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die er eingesteckt, zu verlieren; aber auch im Spiel wurde ihm das Glück, das ihm in Allem, was er unter­nahm, zur Seite stand, nicht untreu. Jede Karte, die er wählte, gewann. Die kabbalistischen Berechnungen alter geübter Spieler scheiterten an dem Spiel ves Barons. Er mochte die Karten wechseln, er mochte dieselben fortsezen, gleichviel, immer war sein der Ge­winn. Der Baron gab das seltene Schauspiel eines PoniteurS, der darüber außer sich gerathen will, weil die Karten ihm zuschlagen, und so nahe die Erklärung dieses Benehmens lag, schaute man sich doch an mit bedenklichen Gesichtern und gab nicht undeutlich zu ver­stehen, der Baron könne, von dem Hange zum Son­derbaren fortgerissen, zulezt in einigen Wahnsinn ver­fallen, denn wahnsinnig müßte doch der Spieler sepn, der sich über sein Glück entseze.

Eben der Umstand, daß er eine bedeutende Summe gewonnen, nöthigte den Baron, fortzuspielen, und so, da aller Wahrscheinlichkeit gemäß, dem bedeutenden Gewinn ein noch bedeutenderer Verlust folgen mußte, das durchzusezen, was er sich vorgenommcn. Aber keineswegs traf das ein, was man vermuthen konnte, denn sich ganz gleich blieb das entschiedene Glück des Barons.

Ohne daß er es selbst bemerkte, regte sich in dem Innern des Barons die Lust an dem Farospiel, das in seiner Einfachheit das verhängnißvollste ist, mehr und mehr auf.

Er war nicht mehr unzufrieden mit seinem Glück, das Spiel fesselte seine Aufmerksamkeit und hielt ihn fast ganze Nächte hindurch, so daß er, da nicht der Gewinn, sondern recht eigentlich das Spiel ihn anzog, notgedrungen an den besonder» Zauber, von dem sonst seine Freunde gesprochen und den er durchaus nicht statuiren wollte, glauben mußte.

Als er in einer Nacht, da der Bankier gerade eine Taille geendet, die Augen aufschlug, gewahrte er einen ältlichen Mann, der sich ihm gegenüber gestellt hatte und den wehmüthig ernsten Blick fest und unver- wandt auf ihn richtete. Und jedes Mal, wenn der Baron während des Spiels aufschaute, traf sein Blick I das düstere Auge des Fremden, so daß er sich eines

drückenden, unheimlichen Gefühls nicht erwehren konnte, j Erst, als das Spiel beendet, verließ der Fremde den Saal. In der folgenden Nacht stand er wieder dem Baron gegenüber und starrte ihn an unverwandt mit düsteren, gespenstischen Augen. Noch hielt der Baron an sich; als aber in der dritten Nacht der Fremde sich wieder eingefunden und, zehrendes Feuer im Auge, den Baron anstarrte, fuhr dieser loS: "Mein Herr, ich muß Sie bitten, sich einen andern Plaz zu wählen. Sie genieren mein Spiel."

Der Fremde verbeugte sich, schmerzlich lächelnd, und verließ, ohne ein Wort zu sagen, den Spieltisch und den Saal.

Und in der folgenden Nacht stand der Fremde wieder dem Baron gegenüber, mit dem düster glühen­den Blick ihn durchbohrend.

Da fuhr noch zorniger als in der vorigen Nacht der Baron auf: »Mein Herr, wenn eS Ihnen Spaß macht, mich anzugaffen, so bitte ich, eine andere Zeit und einen andern Ort dazu zu wählen, in diesem Augen­blick aber sich"

Eine Bewegung mit der Hand nach der Thüre diente statt des harten Worts, das der Baron eben ausstoßen wollte.

Und wie in der vorigen Nacht, mit demselben schmerzlichen Lächeln, sich leicht verbeugend, verließ der Fremde den Saal.

(Fortsezung folgt.)

Geographische Räthsel.

1.

Ein strenger Feldherr; mehrere Zeichen hinzu ei» Land im Osten.

2 .

Zweisilbig. Schließt das Wort mit einem l, so sieht man es an jeder Pflanze; schließt eS mit n, so bezeichnet es eine Stadt im Königreich Sachsen.

3.

Einsilbig. Vorwärts gelesen ein Verhältnißwort, rück­wärts gelesen ein biblisches Land.

Derjenige Schüler, welcher diese Räthsel richtig löst und schriftlich überbringt, erhält eine Prämie. Termin 3 Tage. Die Redaktion.

Neuenbürg. Ergebniß des Fruchtmarkts am 27. Januar 1855.

Getreide-

Gattungen.

Vori­

ger

Rest.

Schfl.

Neue

Zufuhr

Schfl.

Ge-

sammt-

Betrag

Schfl.

^Heutig.

> Ver­kauf.

I Schfl.

Im

Rest

gcblieb

Schfl.

Höchster Durchschnitts- Preis, fl. I kr.

Wahrer

Mittelpreis.

fl. ' kr.

Niederster Durchschnitts- Preis, fl. ! kr.

Verkaufs-

Summe.

ff. I kr.

Kernen

51

51

40

11

23

15

23

15

23

15

S30

Gcm. Frucht

2

2

16

16

16

32

Gerste

1

1

1

-

Haber

-

Ackerbohnen

Summe

3

51

54

42

12

962

In Be^

leichung gegen die Schranne am 20. ^

zanuar

ist der Mittelpreis des Kernens höher um 3 kr.

Ochsenfleisch Rindfleisch Kuhfleisch. Kalbfleisch

Brodtaxe

nach dem Mittclpreis der Schranne am 20. u. 27. Januar von 23 fl. 13*/r kr.

4 Pfund weißes Kernenbrod 19 kr. 1 Kreuzerweck muß wägen 4Vr Lolh.

Fleischtaxe seit 11. Dezember 1854:

11 kr. Hammelfleisch.. Skr.

10 kr. 10 kr. 8 kr.

Schweinefleisch unabgezogen

abgezogen . . Stadt-Schuldheissenamt.

13 kr. ... 12 kr. W e ß i n g e r.

Redaktion, Druck und Verlag der M eeh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.