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Delius wollte auch das Land verlassen, welches seine Reize verloren hatte, um in die Stadt zu ziehen. Dorette, die zuweilen im Hause der Wittwe vorsprach, erschien jezt mit thränenden Augen dort, um Abschied zu nehmen. Aus ihrer Tasche zog sie ein Paquet und bot es Christoph.Dies hat mir der Vater für dich gegeben," sprach sic;du sollst eS fleißig benüzen." ES war ein einfaches Reißzeug, ein mathematisches Lehrbuch für Anfänger, und ein zweites, welches über Bausteine, Ziegel, Kalk, Gpps u. s. w. umständlich belehrte.

Das Scheiden fiel den Kindern schwer.Du solltest kein so schmuziger Maurer werden," meinte Dorette.Würdest du ein Kaufmann, wie der Vater, so gingest du mit uns in die Stadt, in das große Haus an der Weser, wo die schönen Schiffe fahren!"

Närrchen," srug Christoph entgegen,wer hat denn dein großes Haus gebaut, als Maurer? Ein Baumeister muß viel mehr lernen und wissen, als ein Kaufmann, darum ist er auch mehr!"

Mit der Dämmerung erst kam Dorette heim, und noch lange war in der Stadt Christoph der Ge­genstand der Unterhaltung zwischen ihr und Stephanie. Christoph dagegen las emsig mit seinem alten Lehr­meister die Bücher und versuchte, die mathematischen Figuren, deren Verhältnisse er nach und nach begriff, mit der Reißfeder vergrößert oder verkleinert nachzu­bilden, wobei ihm einige Nezbogen, die um das Reiß­zeug gewickelt waren, gar sehr zu Statten kamen. Bald wohl sah sein scharfer Verstand ein, daß der Lehrherr lehrend erst lernte, war aber klug genug, es nie bemerken zu lassen; eben so gut aber leuchtete ihm auch ein, daß Meister Salzer stets erst den praktischen Nnzen des Gelernten zeigte. Hatte der greise erfah­rene Maurer bis jezt Manches nach gewissen, vererb­ten Handwerksregeln gethan, so sah er nun den Grund davon ein und lernte den todten, bis jezt geübten Mechanismus verständig würdigen und begreifen. Nur eine Bedingung ward jede Stunde unverbrüchlich wie­derholt:daß Niemand im Gewerk es erfahre, daß der alte Obermeister so neues, überhirniges Zeug lese und treibe." Es erfuhr es aber auch Niemand, als einige Akkordantcn von öffentlichen Bauten, die zu ihrem Schrecken bemerkten, daß der alte Salzer weit besser und genauer rechnete, als früher.

(Fortsezung folgt.)

Preußen besizt 543 Meilen Eisenbahn; 372 Meilen sind Privateigenthum und 172 Meilen Staatsgut. Diese preußischen Eisenbahnlinien umfassen mehr als den dritten Theil aller überhaupt auf deutschem Gebiete vorhandenen Eisenbahnen.

In Lippe-Schaumburg sind unlängst fünf Bauern von einer Wanderung nach Australien zurückgekehrt, wo sie sich fünf Monate goldsuchend aufgehalten hatten. Sie gehörten zu den Glücklichen, die nicht umsonst such­ten. Der eine von ihnen brachte 20,000 Thlr. die übri­gen mehr, und der Glücklichste 35,000 Thlr. heim. Nach­

dem sie diese Erfolge erzielt, entschlossen sie sich sofort zur Rückreise, um ihr Geld bei den Ihren nuzbar zu machen. Sie sezen nun ihre Landwirthschaft mit großem Aufschwünge fort.

Himbeersaft auf Wiener Art.

Gebe in einen Topf so viel Himbeeren, daß sol­cher noch vier Finger breit leer ist, über diese so viel guten Weinessig, bis der Topf voll ist; dann lasse ihn zugedeckt, an einem gelind warmen Ort drei Tage, ohne darin zu rühren oder zu drücken, stehen, alsdann wird eine nicht zu dichte Serviette über einen Stuhl gespannt, unter diese eine irdene Schüssel gestellt und die Him­beeren auf die Serviette aufgeschüttct, es darf aber nicht darin gerührt oder gedrückt werden; ist aller Saft durchgetropft, dann gebe zu einem Pfund Saft V» Pfund feingestoßenen und durchgefiebten Zucker und rühre so lange darin, bis der Zucker sich in dem Safte aufgelöst hat; dann fülle ihn in starke Boutcillen, pfropfe ihn zu und bewahre ihn auf, vieler Saft bleibt immer gut, so alt er auch wird.

Ein Mittel gegen die Traubenkrankheit, daS mit Erfolg angewendet worden sepn soll, entnimmt die »Austria-- einem Generalkonsularberichte aus Corfu vom 20. Juni Auf der jonischen Insel Zante soll nämlich von einem Hrn. Giovanni Badoer, auf Grund einer in seinem Familienarchive aufgefundenen Notiz neuerlichst in einer Korinthenpflanzung mit so vielem Erfolge angewcndet worden seyn, daß seit Mitte Juni dort Alles mit Anwendung desselben in den von der Seuche arg heimgesuchten Korinthenflurcn emsig be­schäftig war, und dem Ausgange dieser Traubenkuren mit gespannter Erwartung entgegengesehen wurde. Die Zubereitung dieses äußerst einfachen Mittels ge­schieht, wie folgt: Eine je nach dem Bedarfe zu be- meffende Zahl von Pfunden Meerzwiebel (seillaZ wird nach erfolgter Zerreibung mit einer dem Gewicht nach doppelt großen Menge reinen Wassers wohl vermischt, hierauf eine Hand voll Kochsalz hinzugethan, und mit dieser breiartigen Masse die "Herlinge" oder in der Entwicklung begriffene Träubchen öfter in so lange benezt, bis die Krankheit verschwunden ist.

Neuenbürg.

Ergebniß des Fruchtmarkts am 6. August 1853.

ES wurden verkauft:

1) Kernen:

17 Scheffel L 20 ff. 40 kr. . . 351 fl. 20 kr.

27 -r 20 fl. 12 kr. . . 545 fl. 24 kr.

5 " -r 20 fl. kr. . . 100 fl. - kr.

9 » 19 fl. 15 kr. . . 173 fl. 15 kr.

58 Scheffel 1169 fl. 59 kr.

Mittelpreis 20 fl. 10 kr.

2) Ackerbohnen:

1 Scheffel zu.18 fl. 24 kr.

Kernen blieben aufgestellt 15 Scheffel.

Brodtaxe seit 16. Juli 1853:

4 Pfund weißes Kernenbrod 17 kr.

1 Kreuzerweck muß wägen 5'/s Loth.

Stadt-Schuldheiffenamt.

Weßinger.

Redaktion, Druck und Verlag der M eeh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.