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gart gestorben. Der Tod des Dichters, der Lm In- und Anslande zahlreiche Freunde und Be­kannte zählte, wird eine ausgebrcitete Theilnah- me finden.

U l in, 30. Okt. DieUlmer Schncllpost" meint, es siebe zu erwarten, daß, zumal im Fall einer Dislokation der hier garnisonkrenden würtremb. Truppen, das auf der buickesiäglich- österreichi'chen Etappenstraße gelegene Ulm einen vielleicht nicht blos vorübergehenden Besuch von österreichischen Truppen erhalten würde.

Aus Ob er sch waben. Die Frucht Händler haben noch immer Lieferungen nach Bregenz zu machen; die Preise stellen sich so, daß sie den Roggen zu 1 fl., den Haber zu 27 kr. das Simri anfkanfen können. In die Schwei; geht sehr viel Weizen und Kernen; mehrere Kantonsregicrungen haben starke Liefe­rungen in Akkord gegeben.

Baden.

Karlsruhe, 31. Okt. In der heuti­gen Sizung der ersten Kammer wurde der Ge- sezes-Sntwnrf, betreffend den Beimitt der gvoßh. Postverwaltung zum deutsch-österreichischen Post- verein einstimmig angenommen.

Karlsruhe, 3. Nov. So eben gehen unsere Preußen mit der Eisenbadn ab, verstär­ken aber zuvor Rastatt noch mir 2000 Mann.

Preußen.

B erlin, 28. Okt. Wie wir vernehmen, berichtet dieLithogr. Corresp." ist diesseits die Nachricht eingegangen, daß die französische Ne­gierung den Beschluß gefaßt habe, die Getreide­einfuhr nach Frankreich zollfrei zu gestatten.

Der bekannte Missionär Dr. Karl Gützlaff wird baldigst seine Rückreise nach China aukre- ten. Von Seite des preußischen Missionsver-- eins werden ihm ein Prediger und eine Dame als Missionäre beigegeben.

Hessen-Kassel.

Woran ma» bis jezt noch zweifelte, das ist jezt geschehen: Oestreicher und Bayern sind als Bundestruppen zunächst in Hanau emgerückt, während die Preußen Kassel bcfezt haben. Ob die Besezung Hessens mitbundestruppen" eine Demonstration gegen Preußen oder begehrte Hülfeleistung für ein Mitglied des Bundestags oder Beides bezweckt, das scheint im Augenblicke noch nicht ganz klar, jedenfalls aber der Gang der zu erwartenden Ereignisse ein folgenreicher zu seyn, wenn gleich ein friedlicher Ausgang als wahrscheinlich angenommen werden kann.

Ueber die innere Mission in der Fa­milie, mit besonderer Beziehung auf den Haus-Gottesdiensi.

(Fortsezung)

Aber die am Leben bleibenden vaterlosen Kinder, wie wachsen sie auf? Sie alle, meine Brüder, wissen, was verwahrloste Kinder find, und ich darf nur kurz erinnern, in welchem Zustand die meisten dieser unglück­lichen Kinder in unsre Rettungsanstalten gekommen

sind; da eines, das die meiste Zeit des Tages im Hüh­nerstall eingesperrt, leiblich und geistlich verkrüppelte; dort viele am ganzen Leibe von Läusen wimmelnd, da zwei Brüder von ste'en und acht Jahren, über die die Polizei einer großen Stadt erklärt, man werde nicht mit ihnen fertig, dort ein Knabe, der im zehnten Jahr schon drei Häuser angezündet, und 23 Diebstähle -be­gangen hat, und wie groß ist der Haufen zerlumpter Betteikinder, die in Schmnz, Frcßsncht, Lüge, Betrug und Diebstahl anfwachscn. Unsere Priüat-Rcttungs- Anstaltcn, obgleich wir in Württemberg allein 22 evan­gelische, 2 katholische und 1 israelitische haben, können von diesen Kindern nur den geringeren TbcU aufneh- mcn, und so ist seit vielen Jahren ein Geschlecht groß geworden, das den gottlosesten Verführungen desCom- mnniSmus zur Leute wurde und mit Schlechtigkeiten aller Art die Gemeinden füllte, ausserdem, daß durch diew Lest;- und Arbeitslosen die Armnth schrecklich übechandnahm, und die Gemeinden übermäßige Kosten auszuwcnden hatten, um dieses Proletariat vor dem Hungertod zu schnzen,

