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den ich eine seltene Vorliebe hege, in seiner ursprünglichen Reinheit zu kosten, und mich deshalb nach dem Rheine einschiffen zu lassen.
Ich reise nicht gern, wie die übrigen Engländer gewöhnlich; ich durchfliege nicht gern den größten Raum in der kürzesten Zeit, darum verweilte ich mich am Rheine, indem ich ihn hin und her befuhr, und an diesem Punkte einen, an jenem mehrere Tage verblieb.
Ich machte eine kurze Rast in Scha'hausen, als ich einem alten Freunde begegnete, der wie ich, den dortigen Rheinfall betrachten wollte, aber schon am zweiten Tage nach unserem Zusammentreffen die dringendste Aufforderung erhielt, mit seinem Geschäftsführer in Paris zusammenzutreffen. Er hatte eine leichte englische Kalesche unv ein Paar englische Pferde bei sich, welche er, da die Reise in der größten Schnelligkeit zurückgeltgt, werden mußte, nicht mitnehmen konnte. Er vertraute sie mir an; ich versprach ihm, sie nach England mitzunehmcn. Er überließ mir auch keinen Kutscher, der, ein Deutscher von Geburt, das Englische verstand, so daß ich ihn, neben seinen geschäftlichen Verdiensten, da ich mit der deutschen Sprache nur wenig bekannt war, auch als Dolmetscher gebrauchen konnte.
Ich wollte einen Freund in Stuttgart besuchen.
An einem schönen Nachmittage gegen Ende des Herbstes fuhr ich mit meinem leichten Wagen zu diesem Behufe durch den wildesten Theil des Schwarzwaldes. Die Wege waren schlechter, als ich gedacht hatte, und an die schönen Landstraßen Englands gewöhnt, kam mir die Reise höchst langweilig und mühsam vor. Es war kaum noch zwei Stunden bis Sonnenuntergang, und ich hatte noch zwei Meilen bis zur einsam gelegenen Herberge, wo ich übernachten wollte.
Da ich gern vor Anbruch der Nacht an Ort und Stelle bin, so streckte ich meinen Kopf ans dem Wa- genfettster, um den Kutscher zur Eile anzutreibcn. Kaum war dies geschehen, als ein Reisewagen, der fast cin- gestürzt auf dem Wege lag, meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Er ward wahrscheinlich von zwei Pferden gezogen; eines war nur daran, daS andere mochte unter den Bäumen grasen.
Ein vier-oder fünfundzwanzigjähriger junger Mann war das einzige Wesen an diesem Orte. Er war von mittlerer Größe, von starken Gliedern, aber doch schön gebaut. Sein Haar war blond und ein wenig gelockt; seine Gesichtsfarbe frisch, sein Gesicht ein wenig zu rund, aber freundlich und liebenswürdig. Alles dies zusammen bildete mit seinen schönen hellblauen Augen einen merkwürdigen Kontrast gegen einen blauen Kittel und den Hut eines Fuhrmanns, womit der Fremde bekleidet war. Troz der Tracht aber sah man ihm den Herrn an.
Als ich ihn zuerst sah, schlug er Feuer, um. Wie es schien, seine Cigarre anzuzünden. Auf meine Anrede hielt er ein. Ich war früher in einem Geschäftshause in London und in die Gesellschaft mehrerer Amerikaner eingcsührt. So glaubte ich schon aus der ersten Antwort auf mein Bedauern wegen des unangenehmen Vorfalls, der ihn betroffen, entnehmen zu können, daß er ein Amerikaner wäre, was, wie ich später erfuhr, auch wirklich der Fall war,
Als Antwort auf meine Frage nach dem Anlasse des Unfalls zeigte er auf eines der Vorderräder, welches mehrere Ellen hinter dem Wagen lag.
Aber wo ist, fragte ich, Ihr Kutscher?
Er ist auf dem andern Pferde nach einer mehrere Meilen von hier entfernten Herberge um Hülfe geritten.
Erwarten Sie ihn bald zurück? fcug ich weiter.
Seine Rückkunft hängt, wie ich vcrmuthe, von der Qualität des Weines ab. Der Held ist mämlich an der Grenze von Deutschland und Frankreich geboren, und hat sehr viel Geschmack für ein gutes Glas Wein. Uebrigcns ist der Bursche schon so lange weg, daß er wohl eine Stunde wieder zurück seyn könnte.
Ich wundere mich, sprach ich weiter, daß Sie nicht auf dem anderen Pferve ihm nachrciten.
Ich versuchte es, war die Antwort, brachte aber den Gaul nicht von der Stelle.
Was! rief ich, wollte das Thier Sie nicht aufsizen lassen?
O ja, erwiederte er, aber es prvtestirte gegen mein Sizenbleiben. Kaum wollte ich die Bestie vom Grasplaze aus auf die Straße treiben, so warf sie ihre Beine in die Höhe und schleuderte mich mit so wenigen Umständen über die Ohren, als ob ich ein Sack Hobelspäne wäre.
Aber was wollen Sie anfangen? fragte ich weiter.
Anfängen? wiederholte er, was anders anfangen, als die Nacht im Walde bleiben, um zerrissen zu werden — ob von Wölfen oder von wilden Schweinen, wird sich morgen finden.
(Fortsezung folgt.)
Das am 1l. September erschienene „Bremer Handelsblatt" enthält einen langen Bericht über die sehr bedeutende Cigarren-Fabrikation in Bremen. Aus demselben erhellt, daß es 1842 hier nur 515 Ci- garren-Fabriken gab, worin 2,8)6 Personen beschäftigt waren, daß sich aber die Zahl derselben mit jedem Jahre vermehrt hak, so daß sich am Ende vorigen Jahrs 1708 solcher Fabriken mit 5)71 Arbeitern hier fanden. Im vorigen Jahre wurden darin allein 5,301,000 Pfund feinere Tabacke im Werth von 1 Mill. Thlr. in Louisd'or verarbeitet und die Ausfuhr von Cigarren betrug in demselben Jahre 327,624,000 Stücke im Werth von 2,376,742 Thlr. in Louisdor, und von denselben gingen 76,455,000 Stück seewärts und 243,031,000 Stück land- und flußwärtS. An fertigen Cigarren wurden 1851 50,135,500 Stücke im Werth von 365,186 Thaler in Bremen eingeführt, wovon 8,707,000 Stücke im Werthe von 46,420 Thlr. aus Preußen stammen. Die Einfuhr von fertigen Cigarren aus Cuba belief sich im Jahr 1851 auf 4,591,500 Stücke im Werth von 96,683 Thlr.
Der bekannte Zwerg, General Tom Pouce, ist nunmehr 16 Jahre alt und hat mit den durch seine Reisen verdienten Geldern eines der größten Häuser in New-Aork erbauen lassen, worin ein Miniaturzimmer für ihn eingerichtet ist, in welchem das ganze Mobiliar seiner Größe angemessen sich befindet. In einem Saale sind alle die Geschenke aufgestellt, welche er auf seiner Reise durch Europa erhalten hat.
Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.