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Zügen das stereotype Rechencrcmpel, das in ihnen nach allen vier Spezies zu herrschen schien; mit verschöntem ! Ausdruck blickte das Auge zu den luftigen Kronen em­por, der Daumen und Zeigefinger rutschten nicht wie zählend über einander; die Hände hatten sich willenlos gefaltet.

Sie verließen das hohe Palmenhaus, und Berends, der Chemiker, zeigte ihnen den ungeheuren Gasometer, den Thermofiphon, der überall hin die künstliche Wärme verbreitet, die Windmühle, die das Wasser des Stroms hebt und, wie das Herz des Blutes Wellen, in tausend Röhren belebend vertheilt.

Aber, Herr Bcrenvs," frug plözlich der zucker­backende Kirchenälteste,was ist das für eine unge­heure gläserne KäSglocke dort?"

ES ist das Glashaus der Viotoria rexirr," war die Antwort,wohin wir sezt gehen."

Der gemachte Verglich schien nicht unpassend. Eine gedrückte Glaskuppel stand auf rundem, niedrigem Mauersockel. Sic traten ein und standen auf reinli­chem Asphaltpfade, der einen kleinen kreisrunden See einfaßte. Am Ufer des klaren lauen Wasserbeckens grünte die ostindische Hydrlila; einzelne männliche Dlüthen hatten sich von der Pflanze getrennt und schwammen wie lebend umher, eine Samenblüthe zu suchen, an die sie sich mit zarten Fimbrien klammerten. Die Purpurrothen Blumen der Valisnerien tauchten am spiralförmig gewundenen Stiel auf, empfingen den befruchtenden Staub, und sanken zurück zum dun­keln Grund, um dort zur Frucht zu reifen. Die blau- rothe Schildnire, die Stratioten des Nils, die Am- brosynicn Madagaskars, mischten ihre Düfte mit denen der gelben, zierlichen Nymphäen. Die Blume des angebeteten, nährenden Lotos wandte den weißen Kelch der Sonne zu, gemischt mit den geflammten Blüthen der Kelanga des Ganges, den großen Rosablättern deS heiligen Nelumbium, der Tamara Malabars, und dem Dharatti der Molucken.

Zn der Mitte des Bassins aber schwammen un­geheure Blattzirkel von mehr wie sieben Fuß Durch­messer, am Rand wohl handbreit aufgebogen, und die dnnkelrothe, dornbcwehrte Unterseite zeigend. Auf einem derselben saß, auf untergeschlagenen Füßchen, ein phan­tastisch gekleidetes, schönes Kind, leise eine fremdartige Weise singend wie die Najade dieses Wassertempels. And neben ihm wiegte sich eine weiße Riesenblume, deren Vanilleduft die ganze Rotunda erfüllte. Noch tvar inmitten der giganten Rose, die fast eine Elle Durchmesser hatte, ein schneeigter Kelch, wie das Heiligste verhüllend, geschlossen, doch war der Anblick dieser Blume neben der kleinen Undine so bezaubernd zart, so jungfräulich rein, daß die Fremden kaum zu athmen wagten, als fürchteten sie, das holde Bild werde, wie eine im Mondschein belauschte Elfe, beim ersten Erdenlaut spurlos verschwinden.

(Fortsezung folgt.)

DieElcg. Welt" erzählt folgende Anekdote: Ein Barer besuchte zu München seinen Sohn, der Ach daselbst auf der Akademie zum Maler bildete. Als der Papa mehrere Oelgemälde und Bleistiftzeich­nungen gesehen, die sein Sohn gefertigt, war er da­

mit sehr zufrieden.Zezt, lieber Vater," begann der Sohn,sollen Sie auch sehen, was ichin Kreide" geliefert habe, kommen Sie nur mit in die Unterstube." Hast Du denn da auch ein Atelier?"Freilich; da siz ich oft Stunden lang, kommen Sie nur mit, es wird Ihnen gefallen-" Beide gingen herunter, der Sohn öffnet die Thüre und sie befinden sich in einer Bierstube. Nachdem Vater und Sohn einige Seidel getrunken, nimmt der Maler seinen Vater bei der Hand und sagt:Jezt will ich Ihnen zeigen, was ich in Kreide geliefert habe." Er öffnete die schwarze Tafel am Schenkschrank und da steht: Hr. Zachelhuber 16 Gulden 12 Kreuzer. Der Alte machte zwar an­fänglich ein schiefes Gesicht, bezahlte aber dann die Schuld und sprach: "Male Du künftig mehr in Ocl, diese Kreidenmanier will mir doch nicht so recht ge­fallen."

In Paris beschäftigen sich nicht weniger als 90,000 Personen mit der Verfertigung von allerlei Bcklei- dungs- und Puzgegenständen, welche leztere jährlich einen Werth von 240 Mill. Frks. vertreten. Wäsche­rinnen gibt es 14,000 und sie verdienen jährlich 12 Mill- Frks.

Die berühmte Erzgießerei in München hat eine großartige Bestellung aus Amerika erhalten, nämlich das Riesendenkmal von Washington, das der Staat Virginien dem Befreier nach Modellen des amerikani­schen Bildhauers Crawford errichten läßt. Sechs der hervorragendsten Männer des Befreiungskampfes wer­den in Bildsäulen von heroischer Größe um ein Po­stament gestellt, welches die Reiterstatuc Washingtons trägt.

Es werden jährlich im Durchschnitt 476 Millionen Pfund Kaffee gewonnen, welche etwa 65 bis 70 Mill. Thaler werth sind. Die größte Menge erzeugt Bra­silien, nämlich 176 Mill Pfd., Arabien nur 3 Mill.

Die Französin heirathet aus Rücksichten, die Eng­länderin aus Herkommen, die Deutsche aus Liebe. Die Französin liebt flitterwochenlang, die Engländerin lebenslänglich, die Deutsche ewig. Die Französin führt ihre Tochter auf den Ball, die Engländerin die ihrige in die Kirche und die Deutsche die ihre in die Küche. Die Französin hat Geist, die Engländerin Verstand und die Deutsche Gemüth. Die Französin puzt sich mit Geschmack, die Engländerin ohne Ge­schmack und die Deutsche kleidet sich. Die Französin schwazt, die Engländerin spricht und die Deutsche plaudert. Die Französin gibt Dir eine Rose, die Engländerin eine Dahlia und die Deutsche ein Ver­gißmeinnicht. Die Französin hat Zunge, die Eng­länderin Kopf, und die Deutsche Herz.

Gold-L? Silber-Course. Frankfurt, 3. März 1852.

fl.

kr.

Neue Louisd'or.

11

6

Pistolen.

9

42-/2-43'/,

Preußische Friedrichsdo'r . .

9

58-59

Holländische 10 fl. Stücke . .

9

54-55

Rand-Dukaten.

5

37-/,-38-/,

20-Franksstücke.

9

31'/,-32-/z

Englische Souverains . . .

12

12

Preußische Thaler.

1

45-/»-'/,

Preußische Kassenscheine . .

1

45-/«-'/,

5-Frankenthaler .....

2

22-/4-23

Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.