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gezeichnet sind und dadurch die Gesellschaft de­finitiv konstituirt ist. Tiefe 30.000 fl. dienen als eine Garantie von 4"/° Zinsen für die Ak­tionäre für die ersten drei Jahre, worauf bei Überschüssen hieraus ein Reservefonds zu bil­den ist. hSt.A.)

Frankreich.

In Frankreich ist es die Reise des Prä­sidenten, welche die Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Die Berichte sind mir die Wiederho­lungen her täglichen Triumphe und eines stür­mischen Enthusiasmus, die unter dem fortwäh­renden Rufe:Es lebe der Kaiser!" nur das Vorspiel zur Wiederherstellung des Kaisertbums sind. Louis Napoleon wird deröstenllichen Meinung nicht zuvorkommen, wohl aber ihr folgen" troz der eingestandeiien Unemschrrdenbeit,' unter welchem Titel er am besten seineMission" werde vollführen können. Die Erwartungen des Elysee von dieser Reise sollen noch weit Lbertroffen seyn und die Unaufhaltsamfett der kaiserlichen Bewegung" wird auch von ihren legitimistischen -Gegnern anerkannt. < FI) -

Miszellen.

» Die Tigerjagd.

'(Schluß.^

Endlich chaht rin mächt'gct Tiger, brüllt im Walde

hohl und dumpf,

Blickt umher als wie ein König, kauernd auf des

- > Baumes Stumpf,

Um ihn lagern seine Söhne, einer Wache wohl ver­gleichbar,

Kämpfend muthig mit den Jägern, stets sich wehrend

unabweichbar;

Einer fällt vom Speer getroffen und der zweite und

der dritte

Und der alte Tiger schaut sich bald in blut'ger Leichen

Mitte,

Heiser brüllend, giftig blickend, steht er fallen seinen

letten.

Sieht httarr die Schergen kommen, so die muth'gen ' Söhne hettcn,

Stürzt herab von seinem Stamme und durchbricht der

Jäger Haufen,

Eilt mit weiten raschen Säzen, nach des WaldeS

Saum zu laufen,

Auf des Königs Stephanien stürmt er zu mit grimmer

Wuth,

Doch das edle Thier, es scheucht ihn, schaut ihn an

mit kaltem Blut,

Nimmt vom Diener eine Fackel, schwingt am Boden

sie gewandt,

Und der Tiger voll Entfezen flicht das Feuer, flicht

den Brand,

Will im Laufe rasch stch wenden, doch da kommen die

Genossen

Hoch auf Elephantcn reitend, fertig jezt mit den Ge- ' schossen.

Wie sie zielen, bebend schauen! doch ein Scherge flink

und schlicht

Springt herbei und mit der Lanze schnell das Ungcthüm . ,ersticht.

Schneidet ihm das Haupt vom Rumpfe, hat's zum

- König hingetragen,

Dieser fcheflkt es den Gesandten, welche staunen ob

^ dem Jagen.

Hei! Fanfaren lustig tönen, denn die Jagd», sie ist geendet,

Und der König mit den Jägern zum Pallaste nun fich

wendet.

Und sie kommen zum Pallaste mit des Tages erstem

Schein,

Und der König lädt die Fremden zu der Rathsvcr«

sammlung ein.

-Hört mein Wort ihr Fremden alle,« spricht der König nun zu ihnen,

«Mir erscheint des Menschen Seele gleich dem Wald, dem ewig grünen.

Wie im Walde Blumen duften, Bäume süße Früchte

bringen,

Hirsche des Gazellen weiden, Vögel froh und klagend

singen,

Also sproßt im Menschenherzen süße Frucht und zarter

Klang,

Der in meinen Ohren tönet als wer Gottheit Lobgesang.

Wie im Walve Züngeln wuchern, giftig Unkraut heckt - und nistet.

Die Termite schleicht im Dunkeln, daß den Palmbaum ^ sie verwüstet,

Und die gist'ge Schlang' am Pfade unter'm Steine

lugend kauert,

Im Gebüsch der grimme Tiger leise tappend schielt .. und lauert

Also lebt im Menschenherzen böse Gier und lüstern

Wollen.

Das ihn lehrt als Freund zu nahen, doch im Herzen tückisch Grollen.

Uüsre weisen frommen Büßer ziehen in den Wald. .hinaus.

Tilgen im Gebet versunken ihrer Herzen Scharten aus;

Unsre kühnen festen Krieger zieh» hinaus in Feld und

Hain, ,

Da erlegen sie den Tiger und dit "Schlangen urid den

Leu'»-

Merkt's epch, greift in euenz Busen, fühlt ihr dort

ein wuchernd Ranke»,

Von Begier und feinen Listen, trüglich gleißenden Ge­danken:

Zieht nach Haus in euern Schiffen, wagt euch nicht in

unser Landl.

Wie wir streiten gegen Tiger, habt ihr ja geschaut,

erkannt.

Wagt es nimmer zu versuchen, wie wir treffen einen

Feind,

Der durch Locken süßer Mienen listig uns zu täuschen

meint.

Aber wollt ihr ehrlich handelnd her zu meinem Hafen

kommen,

Heiß' ich euch mit frohem Munde, Frieden spendend

hier willkommen.«

Sprach's; und läßt Geschenke bringen reich an Gold

und Edelstein,

Fein getrieben, wohlgebildet, ausgelcgt mit Elfenbein,

Reicht sie dann den Abgesandten, grüßt mit freund­lichem Ermahnen

Und geleitet sie hinunter nach vem Haus rer Karavancn.

Wen'ge Reden süßen Klanges, aber eitel ohne Sinn

Werfen die Gesandten schmeichelnd, Gunst erbittend

her und hin;

Höflich wußten sie zu kommen, höflich wissen sie zu scheiden

Werden sie den Strand besuchen, werden ferner sie

ihn meiden?

Kann's nicht sehn an ihren Mienen, ausdruckslos scheint

ihr Gesicht,

Kann's nicht sagen aus Berichten, eine Kunde ward

mir nichr.

Neuenburg.

Nrodpreise

vom 26. September 1852:

4 Pfund Kernenbrod, weiß und gut gebacken 13 kr. - 1 Äreuzerwecken B/r Loth.

Stadtschuldheiß M e e h.

Redaktion, Druck und Verlag der M e eh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.