kannst du lernen, wie die Säulenordnungen auskehen und wie sich der Marmor bearbeitet.«

«Was wird Herr Delius sagen?»

«DaS kannst du dir an fünf Fingern abzählen. »Wenn Christoph nichts weiter will, als Maurergelcll werden, so reut mich jeder Kreuzer, den ich an dem Tropf vergeudet habe« so wird er sagen Willst du, oder nicht? he!«

»Doch meine Mutter muß ich darüber fragen!«

»Das kannst du meinetwegen; schreib' ihr aber auch dazu, daß du täglich 36 kr. hast, aber keine Kost,

blos die Schlafstätte Das ist das Einzige, was mir Sorge macht: du bist dir in der Residenz selbst überlassen! Sich', wenn du lüverlich würdest

ich müßte dich wahrhaftig todtschießen!«

»Die Mühe denk ich Ihnen zu sparen!»

Wie vorausznsehen war, ward Günthers Plan von allen Betheiligten durchaus gebilligt, und schon die Ostertage fanden unfern jungen Freund in der kleinen Residenz, wo eine Dachkammer ihm und noch drei andern Lehrlingen als Logis angewiesen ward, mit dem Bedeuten: daß mit Schlag Zehn das Haus geschloffen werde. Der Herr Hofbaumeister Günther war ganz das Gegenstück seines rauhen, gutherzigen Bruders: artig überall, sogar mit den Lehrlingen, die er Jncipienten nannte, aber herzlos kalt, im Zorn bissig, raffinirt beleidigend, bitter höhnend, seine Frau eine Dämel So musterte der Ankömmling die Kameraden. Rudolph, der älteste davon, war der Sohn eines Wirths aus der Nähe; er sollte bald Ge­selle werden, verstand aber auf Gottes Welt nichts, als seinen Leichnam zu schmücken, so abgeschmackt, so grell und buntfarbig, wie nur möglich. Der Herr Hofbaumeister hatte alle Achtung vor den gewichtigen Ladungen an Schmalz, Butter und andern Eßbarkeiten, die seine Mutter, die Frau Ochsenwirthin, in seine Küche brachte, und die Gesellen fanden einen Ausflug Sonntags in das artige Dörfchen, wo ihnen freie Zeche gewiß war, recht angenehm. Die natürliche Folge da­von war, daß der junge Mensch sich in jeder Bezie­hung für etwas ganz Prächtiges hielt und auf alle übrigen Menschenkinder hoch hcrabsah. Sein direk­ter Antipode, war Nathanael, der Sohn eines Land- Pfarrers. Salopp, bis zum Schmuz fast, war Rudolph stets das Stichblatt seiner böotischen Wizeleien. Er las viel und behielt auch das Gelesene, war aber zu trag, eS praktisch anzuwenden; »ein starkes Bier, ein duftender Tabak« u. s. w., das war der einzige Vers, der ihm vom ganzen Göthe gefiel, und doch ärgerte es ihn, daß der Karten nicht darin gedacht war. Auf dem Bauplaz arbeitete er mechanisch fort der Zweck seines Tages war der Feierabend, an dem er «kneipen« konnte. Der Dritte, Jakob, kam dem neu Eintretenden so freundlich, so zuvorkommend entgegen, daß es dem unbefangenen Christoph schier zuviel deuchtete; er sprach und versprach so viel, daß es auch wirklich unbillig gewesen wäre, die Thaten yuaestionis alle von ihm zu verlangen. Man konnte nicht sagen, daß er täuschen wollte; nein, im Gcgen- theil, er wollte redlich: aber vor lauter Wollen kam er zu nichts. Er fühlte sich sehr unglücklich; denn da

Jeder von ihm getäuscht zu seyn glaubte, so erntete er überall nur Haß für seinen guten Willen, was ihn begreiflich tief kränkte, um so mehr, als er nicht dazu kam, die Quelle des Ucbels in sich selbst zu suchen. Die Gesellen waren, dem Bau entsprechend, vorzüg­liche Arbeiter und der alte Polirer ein wirklich gedie­gener Mann, der den einfachen Christoph, bei dessen Handfertigkeit und rascher Auffassungsgabe, bald recht gern hatte. Es währte nicht lange, so war der Alte des Lehrlings Kaffenmeister geworden, und da Christoph nur mit Angabe des Zwecks Geld forderte, so war diese Einrichtung ihm auch moralisch von großem Nuzen.

Mit schmalem feinen StmSeisen arbeitete Christoph in der geräumigen Bauhütte neben dem alten Kruse, der die Schnecken eines jonischen KapitälS eben glät­tete, da klopfte cs fest an die Thüre- Wohl horchte Alles einen Augenblick, doch Niemand gab Antwort. Es klopfte zum andern und dritten Mal, und jezt erst rief Kruse: --hcrern, wer darf!« Ein brauner Mann von reiferen Jahren trat ohne Gruß ein, er hatte nur die oberen Knöpfe des Rocks nach links zugemacht und die Beinkleider in die Stiefel gezwängt. »Arbeiten hier Steinmetzen?« frug er; doch nur das eintönige Picken der Hämmer antwortete ihm.

»Ich weise mich aus durch Hirams Namen All Denen, die von Osten kamen!

Rein ist meine Kundschaft, meine Hände sind leer Her tüchtiges Werkzeug Eurer Hütte sep Ehr!«

Der Polirer warf ihm den einbeinigen Siz hin, auf dem er gearbeitet, und als der Fremde ihn beim Stiel ergriff, entgegnete er:

»»Und kommst du von Osten, wo Hiram starb,

Und wo er sich ewigen Ruhm erwarb:

So wünsch' ich, daß Kunst deine Hände stärk'.

Gott sep die Ehre und unserem Handwerk!««

»Willkommen, Gesellschafter!« Er bot die rechte Hand, die der Fremde, auf dem Werkstuhl sizend, mit der Linken ergriff, und nun erst von allen Gesellen der Bauhütte begrüßt wurde. »Ein Ausgewiesener,« flüsterten die Jüngeren und bedeuteten den fragenden Christoph, daß nur ein Geselle, der in Lübeck, Ham­burg und Bremen gearbeitet und dort von der Zunft in allen Zweigen der Maurerei als tüchtig erfunden sep, mit geheimen Zeichen dort entlassen werde, die nur der Eingeweihete zu erwidern wisse, was große Ehre bringe. Die älter», gewanderten Gesellen mach­ten sogleich Feierabend, um mit dem »Ausgewiesenen« zur Herberge zu gehen, wo er freigehalten und ihm der Ehrentrunk gebracht ward. Ungewandcrte waren hiebei ausgeschlossen, durften aber dennoch mitzahlen.

(Fortsezung folgt.)

Gold-Course. Stuttgart, den 15. August 1853. Württemberg. Dukaten (FesterCours) 5 fl. 45 kr.

Andere Dukaten . ..5 fl. 36 kr.

Neue LouiSd'or.11 fl. kr.

Friedrichsd'or .. 9 fl. 44 kr.

2t) Franks-Stücke . ..9 fl. 30 kr.

K. Staatskaffen-Berwaltung.

Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.