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Die Nachricht, daß Uhland zum Mitglied? des Ordens pour 1e merkte an Tieck's Stelle gewählt worden sey, wird von glaubwürdiger Seite bestätigt. Die Stimme des Ordensprä­sidenten A. v. Humboldt, soll den Ausschlag gegeben haben.

Ausland.

Großbritannien.

In England gewinnt die Meinung Raum, daß demnächst Nordamerika sich tiefer in die türkische Streitfrage ein mischen dürfte. Namik Pascha, welcher vergebens in Paris und London eine türkische Anleihe zu negociiren suchte, soll nämlich den Auftrag haben, sich nach Nordame­rika mit seinem Anliegen zu wenven, und es wird für keinesweges sehr unwahrscheinlich ge­halten, daß die Unionsregierung, welche sich im Besiz von Geldmitteln befindet, gegen Verpfän­dung einer türkischen Insel die Pforte aus ihrer Verlegenheit befreien und auch sonst unterstiizen dürfte. (F. I->

Amerika.

(Deutsches in Amerika.) In Amerika hat sich ein Verein gebildet, der deutsche Volks- schrrsten, das Bändchen zn 1 Ngr., herausgibt.

Miszellen.

Was mir einmal der Todtengräber erzählte.

(Fortsezung.)

Nach einer Weile sagte ich:

»Was haben denn Riedels gethan?«

»Nichts, Herr, nichts!« sagte mit wahrem Grimme der Todtengräber.« »Nicht gefragt haben sie nach dem armen, schuldlosen Mädchen, nicht nach ihrem Sohne. Der Alte ist auf's Feld gegangen, als wäre gar nichts geschehen, und sie hat im Hauswesen gewirthschaftct, aber mein Konrad sagte, der Alte sep doch sehr verstört gewesen und habe manchmal selbst nicht gewußt, was er rede. Widersprechen habe man ihm aber nicht gedurft. Er sey aufgefahren und habe dann im wildesten Zorne geflucht wie ein Türke. Er und seine Frau hätten oft laut gehadert; denn sie habe zu der armen Jrmel gehen wollen, was er aber durchaus nicht habe leiden wollen.

«Jrmels Begräbnis war ein Zcugniß, was die Leute von ihr hielten. Kein Mensch blieb zurück. Ein lautes Weinen hörte man überall. Paul ging hinter dem Sarge, wie ein Steinbild. Er sah aus wie eine Leiche. Thränen hatte er keine.

»In der Nacht, als sie beerdigt worden war, ging er fort.«

»Herr, ich wohne dort. Die Fenster meines Schlaf­kämmerleins gehen auf den Gottesacker. Der Mond schien hell und der Kirchhof lag vor mir, hell, wie am Tage. Um eilf Uhr lag ich noch wach im Bette. Ich stand aus und trat an mein Fenfferlein. Da sah ich ihn an ihrem Grabe knieen, ich sah, wie er verzwei­felnd die gefalteten Hände rang, und mein Herz wollte mir bersten.»

»Darauf ist er anfgestanden und fortgegangen und im Fortgehen sah er mich und kam auf mich zu.»

»Adam,« sagte er, «laßt mir ein Pläzchen neben ihr leer! Ich bitte Euch um das Eine. Versprecht eS mir!«

»Ich reichte ihm meine Hand zum Fensterchen hinaus und sagte: Paul, so wahr der Herr uns jezt sieht, es soll Dir gespart sepn! Aber

»Still!« sagte er. »Wenn ich in zehn Jahren nicht wieder gekommen bin, dann dürft Ihr einen Andern dahin legen; dann Hab' ich ein Grab sonstwo gefunden. Lebt wohl, Adam! Gott segne Euren Konrad; er hat mich vor schwerer Sünde bewahrt.«

»Was willst Du thun, Paul?« fragte ich. »Bleib' hier. Es gleicht sich Alles aus.«

»Rein,« sagte er, »ich kann nicht. Mein Vater hat mich verflucht, ich muß fort.«

»Kind, Kind,« rief ich aus, »Dein Vater hat's im Zorne gethan; Gott wolle ihm vergeben. Er wird den Fluch zurücknehmen und in Segen wandeln. Bleib, Paul, bleib!«

Er drückte meine Hand stillschweigend und sagte dann:

»Pflanzet Ihr eine weiße Rose auf's Grab, Adam! Wenn ich einst wiederkehren sollte, Vergelt ich es Euch!«

Darauf ist er rasch sortgegangen."

Damals, Herr, wüthete der siebenjährige Krieg. In Erfurt war eine preußische Werbestation. Dort soll er hingcgangen sepn. Nie hat man mehr ein Wort von ihm gehört. Nun sind viele, viele Jahre darüber hingegangen, mehr als zweimal zehn. Ich Hab' mein Wort gehalten. Das Pläzchen neben der schönen Jrmel ist heute noch leer. Ich glaube nicht, daß er wieder» kehrt; vielmehr will es mir scheinen, als habe er im Kriege irgendwo ein Grab gefunden. Gott allein weiß, wo. Mein braver Konrad, der nach meinem Tode daS Amt kriegen wird, der mir auch jezt schon hilft, wird's noch offen lassen, das bestellte Pläzlein. Ob aber Paul je noch wiederkehren wird, bezweifle ich."

(Schluß folgt.)

Daß es einen DrcikönigStag gibt, weiß Jedermann; aber nicht Alle wissen wohl vom Dreikaisertag. Nun: Am 2. Dezember vor 28 Jahren ist Kaiser Nikolaus von Rußland Kaiser geworden; am 2. Dezember vor 5 Jahren ist Kaiser Franz Joseph von Oestreich Kaiser geworden; und am 2. Dezember vor einem Jahr ist der jüngste der drei europäüchenKaiser,Napoleon Hl.," Kaiser der Franzosen geworden. Darf man das nicht mit Recht den Dreikaisertag nennen? Man könnte es aber auch noch in einem andern Sinne thun; denn als am 2. Dezember vor 48 Jahren die Sonne aufging, standen sich bei Austerlitz die Vorfahren eben dieser drei Kaiser mit ihren Heeren einander gegenüber. Wann wird der Tag sepn, der die drei Kaiser das nächste Mal wieder zusammen sieht?

Unsere gewöhnlichen (Roß)-Kastanien schreibt der Berliner Zuschauer, die bisher nur den Kindern zum Spielzeug dienten, finden jezt durch einen hiesigen Bürger eine nüzliche Verwendung dadurch, daß er aus dem Kern derselben Stärke, aus deren Lauge Seife und aus der Schale eine schöne Farbe bereitet. Samm­ler solcher Kastanien erhalten von ihm pro Scheffel 8 Silbergroschen. _

Redaktion, Druck und Verlag der M e eh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.