sich damals nicht einmal die Mühe, seinen Weinberg abzulesen. Mehrere Branntweinbrenner kauften solche unreife Trauben und brannten nachher Branntwein davon. Ein solcher, dessen Arzt ich war, sagte mir nun im darauf folgenden Sommer, diese unreifen Trauben hätten ihm so wenig Branntwein gegeben, daß, wenn er die Trauben nicht um einen Spottpreis gekauft hätte, er Schaden gehabt haben würde. Gegen das Frühjahr hin aber habe er entdeckt, daß zwei große Lagerfässer beim Brennen übersehen worden seyen; als er nun diese Fässer angestochen, so habe er einen süßen und angenehmen Most erhalten und das Brennen aus diesen zwei Fässern habe ihm nun auch hinlänglich Branntwein gegeben. Es hatte sich demnach der Zucker in den Trauben erst im Fasse entwickelt; diese wurden erst im Liegen noch reif, wie dieses bei manchen Obstsorten der Fall ist. Da nun wenige Weinbergbesizer sich des Jahrgangs 1805 noch erinnern können, so glaube ich durch diese Bekanntmachung manchem zu nüzen, und wenn er auch keinen hinlänglich starken Wein bekommt, so bekommt er doch ein Getränk eben so gut, wo nicht besser, als Obstmost, welches gewiß manchem erwünscht sepn wird, da es dieses Jahr auch nicht viel Obst gab.
N r o n i k.
Deutschland.
Man spricht davon; daß Kurhessen durch Sachsen, Hannoveraner und Würtiemberger besezt und von Preußen, Oestreichern und Bayern geräumt werden solle. Es würde dies Arrangement, heißt es weiter, sehr rasch getroffen werden und sey als Anfang vom Ende des Con- flicts zwischen den beiden deutschen Großmächten anzusehen.
Frankfurt. Am 14. ds. Abends wollte man hier aus guter Quelle erfahren haben, die Mobilisirung der gelammten preußischen Armee sey sistirt und es würden vorerst keine weiteren Militäreinberufungen stattfinden. Diese Nach' richt fand am 15. in den neuesten Nachrichten aus Wien und München insofern Bestätigung, als auch in der Bewaffnung Oestreichs und Bayerns Einhalt geschieht.
16. Nov. Einer Mittheilung der Nass. Allgem. Ztg. zufolge hat das 31. preußische Regiment vorgestern Ordre erhalten, sich marschfertig zu halten, um zu dem Armeekorps des Generals v. d. Groben zu stoßen. Es werde durch das 28. Regiment, welches im Badischen steht, ersezt werden. sSt.Anz.)
Württemberg.
Stuttgart, 18. November. Es bedarf kaum der Bemerkung, daß die in der Frankfurter Oberpostamtszeitung enthaltene Nachricht von einer Requisition vstreichischer Truppen von Seiten der Württcmbergischen Negierung durchaus grundlos ist. (St.Anz.)
Ulm, 15. Nov. Bekanntlich ist die hiesige Festung aus bayrischem Gebiet schon längst ver- pallisadirt, was nun auch auf unserer Seite geschehen soll. Die Kosten dazu werden 100000 fl. betragen.
Baden.
Rastatt, 15. Nov. Am heutigen Leopoldstage sind 30 Militärsträflinge, die sich an der lezten Revolution betheiligt hatten, vom Großherzoge begnadigt worden und theilweise zu ihren früheren Regimentern oder in ihre Hei- math zurückgekehrt.
Preußen.
Berlin, 11. Nov. Das „Journal des Debats," schreibt die Wes. Z., das wieder ganz, wie zur Zeit des Schweizer Sonderbundskrieges einen Fuß hat in den österreichischen und russischen «Ltaatskanzleien, bringt den ersten bekannt gewordenen authentischen Bericht über die Warschauer Konferenzen. Es kamen dabei drei Punkte zur Sprache: die deutsche, die schleswig-holsteinische und die hessenkassel'sche Frage. Was die erste betrifft, so stellte sich der Czar mit dem österreichischen Cabinete unbedingt auf den Standpunkt der Verträge von 1815 und erklärte rund heraus, alles seit dem Jahr 1848 neu Geschaffene müsse wieder beseitigt werden; um aber der preußischen Regierung ihren Rückzug zu ermöglichen, redete er gegen die Forderung Oesterreichs den vom Grafen Brandenburg vorge- schlagenen freien Konferenzen das Wort, in der VorauSsezung, nach ein-, zwei-, auch dreimonatlicher Berathung werde zwischen Wien und Berlin doch keine Verständigung zu Stande gekommen und Preußen gcnöthigt seyn, ohne Weiteres zum alten Bundestage zurückzukehren. Die schleswig-holsteinische Frage erklärte Kaiser Nikolaus als eine ihn persönlich angehende: sein Bundesgenosse Dänemark müsse im Besiz der Herzogthümer bleiben, weil derselbe nur in diesem Falle die Schlüssel zur Ostsee behaupten könne, was für Rußland eine Lebensfrage sey. Jede Einmischung gegen die vom Bundestage angeordnete Pacifikation würde er mit den Waffen in der Hand zurückweisen. Bei der hessischen Frage, als einer rein deutschen, erklärte er sich gar nicht betheiligen zu wollen: Oesterreich und Preußen möchten zusehen, wie sie damit zurecht kämen.
Hessen-Darm st ad t.
Darmstadt, 14. Nov. Kürzlich wurde Heinrich Staust mit seinem jüngsten Sohn Jakob und der früheren Geliebten desselben in das hiesige Arresthaus gebracht, weil sich bei ihnen werthvolle Schmucksachen, die allem Anschein nach zum Besizthum der Gräfin v. Görlitz gehören, vorgefundcn hatten.
Ausland.
Frankreich.
Aus Konstantinopel wird mitgetheilt, daß zwischen der Pforte und dem französischen Bot-