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tersucht gegenwärtig die Westküste Irlands, um daselbst die beste Stelle aufzufinden, von wo yus die direkte Dampfschifffayrtsverbindung mit Amerika herzustellen wäre.
London, 26. Sept. Die Regung des Drahts für die elektrische Telegrapbenvcrbindung zwischen Dover und Calais ist gelungen. Rußland.
— Dem Vernehmen nach hat die russische Regierung die Weisung crtheilt, daß diejenigen Russen, die zu einer Reise nach Frankreich ermächtigt sind, spätestens bis zum 15. März 1852 nach Rußland zuriickgekehrt seyn müssen, auf wie lange auch ihre Pässe ausgestellt seyn mögen.
Amerika.
— Während bei uns die fröhliche Entwicklung des Badelebens in dem traurigen Sommer ein wesentliches Hinderniß gefunden hat und sezt in den Gcsundheitsbädern größtenthcils geschlossen ist, scheinen die Mvdebäder der vereinigten Staaten ein glänzendes Jahr gehabt zu haben.
— Präsident und Minister sind von ihrer Vergnügungstour durch Virginen rasch zurückgekehrt, weil die Nach richte n aus Cuba und deren Nachwirkung in einzelnen Theilen der vereinigten Staaten entscheidende Schritte der Regierung nöthig machten. Diese sind mittelst bestimmter Weisungen des Präsidenten an alle Angestellte erfolgt, wodurch denselben jede Betheiligung an den Feindseligkeiten gegen Cuba auf das strengste untersagt und deren Unterdrückung zur Pflicht gemacht wird. Auch der achtungswertbeste Theil der Tagespreise der Union stellt den Angriff auf Cuba im richtigen Lichte dar, nämlich als einen Freibeuterzug und die erschossenen Theilnehmer als Piraten, die mit den Waffen in der Hand gefangen wurden. Daß aber diese standrechtlichen Exekutionen vor neuen Versuchen nicht abschrecken werden, ist eben so gewiß, als daß schon nach wenigen Jahren Kuba einen Theil der Union bilden wird, gleich den Sandwichinseln und den nördlichen Staaten von Mexiko.
Auch etwas vom evangelischen Kirchentag in Elberfeld.
Geschrieben zu Heidelberg, den 22. September 185t.
Viele von Denen, die im Enzthale wohnen, wissen wohl davon, daß im Wupperthal zu Elberfeld der vierte evangelische Kirchentag und der dritte Kongreß für innere Mission vom 16. bis 20. September abgehalten wurde. Der erste und zweite Kirchentag, wo viele Geistliche und viele Freunde der evangelischen Kirche aus ganz Deutschland zusammenkamen, um die Noth und das Wohl der Kirche und des Volkes zu berathen, wie mit der geistlichen Waffe deS Evangeliums und mit gemeinsamer Handreichung in Liebe untereinander die Kirche und durch die Kirche das Reich Gottes und durch das Reich Gottes alles
Uebrige, was dem theuren Vaterlande Noch thut, beschafft werden könne; dieser erste und zweite Kirchentag wurde im Jahr l848 und 1849 zu Wittenberg gehalten am Grabe Luthers und MelanchthonS zum heiligen Zeichen und Zcugniß für alle evangelischen Christen, daß wir im Namen deS Herrn das heilige Werk der Reformation, wie es von Luther und Melanchthon begonnen, zum leiblichen und geistlichen Wohl des Volkes und zur Ehre des Herrn fortsezen und so Er will, zu seiner Zeit vollenden sollen. Der dritte Kirchentag wurde in unserem Stuttgart im vorigen September abgehalten und was dort durchs laute Zeugniß vieler Gottcsmänner gepredigt und ermahnt und erinnert wurde, hat schon auch angefangen im Großen und im Kleinen Frucht, stille, verborgene Frucht zu tragen, die immer mehr sichtbar werden wird, durch neuen Predigteifcr, durch erneuerte christliche Armen- und Krankenpflege, durch erneuerte christliche Erziehung der Kinder in Schule und Familie und durch wachsame liebevolle Fürsorge für die Heranwachsende Jugend. In diesem Jahr in der vorigen Woche kamen aus ganz Deutschland und aus allen Ländern Europas, aus Amerika und gar aus Asien, kamen Geistliche, Prediger, Konsistorialräthe, Prälaten, Minister, Vikare und Studenten, Kaufleute und Bauersleute, Edclleute und Fürsten nach Elberfeld, denn dahin war im vorigen Jahr der Versammlungsort bestimmt worden, auf daß dieser Kirchentag wie ein gewaltiger Reiseprediger durch das deutsche Vaterland gehe, um vom scweiligen Versammlungsort aus die wachenden Christen zusammenzurufen, die schlafenden zu erwecken, die zerstreuten Kräfte zu verbinden und die verbundenen durch neues Zeugniß vom Evangelium zu stärken und zu begeistern. O, das war eine Versammlung — das war eine Kirche voll Männer — das war eine Woche — die ganze Woche war ein Sabbath für Elberfeld, fürs ganze Wupperthal, und wie der Herr in seiner verborgenen Weisheit auf das Enzthal mit Strömen des Regens geregnet hat in den ersten Tagen des August, daß das Erdreich übervoll das Wasser nicht fassen konnte und alle Ufer überliefen zum Schrecken und Jammer: so im andern Theil hat er in diesen Tagen über das Wupperthal regnen lassen mit Strömen der Gnade und Barmherzigkeit, also daß viele rufen mußten in Angst und Furcht: es ist zu vi-l, wir könnens nicht fassen alles, was wir hören und sehen — es ist zu viel, wir Vermögens nicht aus eigener Kraft zu thun alles, was hier ermahnet und befohlen wird. So gieng mirS und so gieng es allen, die ich in jenen Tagen sprechen konnte. Ein Bauersmann von Strümpfelbach, mit dem ich im Heimweg auf dem Dampfschiff zusammentraf, hat, mich bei Worms in der Freude seines Herzens umarmt und gerufen: das war herrlich, nicht um viel Geld geb' ich her, was ich dort gehört und gesehen habe. Ueberhaupt haben sich aus unserem Württemberg ziemlich Viele in Elberfeld eingefundcn. Es waren ihrer bei 30, darunter auch Blumhard aus Möttlingen, welcher zur großen Freude der Elberfelder und der anwesenden Gäste zweimal auf seine populäre, eindringliche Art gepredigt hat. (Fortsezung folgt.)
Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'fchen Buchdruckerei in Neuenbürg.