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sogenannten Viehkartoffel angegeben, welche ge­sund bleibe, während überall in ihrer Nähe die früher allein angebaute rothe Kartoffel erkranke. Die Vermischung des Saamenstaubs der weißen und rochen Erdbirnen sollte diesen ungünstigen Einfluß üben. Im Kalender vom Jahr 1788 endlich wird 42 aus dem Leipziger Jntel- ligenzblatt folgendes miigetheilt:Vor etwa 6 Jahren wurde im Hannöver'schen Magazin be­kannt gemacht, daß an vielen Orten, unter An­derem in der Gegend um Göttingen, sehr ge­klagt würde, daß das Kartoffelkraut, wenn es am frischesten stünde, oft plözlich zurückfiele und abstürbe, und daß dergleichen Kartoffelstauden dann wenig oder gar keine Kartoffeln ansezen. Ich untersuchte, ob dieses auch in andern Ge­genden gespürt würde, und da ich hievon durch den Augenschein überfuhrt wurde, so fand ich bei Zergliederung der Stängel, daß ein Insekt, welches zu dem Geschlecht der Hundert- oder Tausendfüße gehört, die Kartoffelstängel ausge­höhlt hatte, und da dieses eher geschieht, als die Pflanze blühet, so ist der Untergang dersel­ben, mithin auch der zu dieser Zeit im Ansezen begriffenen jungen Kartoffeln, unvermeidlich."

Zu bedauern ist auch bei diesen Notizen, wie bei den von Hrn. v. Babo mitgetheilten, daß sie sich alle mehr mit Hypothesen über den Ursprung der Seuche und die Mittel dagegen befassen, als mit genauer Beschreibung der Er­scheinungen, so daß man nur durch das Zu­sammenfassen von einzelnen, zufällig vorkommen­den Bemerkungen ein Totalbild der damaligen Krankheit erhält. Interessant ist es, daß man in Baden schon damals an den Ersaz der Kar­toffeln durch andere Gewächse dachte. Während man zur Regeneration derselben sogar Kartof­feln aus England kommen ließ, kaufte man auch Saamen von Gelbrüben in der Pfalz auf und vertheilte ihn unter die Gemeinden. Ueberhaupt hat man bei Durchlesung der Nach­richten von damals nicht blos Gelegenheit, die Aehnlichkeit der Krankheitserscheinungen wahr­zunehmen, sondern noch vielmehr über die Gleichheit der damals und jezt zu Markt ge­brachten Erklärungen und Vorschläge, sowohl in vernünftiger als unvernünftiger Richtung, zu erstaunen.

Wir brauchen schließlich kaum darauf auf­merksam zu machen, von welcher ungemeinen Wichtigkeit ein klarer Nachweis über die Iden­tität unserer Krankheit mit der früheren Krank­heit Jedem erscheinen muß. Ist es erwiesen, daß die jezige Seuche schon einmal da war und von selbst wieder aufgehört hat, so hat man natürlich allen Grund zu hoffen, daß sie auch diesmal wieder völlig verschwinden wird. Nach dem Beispiele der Jahre 1784 und 1785 könnte dies schon nächstes Jahr geschehen, indem die Seuche diesmal 1851 ihren Höhepunkt erreicht zu haben scheint und 1852 sich bereits weit schwächer zeigt.

A r o n r k.

Deutschland.

Frankfurt, 20. August. Die Bundes­versammlung hat ihre Ferien angeireten. Der preußische Gesandte ist zum Stellvertreter des Lundkspräsidialgesandten und zum Vorsize im Ausschüsse während der Vertagung substituirt.

Württemberg.

Dienstnachrichten.

Seine Königliche Majestät haben vermöge höchster Entschließung auf die bei der Domänenabth. der Oberfi'nan.zkammer erl. Asses­sorsstelle den Assessor Grundier bei der Ablö- sungs-Vollzugskommission, seinem Ansuchen ge­mäß, gnädigst versezt die bei dem Steuer­kollegium zu besezende Affefforsstelle dem Sekretär v. Valois bei dem Finanzministerium gnädigst übertragen und nachstehende Finanzrcferen- däre zu Kameralamtsbuchhaliern gnädigst er­nannt und zwar: Burger von Obersteinach bei dem Kameralamt Weingarten, Schosser von Ellwangen bei dem Kameralamt Tübingen, Vetter von Geißlingen bei dem Kameralamt Geißlingen, und Wrede von Neudenau bei dem Kameralamt Mergentheim ferner die Forst­wartsstelle für das Rev. Kaisersbach dem Wald- schüzen Hölderlin von Prevorst die für das Revier Schmiedelfcld dem Waldschüzen Schelling von Einkorn die zu Calmbach dem Wald­schüzen Lausterer in Höfen und die Neallehr- stelle in Welzheim dem bisherigen provisorischen Reallehrer Braun daselbst gnädigst übertragen.

Diensterledigungen.

Eine Sekretärsstelle bei dem Finanzmini­sterium (800 fl.) und eine Hauptlehrstelle für Arithmetik am mittleren Gymnasium in Stuttgart (600 fl.)

Die philosophische Fakultät der Univer­sität in Tübingen hat dem Musikdirektor Silcher ihr Doktordiplom ertheilt.

Aus Biberach meldet eine telegraphische Depesche daß in der Nacht vom 22. auf den 23. zu Erolzheim in Folge einer starken Erder­schütterung die Kirche und mehrere Häuser ein­gestürzt seyen. (St.Anz.)

Stuttgart, 18. August. Dieser Tage habe ich zum erstenmale von der Traubenkrank­heit befallene Trauben aus unseren Rebbergen gesehen, wo leider, durch die lezten Regen be­günstigt, auch dieses Uebel eingerissen ist. Daß die Kartoffelkrankheit im ganzen Lande sich zeigt, ist eine unbestrittene Thatsache; doch gewährt das einigen Trost, daß die Kartoffeln schon viel weiter ausgewachsen, sehr groß und in unge­heurer Menge vorhanden sind, zu welcher die kranken Knollen nur in unbedeutendem Verhält­nisse stehen, so daß wenn, wie bei jezigem tro- kenem Wetter zu hoffen, die Krankheit nicht