308

Ausland.

Frankreich.

Paris, 7. Sept. Die Polizei hat einen Deutschen, der im Park von St. Cloud spcizi- ren ging und neugierig das Schloß betrachtete, verhaftet, und obschon er nachwies, daß er ein Reisender sey, und man nichts Verdächtiges bei ihm fand, über die Greine bringen lassen. (St.A.)

Großbritannien.

London, 2. Sept. Die Auswanderung aus den vereinigten Königreichen Großbritannien und Irland nach den vereinigten Staaten von Amerika, nach Australien, Oft- und Wcstindien nimmt den offiziellen Aufstellungen zufolge in so belangreichem Maße zu, daß aller Wahr­scheinlichkeit nach im Laufe des Jahres >852 fast 500,000 Personen die vereinigten König­reiche verlassen haben werden, um sich eine neue Heimalh auf anderen Punkten der Welt zu su­chen. Vis zu Ende dieses Monats werden allein nach verschiedenen Hafen Australiens nicht we­niger als 400 Schiffe von 500 bis 2000 Ton- nengchalt aus den Häfen von London, Liverpool und Plymouth abgegangen seyn.

Nach einer Durchschnittsberechnung gehen 40,000 Auswanderer wöchentlich aus den be­deutendsten Häfen der vereinigten Königreiche ab. Nach Australien allein werden sich in diesem Jahre etwa 200,000 Glüüsjäger gewendet ha­ben. In Australien werden fvrtwährtnd neue Goldlager entdeckt. Ein Weg von 338 engli. schen Meilen ist fahrbar gemacht zwischen Port Adelaide und den Golddistrikten; es übt dessen Anlage einen günstigen Einfluß auf die raschere Beförderung des Verkehrs und die Ausbeutung der Minen.

Miszellen.

Die Tkgerjagd.

(Ein Lehrgedicht. Von Duttenhofcr.)

Fern im Süden dort, in Indien-, an des Ganges blum gem Strand

Wohnt im Wald der fromme Büßer in dem bastenen

Gewand.

Kokosbäume wölben ragend hoch ein Dach in blauer Luft

Vögel singen, freudig, klagend, Blumen sprühen Glanz

und Duft.

Und verloren in Betrachtung wie in einem Gotteshaus

Forscht nach Licht des Menschen Seele, tilgt die innern

Flecken aus.

Fern im Süden, dort in Indien, lauert in des Waldes Nacht

Grimm der Tiger; wie ein Räuber hält er an dem

Wege Wacht.

Durch Gebüsch und durch die Jnugeln schleicht er hin

voll Bosheit, Tücke,

Lautlos sezend seine Tazen, Grimm und Mord im

düstern Blicke,

Wo er hat sein Mahl gehalten, faßt die Seele Schreck und Graus,

Denn der Wald, der friedlich stille, gleicht nun einem

Tobtcnhaus.

Dantas, König der Birmanen, stzt auf dem er­habnen Thron,

Um ihn stehen Weise, Krieger, neben ihm der Prinz

sein Sohn,

Rathsversammlung ist gehalten, mancher böse Streit

geschlichtet,

Gute haben Lohn empfangen und Verbrecher sind gerichtet; Schau, da kommt zum Herrschersaale staubbedeckt ein

Bote her,

Küßt den Boden vor dem König, sagt die Botschaft

inhaltsschwer:

»Herr, es kamen große Schiffe, fern vom Norden -ergeschwommen

Und auf flüchtigen Kameelcn vie Gesanvten zu dir kommen Gluck verpestend allen Völkern im Gebirge wie im Thal, Bringen herrliche Geschenke für den König -er zumal.» AUS der Bore dieß gesprochen, sagt des Königs lust'ger

Rath:

»Angelköder, Mäusefalle, in der Fremden Flitterstaat, Den sie uns als Gabe bringen, jene seinen weißen Herrn, Daß sie in das Zoch uns zwingen, wollen wohl uns -nien gern.

Sollen wir «ns glücklich ichazcn dann im Tanz nach ihrer Pfeife,

Unsre Wehr soll ihnen stöhnen, unsre Spindel, unsre

Weise,

Wollen sperren uns den Hafen, denn sie sind ja

Herrn im Meer,

Wollen machen uns zu Sclaven, Arbeit ist ja ihnen schwer. Unsrer Garien Frucht, die wurz'ge sey dann diesen Herrn gezollt,

Unsre blanken Edelsteine, unser Eisenvein und Gold » »Brav gesprochen, Punjashlokas,» jagt der König zu

dem Grellen,

Wendet dann vom lust'gen Rai-e forschend sich nach

seinen Welsen:

»Weise Seher! hohe Krieger! sagt mw an mit freiem Munde,

Welche Meinung euch im Herzen hat erweckt des

Boien Kunde,

Ob wir scheuchen mit den Waffen jene Feinen, Ltst'gen^

Schlauen,

Ob wir ihnen Freundschaft heucheln, in dem Herzen

falsch Vertrauen.«

»Laßt sie kommen!« ruft ein Krieger, »unsre Waffen

sind bereit,

Zieh» wir denn zum Stranoe nieder, kühn entbietend

Kampf und Streit!

Wir erschlagen jene Frevler, wenn sie steigen an das Land, Wir verbrennen ihre Schiffe, die dort ankern an dem Strand.»

»Wenn sie kommen,» spricht em Weiser, »öffnet gastlich eure Pforte,

Thut dem Fremdling, naht er friedlich, ja kein Leid

durch böse Worte,

Aber will er euch umstricken mit der Argttst schlimmen

Netzen,

Laßt beladen schwer mit Ketten ihn sogleich gefangen sezen. Dann ergreife, kühner Krieger! Schild und Harnisch,

scharfen Stahl,

Steige nieder nach dem Strande, rufend Kampf durch

Berg und Thal.«

»Weise Räthe meines Reiches,« spricht hierauf der hohe König,

»Euer Rath klingt mir zum Herzen gleich der Glocke silbcriönig;

Kühne Krieger, Heeresführer! euer Sinn so voll von Muth

Läßt mich meine Macht erkennen, macht die Seele.

wohlgemnth;

Doch ein Etwas, das sich reget in des Geistes Urem-

pfindung,.

Sagt mir deutlich, mir gebühre jenes Feindes Über­windung.

Mir allein. Durch Geistes Waffen, nimmer durch

der Krieger Schwert

Kann ich wirken, kann ich schaffen, daß mein Reich

sey unversehrt!«

(Fortsezung folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag der M e eh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.