Aber auch das regelmäßige Heirathen ist sehr oft nicht der christlichen Regel gemäß. Sehr oft sind eS rein äusserliche Rücksichten, die den Entschluß der Hcicaih herbeiführen; man heirathet nicht eine Seele, sondern einen Leib oder dessen Gelo, Hans und Güter. Und die Schwelle, über die inan in solche Ehen tritt, wie oft ist sie das gerade Gegenthcil jener Tempel­schwelle, von der Ezechiel Lebenswasser auSströincn sah; ich mc'ae-die Art unserer Hochzeittage, die durch Fres­sen und Saufen, Spielen und Tanzen einen großen Unsegen in den neuen Ehestand hincinwerfen.

Die fleischlich geschlossene Ehe wird fleischlich fortge- sezt, und wenn wir die zunehmende Unkcuschhcit außer der Eh: auf's tiefste zu beklagen haben, so wissen Seelseegcr durch viele Klagen aus zerrütteten Ehen, daß cs eine Unkeuschheit in der Ehe giebt, einen Miß­brauch deS Ehebettes, oer alles physisch, psychisch und moralisch gebotene Maß überschreitet, wodurch die Hanptseite des ehelichen Lebenv, die geistige, aufs tiefste vcrtezt und so die Bedingung einer glücklichen Ehe aufgehoben wird. Denn wo der Ehestand in schnöder Unkeuschheit geführt wird, da muß cs an gegenseitiger Achlung der Ehegatten fehlen, und wo die Achtung fehlt, da hat auch die Liebe keinen Halt mehrp und eine blos fleischliche Liebe schlägt leicht in Ueberdruß, ja Haß um. Kommt dazu auch der Fluch, den so viele durch feindliche Verhinderung des Hauptsegens der Ehe, einer größeren Kinderzahl, ans sich laden, so. ist es kein Wunder, wenn der Segen Gottes aus solchen unrei­nen Ehen weicht, und die traurigsten Zerwürfnisse ein Zusammenleben, von dem man sich einen Himmel ge­träumt hatte, zur Hölle machen. Nicht geringer ist der Unsegen der Eheleute, die nach leichtsinniger und zu leicht gestatteter Scheidung in eine neue Ehe getre­ten find. Ach, wie liegt so auf vielen Ehen ein Bann, der Eltern und Kinder unglücklich macht!

(Forkseznng folgt.)

Vermutbliche Witterung im November«

(Aus dem in Karlsruhe erscheinenden von Professor PH. Stieffel hcrausgegebenen "Z e n s.H Witterung trüb, gelind, abwechselnd Regen, zu- lezt auch Schnee vom 1. bis 6.; dann rauh bis kalt vom 7. bis 9.; gelinder, trüb, Regen oder Schnee am 11., 12.; kalt, heiter oder Nebel vom 13. bis 18.; trüb, Schnee in Regen übergebend vom 18. bis 21.; hell und kalt mit Nebel vvm 21. bis 27.; gelind, ab­wechselnd mit Regen vom 27. bis 30.

Im Allgemeinen: meist trocken, kalt mit einigen gelinden Perioden abwechselnd, O-btWinde vorherr­schend, das durchschnittliche Barometer höher als ge­wöhnlich.

Redaktion, Druck und Verlag der M e e h'schen Buchdruckern in Neuenbürg.