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bis zum 13. März 836 fl. 46 kr. ertragen, wo­von 800 fl. bereits an die Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereins in Stuttgart abgesendet find.

Tübingen, 17. März. Heute früh gleich nach 6 Uhr flog mit 2 donnerähnlichen Schlägen die Pulvermühle abermals in die Höhe; dies­mal aber möchte der Schaden bedeutender als vorigen Dezember seyn. Ein Arbeiter verlor augenblicklich das Leben, ein zweiter ist, furcht­bar verstümmelt, in Lebensgefahr. Auf dem Schloß wurden mehrere Scheiben zertrümmert.

< St.Anz.)

Nach Nachrichten aus verschiedenen Gegen­den des Schwarzwaldes, Oberndorf, Sulz u.s.w. sind in vergangener Woche die Fruchtpreise ge­fallen ; ähnliches wird uns aus Ulm und aus Ober-Schwaben berichtet.

Stuttgart, 13. Mär;. Der Staats An­zeiger schreibt über Auswanderung: Nach uns zugekommenen glaubwürdigen Nachrichten sind alle Seepläze gegenwärtig von Auswande­rern so sehr überfüllt, daß wir die Herren Geist­lichen, Oberamtleute und Ortsvorsteher im In­teresse ihrer Angehörigen, welche auswandern wollen, dringend ersuchen, Jedem ernstlich an bas Herz zu legen, ja nicht anders abzureisen, als nachdem er sich seine Ueberfahrt durch einen mit einem inländischen Transport-Vermittlungs- Agenten abgeschlossenen Vertrag gesichert hat, da sie im anderen Fall Gefahr laufen, Wochen und Monate lang auf Gelegenheit zur Beför­derung warten und auf ihre Kosten leben zu müssen. Wir haben wiederholt Alle, welche auswandern wollen, aufgefordert, sich ihre sichere und ungehinderte Beförderung durch den Abschluß eines Vertrags mit einem diesseits concessionirten Agenten zu sichern, dadurch allein wird es der Regierung möglich, gegründete Be­schwerden und Entschädigungsforderungen für nicht erfüllte Verbindlichkeiten auf kurzem und sicherem Wege zur Zufriedenheit der Auswan­derer zu erledigen. Die oben erwähnten Um­stände geben uns Veranlassung, diese Aufforde­rung dringend zu wiederholen, und Alle, welche sich für das Wohl der Auswanderer interessiren, zu ersuchen, dieselbe zu beachten.

Baden.

Pforzheim, 15. März. Da für den Vau der Calw er Straße nunmehr die Sum­me von 50,000 fl. bewilligt ist, so werden die Arbeiten an derselben schon in den nächsten Ta­gen beginnen. Von Seiten der hiesigen Schü- zengefellschaft, die eine der ältesten des Landes ist und sich von jeher durch ihre gute Haltung ausgezeichnet hat, werden gegenwärtig wiederholt Schritte gethan, um sowohl die Büch­sen, welche die Mitglieder bei der allgemeinen Entwaffnung im Jahre 1849 abgeben mußten, als auch die Erlaubniß zu Schießübungen wie­der zu erhalten. Man hofft, daß die diesma­

ligen Bemühungen erfolgreicher als die früheren seyn werden. (Sch.M.)

Preußen.

Naumburg, 11. März. Eine schreckliche Unthat geschah dieser Tage b>i Naumburg. Eine in Folge des gegenwärtigen Nothstandes zur Verzweiflung gekommene Wittwe ging mit ihren beiden Kindern, einem Mädchen von 13 und einem von 7 Jahren, nach der Saale und warf jenes, ohne auf das Flehen des Kindes und den Zuruf eines am jenseitigen Ufer sich befin­denden Bürgers zu achten, in den Strom. Das jüngere Kind wollte sich dem ihm drohenden gleichen Schicksal durch die Flucht entziehen. Vergebens. Die unnatürliche Mutter holte es ein und stürzte es ebenfalls in die Fluchen und sich ihm nach. (N.Pr.Z I

Miszellen.

Der H e e r w u r m.

(Fortsezung.)

Doch ist einmal ein kleines Mädle hinunter ge­stürzt, beim Erdbeersuchen, hat mir meine Frau Ahne erzählt, sprach die ernstere Regine, und wie die Eltern den Weg herabsprangen, die zerschmetterte Leiche zu suchen, ist ihnen das Kind entgegen gekommen und hat gebeten: man solle es nicht schlagen, es wolle es ge­wiß nicht mehr thun. Der Wind hatte sich im Röllchen gefangen und es auf einen dichten Busch getragen.

Kinder fallen dem Heiland in den Schooß, sprach, die Hände faltend, das Veronle, die Oberländerin.

Ja, und die Alten dem Teufel auf die Hörner, ergänzte Gretle das Sprichwort.

Ein lautes fröhliches Jauchzen von der Papier­mühle herauf gab den Augen der Mädchen plözlich eine andere Richtung und den Gruß aus der Ferne erwic- dernd, flatterten die Tücher in der Luft, 's ist mein Bruder, der Heiner von der Achalm, rief Brigitte mit leuchtenden Augen; und der Martin von Of­fenhausen, sezte die Regine hinzu, wenn du ihn auch nicht nennst.

Sie haben sich morgen zum Laufen gemeldet, fuhr Brigitte fort, ich will nur sehen, was der Heiner für >ne Gespielin bringt. Jczt kommt, ihnen entgegen. Und wie ein Rudel schlanker Rehe sprangen die Mäd­chen im Tanzschritt die Steige hinab; doch Plözlich stockten die schlanken Füße und die Nrgine hielt das Veronle am Arm zurück. Pressirt's so, ihr Jungfern? krächzte eine widerliche Stimme, wie aus der Luft herab. Auf einer den Weg überragenden Felsspize saß ein abstoßend häßliches altes Weib neben einem mäch­tigen Bündel Tollkirschen, eine eben so große Last Bilsenkraut hatte sie schon in die Straße herabgeworfen.

Die Kräuterkätter! flüsterten scheu die Mädchen, kommt zurück.

Lauft., wohin ihr wollt, höhnte die Alte, dem Tod entspringt ihr nicht!

Wie's Gottes Wille ist! rief mit klarer Stimme Veronika und schritt muthig vorwärts; scheu folgten ihr die drei andern, indeß die Alte seltsam kicherte und hüstelte. (Forts, folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag der M e eh'schen Buchdruckern in Neuenbürg.