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A r o n i k.
Deutschland.
Frankfurt, 6. August. Die schleswig- holstein'sche Frage soll in einer der lezten Sizungen der Bundesversammlung die zu ge- wärtigende Erledigung (mit Ausnahme zweier Herzogtümer) gefunden haben, auch das Loos der Flottenoffiziere (Entlassung mit 1 Jahr Nonaktivitätsgehalt) entschieden seyn.
Baden.
Karlsruhe, 5. August. In MMHeim wird beabsichtigt, eine Bank zu errichten, woraus Geldbedürftige (Landleute und Gewerbs- männer) zu billigen Zinsen kleinere Darleihen erhalten können. (St.A.)
Bayern.
München, 2. August. Bei dem gestrigen Eisenbahnzuge früh 6 Uhr ereignete sich die komische Scene, daß die Passagiere selbst den Train zogen. Außerhalb Pasing ging nämlich der Lokomotive Plözlich der Athen, aus, weil eine Röhre zersprungen war. Während nun per Telegraph eine andere Lokomotive von München her citirt wurde, stiegen die männlichen Passagiere aus und zogen den ganzen Train nach Pasing zurück, woselbst dann die neue Lokomotive angespannt wurde. Die Verzögerung dauerte eine halbe Stunde.
Sachsen.
Die Lehrer des Herzogthums Gotha bilden durch monatliche Groschenzahlungen einen Fonds für die vertriebenen schleswig-holsteinischen Lehrer (auch für die Gattin des Schuldirektors Gräfe in Kassel).
Ausland.
Frankreich.
Paris, 5. August. Bei Gelegenheit des Festes vom 15. August wird nach dem Wunsch des Präsidenten in einem jeden der 14 Aron- dissemente der Seine eine Heirath stattfinden und jedes Paar eine Aussteuer von 3000 Frs. aus der Privatkasse des Präsidenten der Republik empfangen.
Straßburg, 2. August. Die katholischen, nach ultramontanem Systeme erzogenen Geistlichen üben gegenwärtig einen Einfluß auf das Volk aus, wie noch nie. Ein erst vor einigen Jahren neu aufgenommener Wallfahrtsort an der Schweizer Gränze, Hagenthal, ist käuflich in die Hände der Jesuiten übergeben. (S.M.)
Schweiz.
In der Schweiz trägt man sich bereits mit dem Gedanken, den Jahrestag des Eintrittes von Bern in den Bund der Eidgenossen (6. März 1353) zu einem großen Versöhnungsfest der streitenden Parteien zu machen (?) — Louis Napoleon wird die Absicht einer Vermittlung in Bezug auf die allgemeine Stellung der Schweiz zu denGroßmächten zugeschrieben. (F.J.)
Großbritannien.
London, 2. August. Die indianischen Stämme im Westen der Union sind in so furchtbaren Nothstand gerathen, daß die Leute zu Hunderten Hungers sterben. Im Congresse wurde der Antrag gestellt, diesen Stämmen eine Unterftüzung von 50,000 Dollars zu bewilligen. Es wurde aber dieser Antrag als nicht wirksam verworfen. (F.J.)
Rußland.
Warschau, 1. August. Durch einen Re- gieeungserlaß sind fammtliche Polen aus dem Königreiche Polen, die an der Revolution in Ungarn theilgenommen, proskribirt und ihres Vermögens verlustig erklärt worden.
Türkey.
In der Türkey sollen große Veränderungen im Heerwesen nach dem Muster des europäischen vorgenommen werden und die gesammte türkische Armee eine gleiche taktische Ausbildung erhalten. (F-J-)
A me r i k a.
Aus New York wird berichtet, daß dem Präsidenten Fillmore ein mit zahlreichen Unterschriften versehenes Memoire überreicht worden ist, worin er ersucht wird, Kriegsschiffe in die Gewässer von Neu-Schottland zu senden, um die amerikanischen Fischer zu schüzen. Die amerikanische Fischerei an jenen Küsten beschäftigt nicht weniger als 2100 Schiffe und 30,000 Leute; ihr Ertrag wird auf mehr als 12 Milk. Dollars jährlich geschäzt.
In Oregon, dem Kalifornien fast am nächsten liegenden Staate, ist bis jezt noch wenig klingende Münze; um daher den Geschäftsverkehr nicht ,'iffs Stocken gerathen zu lassen, hat man auf verschiedene Hausthiere feste Preise gesezt und betrachtet dieselben als Geld. So gilt ein Schwein 1 Dollar, ein Schaf 50 Cts., ein Puter 25 Cts., ein junger Hund 12'/, Cts. Wenn Peter dem Paul 4 Dollars 12'/, Cts. zahlen will, so schickt er ihm 5 Schweine und erhält als Münze ein Schaf, einen Puter und einen jungen Hund, zusammen 87'/, Cts., wieder heraus.
Zu den bekannten Wahrnehmungen über die schädliche Wirkung gewisser gefärbter Maaren ist eine neue, bisher noch nicht bekannte, gekommen. Die Magdeburger Negierung hat bemerkt, daß auch die zum Schließen der Briefe dienenden Oblaten mitunter mit schädlichen Stoffen gefärbt werden. Namentlich soll diese für die Gesundheit nachtheilige Färbung bei den rothen und grünen Oblaten Vorkommen, und in Magdeburg soll sich erst kürzlich der Fall ereignet haben, daß Kinder, die von dergleichen Oblaten genascht hatten, nicht unbedeutend erkrankten. Die Regierung hat deshalb den Gewerbtreibenden, die sich mit der Anfertigung von Oblaten befassen, die Verwendung des Mennig und des Schweinfurter- oder Kaisergrüns untersagt.
Redaktion, Druck und Verlag der M e eh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.