Du nicht, was Du sprichst, deshalb
will ich es nicht gehört haben. Sei aber überzeugt, es wäre besser gewesen, ich hätte Deine Bitten stets unberücksichtigt gelassen, besser für Dich und besser für die Schwestern, die sich an Ausgaben gewöhnen, die sie rechtlicherweise nicht machen sollten. Und überhaupt, Mama, wollte ich Dich bitten, Leni und Otti ein wenig mehr zurückzuhalten. Sie lassen sich zu sehr gehen den jungen Herren gegenüber, die sich mit ihnen amüsiren, ihnen den Kopf verdrehen, ohne sich viel dabei zu denken."
„Das sagst Du so, Elli," widersprach die Mutter. „Warum sollte Referendar Hübner zum Beispiel Lena nicht heiraten können? Er steht vor ,'einem Assessorexamen und ist ein reicher Mann, der nach Mitgift nicht zu fragen braucht."
„Ich bitte Dich, Mama," unterbrach Elli sie ungeduldig, „wie kannst Du nur so etwas sprechenI Dieser hochmütige Mensch, der überdem ein Lebemann sein soll."
„Natürlich, Du hast an jedem Mann etwas auszusetzen, nur an Ottomar Gersdorf nicht. Der allein ist eine Ausnahme," spöttelte die Mutter.
„Er allein? Nein Mama. Aber ich glaube an ihn und ich hoffe. Du wirst mir diesen Glauben nicht rauben wollen."
„Nun ich meine, es wäre gut, Du trautest ihm nicht zu sehr. Aber von Dir ist ja auch gar nicht die Rede, sondern von Lena und Otti. Gilt Lieutenant von Chick, der Otti gestern so ausgezeichnet hat, in deinen Augen etwa auch für einen Lebemann?"
Elli zuckte die Achseln.
„Von ihm weiß ich nichts. Aber wenn er auch der beste und solideste Mensch wäre, daß Otti keinen vermögenslosen Offizier heiraten kann, das weißt Du so gut wie ich." (Forts, folgt.)