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„Endlich wurde sie ruhiger. Sic wand sich aus seinen Armen los, sah ihm schmerzlich in's Auge und sagte:
„Ach, Paul, das hattest Du mir nicht sagen sollen! Wir paffen nicht zu einander und niemals werden es Deine Eltern zugeben. Soll ich lügen, Paul? Nein, wir sind hier nicht alleine, Gott ist bei uns, sieht in unsere Herzen. Darum soll Wahrheit zwischen nuS seyn. Ich liebe Dich, Paul; ich liebe Dich mit einer heiligen, innigen Liebe, seit ich Dich kenne; aber nun, wo das Geheimnis offenkundig ist, daö ich mit mir in's Grab zu nehmen gedachte, ist mein Bleiben nicht mehr in Eurem Hause. Ich muß fort, fort, heute noch. Es steht eine Scheidewand zwischen uns, die keine Macht der Erde entfernen kann. Es ist meine Armuth. Ich weiß, was Deine Eltern Vorhaben. Du sollst und wirst Müllers Carline heirathcn. Darum bin ich heute drüben bei Schullehrers Lieschen gewesen. Sie hat mir einen Dienst im Dorfe drü en ausgemacht, wo ich gleich eintreten kann; denn auch so muß ich fort. Es bleibt keine Wahl mehr."
„Paul hatte ihr mit Erstaunen und tiefer Bewegung zugehört. Iezt zog er sie inniger an sein Herz und drückte einen Kuß auf ihre Lippe.
„Das ist vor Gott, mein Brautkuß, meine Jrmel!" sagte er mit Festigkeit. „Du liebst mich, mein Mädchen? O, nun bin ich der Glücklichste! Was Du von der Scheidewand sagst, ist eine leere Rede, eine Thor- heit. Wenn ich erbärmlich genug wäre, sic dafür anzusehen, dann wär's eine; aber dann hätt' ich Dir nie meine Liebe bekannt und wenn mir das Herz zersprungen Wäre. Ich weiß, wie meine Eltern denken, aber ich bin kein Knabe, den man zu einer Handlung zwingen kann. Es wird einen Kampf kosten, ich weiß cs; aber ich fürchte ihn nicht. Und Du, Jrmel, versprich es mir vor Gott, Du thust keinen unbesonnenen Schritt! Die Wolken verziehen sich. Meine Eltern achten und lieben Dich. Sehen sie meinen festen Willen, so segnen sie unfern Bund. Du mußt sepn, als habest Du Ohren und hörtest nicht; als habest Du Augen und sähest
nicht. Thue Deine Arbeit stille, wie bisher, und laß mich machen. Es gibt sich Alles."
„Jrmels Auge hing an seinem Munde, der so schön sprach, sprach, wie ihr Her; es wünschte. O sie hätte ihm ewig so gehören, ewig ihn so anblicken können. Als er schwieg, perlten Thränen über ihre Wangen.
„Ach, Paul, Du hast nicht gehört, was ich gehört habe, gestern erst. Ich war in der Kammer, in die man nur durch die Wohnstube kommen kann, und arbeitete darin. Da kam Dein Vater und Deine Mutter herein in die Wohnstube, seztcn sich und fuhren in einem Gespräche fort, das ich anhören mußte, weil ich nicht heraus konnte, ohne daß sie es gehört hätten und gesehen. Ich habe nie gelauscht. Es ist schändlich; aber hier mußte ich, weil ich nicht anders konnte und ich betrachtete es als eine Fügung Gottes. Dein Vater sagte: Du kannst Recht haben, Mutter! Er ist doch nun im Alter, wo ein Jungbursche nach den M äschen sieht unv einen Schaz zu haben pflegt. Weißt Du noch, bei uns war's eben noch früher — und er sieht kein Mädchen an, will von keiner wissen. Nun schlug er heftig aus den Tisch, fluchte greulich und sagte: Muß denn ein böser Geist das Bettelkind in unser Haus führen, daß es dem Buben den Kopf verdreht? — Aber, das sag' ich Dir, die Jrmel muß fort, muß morgen fort, es gehe, wie es gehe. Nie, das schwöre ich Dir, darf er das Bettelmädchen freien. Lieber wollt' ich ihn auf den Kirchhof tragen sehen. — Deine Mutter stimmte dem bei. Heute ist's zu spät, es dem Mädchen zu sagen, daß es wandern muß, und seine Sountagsfeier will ich morgen auch nicht stören, sagte sie mit zorniger Stimme; aber am Montag soll es mein Erstes sepn. Wir haben eine giftige Schlange in unierm Busen genährt. Nun sticht sie uns, denn es wird harte Nüsse zu krachen geben. — Ach, Paul, mir schwindelte. Man war hinter mein einziges, still- verborgenes Geheimnis gedrungen. Da war kein Bleiben mehr, wenn ich auch das Andre nicht gehört hätte. Nun war ich bei Schullehrers Lieschen. Alles ist in Ordnung. Morgen frühe gehe ich. Ich muß, um meinet- und um Deinetwillen, und um Eures Friedens willen. Gottes Gnade behüte mich, daß ich in eine Familie, der ich ch viel verdanke, eine Brandfackel werfen sollte. Ader fort muß ich, damit mir nicht ausgeboten wird. Noch heute sag' ich's ihnen.«
(Fortsezunz folgt.)
N e u e n b u r g. Ergebnis) des FruchtmarklS am 20. November 1853.
Getreide-
Gattungen.
Von- H Neue . Ge- > ger SJufuhr samm Rest l i Benag!
Schst i Zchfl. t Schfl >
Heutig
Ver
kauf.
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Nest geblieb! Schfl g
Höchster
Preis.
fl. I kr.
, Wahrer Mittelprcis.
fl. ^ kr.
Niederster
Preis.
fl. ! kr.
Verkaufs-
Summe.
fl. > kr.
Kernen
-32-37
69
34
35 K
24
45
24
27
24
—
831
30
Gerste
z - io
15 ^
15
- j
—
—
16
45
—
—
251
15
Haber
- j -
-
—
-
—
—
—
—
—
—
—
—
Summe
32 52
84 z
49 j
35 E
1082
45
In Vergleichung gegen die lezte Schranne sind die Weitere Notigen:
Die Kernenpreisc im Einzelnen waren:
10 Scheffel fl 24 fl. 45 kr. . . 247 fl. - kr.
16 » fl 24 ff. 30 kr. . . 392 fl. - kr.
8 » fl 24 fl. - kr. . . 192 fl. - kr.
34 Scheffel 831 st. 30 kr.
Mittelpreis 24 fl. 27 kr.
Durchschnittspreise des Kernens weniger um 33 kr. Brodtaxe vom 27. November 1853:
4 Pfund weißes Kernenbrod 20 kr.
1 Kreuzerweck muß wägen 4^/g Loth.
Stadt-Schuldheissenamt. W eßinger.
Vergleichung mit Stuttgart.
> Das. war am 22. Nov. d. Mittelpr. d. Kernens 24 ff. 26 kr. ! « 26. Nov. d. Preis v. 6Pf. Kernenbrod 28 kr.
das Gewicht von 2 Kreuzerwecken 9V? Lth.
Redaktion, Druck und Verlag der M e eh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.