400

Stuttgart, 9. De;. Bei den am Dien­stag und Mittwoch hier auf der Centralstelle für Gewerbe und Handel stattgcfundenen Be- rathnngen über die Frage einer Totalrevision unsrer Gewerbegesezgebung ging die An­sicht im Allgemeinen für eine solche Revision in der Richtung, daß der Zunftzwang in Ber- fertigung dieser oder jener Artikel, welche ein verwandtes Gewerbe für sich allein beansprucht und alle derartige Beengungen, welche der freien Entwickelung Oer Industrie entgegenstehen, be­seitigt, dabei aber doch die korporativen Verbin­dungen einzelner Gewerbe beckehallen und bei denen, wo sic aufgehoben worden, wieder ein- gesührt werden, in dem Geist und Sinn tüch­tiger Ausbildung der etn;elnen Gewcrbegenofsen u s. w., etwa wie solche in Belgien bestehen. Die Regierung wird nun hierauf ihre Gesezes- ausarbeilnngen basiren. lF-I.)

Reutlingen. Auch hier wird seit un­gefähr 14 Tagen über bedeutenden Wassermangel geklagt, was besonders manchem der vielen Werk- s desi;er empfindlich zu werde» beginnt. Nach einer in der vorigen Woche von einem Techniker vorgenomme reu Messung lwsert die Echatz un­terhalb Rentlingen nur noch 36 C/ Wasser in der Sekunde, was gegen den gewöhnlichen Stand der Echatz sehr wenig ist. Inieressant dürfte es sehn, wenn gegenwärtig überall Wassermessungen vorgenommen würden, indem wegen der Anlage neuer Wasserwerke der jezige Wasserstand die sicherste Grundlage abgeben wird. (St.A.)

Baden.

Aus Baden, 5. Dez. Man spricht viel vom Martyrium, dem die Diener der Kirche ausgesezt seyen, und der Herr Erzbischof hofft, daß sie aus ihm rahm- und siegreich hervor­gehen werden. Auch hier hat der Hirtenbrief den Mund etwas zu voll genommen; denn wenn er von dem Martyrium spricht, dem er und seine Getreuen ausgesezt sey, so ist das doch in

der That mehr zum Lachen, als zum Weinen. Wer denkt nicht bei jenem Worte an jene Märtyrer, die in den Zeiten der ChristenvciZol- gnng unter den römischen Kaisern den Glauben an Christus und sein Wort unter Martern mit dem Blute besiegelt haben? Ja, das waren Blutzeugen. Aber in unserer Zeit, in unserem Baden von Martyrium sprechen wollen, wenn man in großein Behagen Leib und Leben ge­sichert weiß, und außer einer milden, rücksichts­vollen kurzen Freiveitsbeschränkung, nichts ver­mißt an der süßen, freundlichen Gewohnheit des Daseyns, und, wie Towiat, Weltgeschichte machen kann bei Champagner und Trüffeln, und so sein Fleisch kreuziget „zur Ehre Gottes," nein, da heißt es doch in der That, das Reich der Phrase ungebührlich erweitern, wenn mau solch komfortables Leben, daö noch durch ange- uehnie Besuche erheitert wird, ein Märtyrerthum nennt! Hundert gegen Eins, daß cs blutwenig Märtyrer geben würde, wenn es sich auch nur von Verbannung oder Deportation handelte, wie in Frankreich bei solchen Veranlassungen. Die­ses Märtyrerthum wird der Kirche sehr wenig und der Religion zu gar nichts nüzen. Weit mehr werden beide gefördert, wenn inan das lautere Wort Gottes nach dem Evan­gelium predigt, und von Kanzel und Beichtstuhl die widerchrtstliche Jesui- leumoral verbannt! (F.J.)

Orientalische Angelegenheiten. Die Allg. Ztg. enthält eine telegraphische Meldung über einen großen Seesieg der Russen aus Odessa vom 5. dies. Admiral Nachimoff griff mit 6 Linienschiffen ein vom Osman Pascha befehligtes türkisches Geschwader von 7 Fregatten, 2 Kor­vetten, einem Kriegsdampser und 3 Transport­schiffen bei Sinope am 30. Nov. an. Binnen einer Stunde war das ganze türkische Geschwader vernichtet. Der türkische Admiral ward gefangen.

Neuenbürg. Ergebenst des Fruchtmarkts am >0. Dezember 1853.

Getreide-

Gattungen.

Vori­

ger

Rest.

Schff.

Neue s Ge- Heutig Zufuhr.samm!- Ver- tBetrags kauf. Schff. 1 Schff. i Schff.

Im

Nest

geblieb

Schff.

Höchster

Preis.

ff. l kr.

Wahrer

Mittclpreis.

fl. > kr.

Niederster

Preis.

ff- ! kr.

Verkaufs-

Summe.

ff. I kr.

Kernen

11

59

70 j 70

—

26

18

25

43

24

30 I

1800

2

Gerste

—

—

- I -

—

—

—

—

—

—

—

—

—

Haber

—

—

- ! -

—

—

—

—

—

—

—

—

—

Summe

1t

59

70 ^ 70

—

1800

2

In Vergleichung gegen tue lezte Schranne sind die Durchschnittspreise des Kernens mehr um 53 kr.

Weitere Noti-en:

Die Kerncnpreise im Einzelnen waren:

12 Scheffel » 26 ff. 13 kr.315 ff. 36 kr.

16 » » 26 fl. — kr. 390 fl. — kr.

14 » » 25 fl. 49 kr.361 ff. 26 kr.

10 » 25 ff. 45 kr. 257 ff. 30 kr.

10 " » 25 ff. 30 kr. 255 fl. - kr.

9 » »24 fl. 30 kr. 220 fl. 30 kr.

70 Scheffel. 1800 fl. 2. kr.

Brodtaxe seit 4. Dezember 1853.

4 Pfund weißes Kernenbrod 21 kr.

1 Kreuzerweck muß wägen 4'/» Loth.

Stadtschuldheiffenamt.

Weßinger.

Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.