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Werner, Köhler, v. Beulwiß, Kapff sind straf­frei und sogleich in Frei heil gesezt, Mühlhäusei aber als in die Neutlinger Untersuchung ver­wickelt, in Haft behalten worden. Die W. Z. meint: für den Angeschuldigten Werner scheine das einzige WortGispel" besser gewirkt zu haben, als die längste Vertheidigungsrede. Die in diesem Prozesse than'g gewesenen Ge­schworenen haben große Opfer gebracht. Der Präsident hat ihrerunverdrossenen Ausdauer" dankend erwähnt. In der Sizung am 1. April (Contumacial-Verfahren gegen die Abwesenden) wurde, nachdem der Staatsanwalt für die ab­wesenden Göttle und Held 13, für Mager 12, für Moser 10 und für Hnzel 7 Jahre auf der Festung zu erstehender Zuchthausstrafe beantragt, von dem Hofe auf das gleiche Strafmaß erkannt.

Von der Enz, 30. März. In dem zwi­schen Württemberg und Baden über den An­schluß der beiderseitigen Eisenbahnen abgeschlos­senen Staatsvertrage hat sich bekanntlich die großherzogliche Regierung die Mitwirkung bei Bestimmung der Richtung der Anschlußbahn auch auf würtrembergischem Gebiet in der Absicht Vorbehalten, die Möglichkeit der Führung einer Zweigbahn von Pforzheim an dieselbe zu sichern. Verläßlichen Nachrichten zufolge kommt die württembergische Regierung den diesfalls von badischer Seite gestellten Aufforderungen bereit­willigst entgegen, indem sie nicht allein die frü­her bestimmte, hinsichtlich des Baues und Be­triebes für sie weitaus vortheilhasteste Richtung durch das Metterthal zu verlassen, sondern auch der neuestens bearbeiteten Linie eine solche Rich­tung zu geben beabsichtigt, daß der Bahnhof, in welchem die Pforzheimer Zweigbahn einmün­den soll, nicht, wie von Seite der großherzogl. Regierung gewünscht wurde, erst in Illingen, sondern sogar um 1'/-Stunden näher bei Pforz­heim schon in Mühlacker angelegt werden kann. In Folge dieser Anordnung wird die Entfer­nung Pforzheims von der an einigen Stellen bereits im Bau begriffenen Bahn auf drei Post­stunden und das Kapital, welches die Anlage einer Zweigbahn von Pforzheim an dieselbe er­fordern wird, auf höchstens 800,000 fl. reduzirt. Da ferner durch diese Zweigbahn auch die Ver­bindung der württembergischcn Schwarzwald- thäler der Enz, Nagold und Würm mit der Westbahn auf die bequemste Weife vermittelt und dadurch einem dringenden Bedürfnisse der Bewohner dieser Thäler abgeholfeu würde, so ist nicht zu zweifeln, daß dem Zustandekommen derselben von Seite Württembergs aller mög­liche Vorschub geleistet werden wird. Es eröff­net sich daher hier, falls die großherzogliche Re­gierung entweder überhaupt oder wenigstens im gegenwärtigen Zeitpunkte nicht geneigt wäre, den Bau der Pforzheimer Zweigbahn zu unter­nehmen, ein lohnendes Feld für den Unterneh­mungsgeist und die Thätigkeit der Bewohner von Pforzheim, NeuenbÜW und Calw. (K. Z.)

Bietigheim, 2. April: Heute wurde der erste Grund-Quader für die große Eisenbahn- Brücke über die Enz gelegt.

Ulm, 2. April. Seit einigen Tagen ha­ben wir in der Blau und Donau bedeutendes Hochwasser. Auf lezterer hat seit einiger Zeit die Holzflößerei mit großer Lebhaftigkeit begonnen. Mau kann oft in einer halben Stunde 610 Flöße ankommen sehen.

Baden.

Mannheim, 30. März. Mit dem Neckar­dampfschiffe und der Eisenbahn kommen täglich größere und kleinere Züge von Auswanderern hier an, die im Durchschnitte der wohlhabenderen Klasse der Landleute oder des Handwerkerstan­des angehören. Die Wanderlust ist dieses Früh­jahr so groß, daß einzelne Auswanderungsbu­reaus bereits ihre Einzeichnungen einstellen muß­ten, weil ihnen die Beförderungsmöglichkeit so großer Massen abgeht. An der Mündung deS Neckars in den Rhein wird gegenwärtig ein un­geheures Floß gebaut durch Vereinigung ver­schiedener kleineren Flöße, welche diesem Sam- melplaze für die Riesenstänime des Schwarzwalds zuschwemmen.

Bayern.

Nach einer Bekanntmachung des k. bayr. Telegraphenamtö München ist die am 1. April eröffnete Telegraphenlinie Augsburg-Ulm im Anschluß einerseits an die Linien des deutsch- östreichischen Telegraphenvereins und andrerseits an die württembergischen Telegraphenlinien, auch der Benüzung der Privaten überlassen.

L> e st r e r ch.

Wien, 30. März. Ich kann Sie heute versichern, daß die Dresdener Konferenzen jezt so gut als vertagt sind, um als Bundestag in Frankfurt fortgcsezt zu werden.

In der Charwoche erwartet man in Wien eine Deputation von 66 Pesther Damen, in welcher alle Stände vertreten seyn werden, um dem Kaiser die Bitte um Amnestie für alle noch in Haft befindlichen Ungarn vorzulegen. Es steht zu erwarten, ob derselbe sich gegen die Pfeile aus so vielen schönen Augen zu stählen wissen wird.

Ausland.

Italien.

Rom, 23. März, Abends, ging in einer Seitenkapelle der Kirche Santa Prassede, wäh­rend ein Franziskaner vor einer großen Menge Volks predigte, eine Granate los und zwar mit solchem Effekt, daß alle Fenster der Kirche zersplitterten. Ein panischer Schreck bemächtigte sich des Kirchenvolks, so daß der Gottesdienst nicht mehr fortgesezt werden konnte.

Redaktion, Druck und Verlag der M e eh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.