daß Ihr ein ehrlicher Mann seyd. Meiner erbarmt sich Niemand auf dieser weiten Erde. Wollt ihr mich retten vom Kloster, vom Tode, so reicht mir die Hand als rechtschaffener Gatte. Lieber will ich des Leibeige­nen sepn, als lebendig begraben werden im Stift. Wollt Ihr, so folgt mir unverzüglich nach der Kirche. Der Priester muß uns ohne Aufschub das Sakrament der Ehe ertheilen, denn also erheischen es die Sa- zungen unserer Kirche. Nun sprecht." Da schlug mein Vater ein; ste gingen selbander nach dem Goiteshause und kehrten als ein Paar zurück. Als die Kunde dieser Heirath zu Ohren des alten Barons gekommen war, lud er mit zitternden Händen seine Pistolen, um die Tochter zu erschießen. Die Neuvermählten waren so eben in das Schloß cingetrcten, um sich dem Vater zu Füßen zu werfen, als dieser ihnen auch schon im grim­migsten Zorn entgegenstürzte und die Mordwaffe auf seine Tochter anschlug. Mein Vater warf sich über seine Frau und rief: Mich müssen Sie treffen, gnädi­ger Herr, ich bin allein schuldig! Da pfiff ihm aber auch schon die Kugel am Kopf vorbei und schlug in'S Getäfel. Meine Mutter war in Ohnmacht gefallen, der Baron aber warf das Pistol weit von sich und wandte sich unter rntsezlichen Verwünschungen nach seinen Gemächern zurück. An eine Aussöhnung war nicht zu denken; so verließ denn meine Mutter das elterliche Schloß und folgte ihrem Manne. Ter Ent­behrungen und Trüb>ale waren nicht wenige in der Ehe. Die Mutter hat sie aber alle standhaft erduldet, mit keinem Worte dem Vater zu erkennen gegeben, daß sie seinetwegen so mannichfache Noth erleide, und wohl vielmehr den Himmel jederzeit gepriesen, daß er sie dem tottcn Klosterlebcn entrissen und ihr einen wackern und gottesfürchtigen Mann beschicken. Nur ihres Vaters dauerndes Zürnen hat sie nimmer ver­winden mögen und jederzeit bei seinem Andenken viel schmerzliche Thränen vergossen. Das betrübte Ende des meinigen Hab' ich Euch wohl schon vordem erzählt."

Mit steigendem Antheil hatte Rodrich der Erzäh­lung gelauscht. Er war sehr ernst und nachdcnkend geworden. »Und wenn nun," hob er nach einer Pause an, »jene mütterlichen Verwandten in sich ge­gangen wären und sich der verstoßenen Waise erbarm­ten, wenn sie sie zurückberiefen, um ihr die reichen, so lange vorenthaltenen Güter zu erstatten, dann müß­test Du mir doch entsagen, Marie. Das reiche Edel­fräulein dürfte dann des armen namenlosen Fremd­lings nicht weiter gedenken.«

sSchluß folgt.)

Aus Californien wird unter Anderm auch von einer klein en Differenz berichtet, die daselbst unter einigen Honoratioren stattgcfunden. Diese kleine Dif­ferenz bestand einfach darin, daß der eine Honoraliore mit einem Stadt- oder Landrichter in Wortwechsel ge- rieth und in Folge davon den Richter mit dem Stocke prügelte. Der Geprügelte nicht faul, zieht einen Stock­degen und sticht diesen dem Honoratioren in den Bauch, so daß der Honoratiore umfällt. Sein Freund eilt herbei, will ihn rächen und schießt nach dem Richter, trifft aber den Vicerichter. an dessen Aufkommen man

zweifelt. Das nennt man in Californien kleine Diffe­renzen unter Honoratioren. Nun möcht' ich eine große Differenz unter Nichihonoratioren sehen!

Vor 27 Jahren, erzählt »Lincoln Times» war Lord Stanley (der jczige Lord Derby) Präsident eines Unterhauskomite's zur Untersuchung der Fortschritte in der Dampfschifffahrt. Als der berühmte Ingenieur Mr. Stephenson vor dem Konnte seine Ansicht aussprach, es werde mit der Zeit dahin kommen, daß Dampf­schiffe über den atlantischen Ocean gehen würden, sprang Lord Stanley von seinem Siz auf und rief: Wie können Sie so reden? Wenn Dampfschiffe über den Oeean gehen, so will ich den Dampfkessel des ersten Boots fressen. Mr. Stephenson war später so großmülhig, den edlen Lord nicht beim Wort zu nehmen.

Wenn die politische Bildung der Deutschen im Auslande keinen sonderlichen Ruhm findet und ver­dient, so wird dagegen in Wissenschaft und Kunst ihre Stellung an der Spize der Völker immer ausnahmloser anerkannt. Auch die deutsche Tonkunst trägt hierzu ihr Theil bei. Einen ihrer glänzendsten Triumphe hat sie dieser Tage in London gefeiert, wo der edle Meister Spohr leinen Faust indem italienischen Operntheater selbst dirigirte. Der Text wurde in italienischer Uebersezung gesungen, was natürlich dem deutschen Charakter der herrlichen Musik keinen Eintrag that. Der begeisterte Bericht der »Times» über das Meisterwerk an sich, wie über dessen Aufführung und Aufnahme bei der Elite der einheimischen und fremden Kunstfreunde Londons, überschreitet den Raum einer Riesenspalte jener Zeitung.

Brretenborn und Nudelinuller. l Jllustrirter Dorfbarbier.).

Breetenb. Den französischen Präsedenten soll nischt so unangenehm seyn, als wenn der rusche Gesandte kalt ward. Wenn der Oestreicher kalt wärt» oder der Preiße, macht sich Bonaparte nischt daraus; adder wenn der Russe kalt wärd, is es ihm gar nich recht.

Nudclm. Nu siehste, Breetenborn, das geht sehr natürlich zu. Der Neffe möchte doch gar zu gerne in die Loofbahn des Onkels treten. Da nun dieser Loof- bahn durch de rusche Kälte ä Strich durch de Rech­nung gemacht wurde, is es ke Wunder, wenn der Neffe ene gelinde Aversion vor aller ruschen Kälte hat.

Gold-Eourse Stuttgart, den 1. Sept. 1852. Württemberg. Dukaten (Fester Cours) 5 fl. 45 kr.

Andere Dukaten....... 5 fl. 37 kr.

Neue Louisd'or. . . . . . . . 11 fl. kr.

Friedrichsd'or.9 fl. 4st kr.

20 Franks-Stücke.9 fl. 33 kr.

K. Staatskaffen-Verwaltung.

Gold-8 Silber-Course.

Frankfurt, 1. Sept. 1852.

fl.

kr.

Neue Louisd'or.

Pistolen.

Preußische Friedrichsdo'r . . Holländische 10 fl. Stücke . .

Rand-Dukaten.

20-FrankSstücke.

Englische Souverains . . . Preußische Tbaler. . . . . Preußische Kassenscheine . . 5-Frankenthaler . . . . .

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Redaktion, Druck und Verlag der M e eh'schcn Buchdruckerei in Neuenbürg.