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Von der ungarischen Gränze, im Juli. Die Tollkühnheit der ungarischen Räuber und die schwierige Stellung der Gendarmerie in unserem slande zeigen sich abermals in dem Vorfall bei Mako, wo zwei Räuber sich in einer Heidenschenke gegen 5 Gendarmen 5 Stun­den hindurch hartnäckig vertheidigten, so daß nachdem der Wachtmeister Georgewitsch erschos­sen und die fünf übrigen Gendarmen schwer verwundet worden waren, die Schenke in Brand gesteckt werden mußte, um der Böfewichter hab­haft zu werden, von denen jedoch einer den Tod im Feuer der Gefangenschaft vorzog. Man fand 4 Flinten und 2 Karabiner nebst 3 Pisto­len und 2 Säbel in dem brennenden Hause, die oftmals abgefeuert worden seyn müssen; der Wachtmeister, dem gleich Anfangs die Kinnlade zerschmettert wurde, feste gleichwohl den Kampf muthig fort, bis ihn ein Schuß in's Herr rös­tete. (Brest.Z.)

Ausland.

Frankreich.

Gerüchte behaupten, daß eine Notifikation der Verlobung Louis Napoleons mit der Prin­zessin Karoline von Wasa demnächst an alle Höfe werde übergeben werden.

S ch w e i z.

Schwyz. Von allen Seiten berichten die Regierungsstatthalter über die günstigen Ernte- aussichten. Von Drachsrlwald wird gemeldet: Die Kartoffeln lassen an Qualuäc und Quan­tität nichts zu wünschen übrig, es gebe Stauden, wo sich bis 17 Stücke an^ehängt haben Kurz» Alles lasse eine so rriche, gesegnete Ernte er­warten, daß nach einem ächt Einmenchaler'fcheu Ausdruckemehr gar nichts niizen würde."

Miszellen.

Die bayerische Kellnerin

(Fortsezung.)

Rodrich ließ sich wortkarg, schmollend, blasirt von Ort zu Ort schleppen, dachte nur daran, seinem Füh­rer mit guter Manier zu entschlüpfen, oder sich für den nächsten Tag ein paar unbeobachtete Freistunden erschwindeln zu können. Waren ihm diese zu Theil geworden, so eilte er jauchzend, wie ein hinter die Schule gehender Knabe, nach dem Dörfchen hinaus nur aber, um an dem erhofften Rosenkranz Blüthe um Blüthe abfallen und die verlezendcn Dornen länger und länger wachsen zu sehen. Da überfiel ihn denn zuerst die Angst, daß er wohl zu frühzeitig wiederkehre, und es ihm ja jeder Mensch anmerken muffe, weßhalb er komme; nächstdem kamen die Vorwürfe, das Mäd­chen mit seinen Blicken allzu unbescheiden verfolgt zu haben, oder aus übergroßer Delikatesse ihr Vorbei- schlüpfen verpaßt, oder gar ihren Gruß nicht herzlich erwidert zu haben; dann schmollte er mit sich, daß er es ihr nicht schon längst gesagt habe, was er Alles für sie fühle es war nur das Unglück, daß es fich

niemals so machen ließ. Tausende von neugierigen, lauernden, lüsternen, mißgünstigen Angen blizten ihr auf jedem Schritt und Tritt nach. Ach, Hardp hatte nur zu wahr bemerkt, daß die Simultan-Geliebte einer ganzen Männerwelt unzugänglich scy. Einer Kaiserin vor versammeltem Hofe die Liebeserklärung machen, ist Kinderei gegen die Aufgabe, einer hübschen Kellne­rin zehn unbewachte Worte in's Ohr zu flüstern.

Acht, neun Tage waren bereits verstrichen, seit­dem Amberg die schöne Marie zum erstenmale gesehen hatte; acht, neun solcher zum mindesten 48 Stunden langer Tage, welche aus kontinuirlichen Promenaden aus dem Regen in die Traufe und aus dem Fegefeuer in die Hölle bestehen, Tage, wie wir sie dem ärgsten Feinde nicht wünschen mögen. Seine Abreise rückte näher und näher er durste sie nicht mehr hinaus­schieben und hatte sich seinem Ziele doch um keinen Schritt genähert. Er fühlte fich recht von Herzen un­glücklich.

Die Morgensonnc zitterte durch die Kronen der Lindcnbäume und glänzte ihre goldnen, schwankenden Ringel auf dem lockern Boden ab. Die Buchfinken schmetterten lustig in den Zweigen oder hüpften, nach Futter, suchend, in den frisch geharkten Gängen bis dicht vor die Laube, in welcher Graf Amberg einsam harrend saß. Der Garten war leer. Tische und Stühle standen des Nachtthau's halber ppramidisch zusammen­gelehnt. In langen Reihen lagen die Bierkannen auf den Gestellen neben einander und ließen, Durst lech­zenden Zungen gleich, die blank gescheuerten Deckel hängen. Das Gesinde rumorte in der Wirtschaft. Nodrich's Auge hing unverwandt an der Thür des WirthshanseS, endlich öffnete sie sich. Marie trat her­vor, morgenfrisch und anmutiger denn je. Freundlich bcwillkommend scztc sie das Frühstück ans den Latten­tisch und wollte wieder hinwegschlüpfcn, da schlang Rodrich den Arm um ihre schöne Taille: "Du willst schon wieder gehn, Marie, liebe Marie. Nicht doch, bleibe ich bitte Dich so innig. Ich reise morgen schon ab wir sehen uns wohl niemals wieder."

Das Mädchen wand sich schüchtern aus dem sie umschlingenden Arm, ihre zuckende Hand aber ließ sie in der feurigen ruhen. »Morgen reisen Sie schon? Auch ich gehe von München fort und kehre heim."

(Fortsezung folgt.)

(Kuriosu m). Am 3. d. M. ereignete sich der gewiß seltene Fall, daß ein im Jahr 1817 mit Sattel und Zeug desertirter preußischer Husar auf der Haupt­wache in Frankfurt a. M. sich als Deserteur meldete. Der Mann hat seitdem allen Potentaten gedient und das erkleckliche Alter von 57 Jährchen mit in sein Vaterland gebracht, das er gewiß als kräftiger Bursche übermüthig verließ. Er wird nun wohl wegen dieses vor 35 Jahren begangenen militärischen Vergehens vor dem Kriegsgerichte sich verantworten müssen.

Das Pariser Polizeigericht hat zwei Krämer zu sechsmonatlicher Gefängnißstrafe verurtheilt, weil sie eine Mischung von gebrannter Gerste unter andern Stoffen unter dem Namen: "Französischer Cafe« ver­kauft.

Redaktion, Druck und Verlag der M e eh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.