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Wurden von 54 Anwesenden gewählt, als Prä­sident: Schodcr 37 Stimmen (Römer 14), Vi- crpräsidenk: Rödinger 36 St. (Reyscher 14).

Der Präsident dankt für seine Wahl und sagt unter anderem : Wir wollen Frieden, aber auch Gerechtigkeit. Wir haben eine gemeinsame Richtschnur an dem Gesez vom 1. Juli 1849; wenn beide Theile, Regierung und Landesver- sammlung, an diesem festhalten, so ist die er­sehnte Vereinigung zu hoffen.

Sodann wird die Geschäftsordnung der beiden früheren verfassungderathenden Landtage auch für diesen dritten angenommen. Endlich wird ein Schreiben von L. Uhland verlesen, wo­nach er die Stelle eines l von den Ständen ge­wählten) Mitglieds des Siaatsgerichtshofs nie­derlegt, weil er es (so lautet seine Erklärung ungefähr) für unfruchtbar halte, die gegenwär­tige politische Gahruog in den Prozeßweg hi­neinzuleiten. (W.Z.)

Stuttgart, 1. Oktober. Heute fand hier in Sachen der obern Neelareisenbahn von Plo­chingen bis Rottcnburg eine Versammlung statt, welcher Abgeordnete aus Reutlingen, Mezingen, Urach, Tübingen und Rottenburg anwohnten, um sich über den Bau (auf Privatkosten) zu berathen. Der Bankier Sigmund Benedikt hat sich unter gewissen Bedingungen bereit erklärt, das Baukapital von 3 Millionen der Gesellschaft vorzuschießen.

Preuße n.

Berlin, 4. Oktober. Auf den Wunsch der badischen Negierung werden die badischen Truppen, die jezt in der Mark untcrgebracht sind, und die noch aus Baden zu erwartenden nach Westphalen verlegt. (F. I. )

Hannover.

In Hannover soll die Mobilmachung der für die Invasion in Kurhessen erforderlichen Trup­pen beschlossen seyn.

. Schleswig-Holstein.

Auf dem Kriegsschanpla; in den Herzog- thümern ist endlich eine entscheidende Thaiigkeit eingetreten, um dem dänischen Barbarenregimenle in Schleswig ein Ende zu machen. Die Armee ist aus Rendsburg gerückt, mißt sich seit mehreren Tagen meist erfolgreich mit den Dänen, hat Tönning besezt und Friedrichsstadt belagert, des­sen Einnahme man entgegensieht.

Ausland.

Der Präsident der Republik hielt auf den Ebenen von Versailles wieder eine große Trup­penschau. Er wurde von den Truppen sehr gut ausgenommen; man horte nur den RufEs lebe Napoleon." Unter die Soldaten wurden, wie bei den früheren Revenuen, Wein und Spei­sen reichlich vertheilt; die Offiziere und Unter­offiziere, mit welchen der Präsident Ln der freund­lichsten Weise verkehrte, batten Champagner zur Verfügung. Die Oppositionsjournale erblicken in diesen Vorgängen die bedenklichsten Symptome.

Das Geheim« des Banditen.

(Fortsezung.)

«Ich sah, wie viel Euch daran gelegen war, das Geheimniß zu erfahren, das ich wissen sollte, und ich wünschte Gewinn davon zu ziehen, für meine Begna­digung und die meiner Kameraden, ehe ich die Wahr­heit aussagte. Ihr konntet mich wegen dieses Verlu­stes nicht schelten, er war nicht so völlig feig und eigen­süchtig, denn ich hatte die nicht vergessen, die sich in Gefahr gebracht hatten, um mir zur Flucht zu verhel­fen; aber nun ist cs vorbei, ich verzichte darauf. Der Mantel, den Eure Leute erkannt haben, mag wohl dem Signor Lorenzo di Vasari genommen worden sepn; aber Alles, was ich wissen kann, ist, daß er einem Räuber meiner Bande gehörte, der vierzehn Tage vor meiner Verhaftung gestorben ist.

Die Stirnen der Richter verfinsterten sich. »Wo ist dieser Mensch,« fragte Benetti, der Sekretär, wo hat er den Mantel gesunden? Ist er einer von denen, die in unserer Gewalt sind?«

«Er ist gestorben, wie ich schon erklärt habe, an der Pest,« sagte Arionelli, «ich kann es beweisen: laßt die Aufseher vom Hospital St. Sulpi; rufen, und fragt sie, ob nicht zwei von ihnen vor vierzehn Tagen einen Menschen gefunden haben, der an der Pest ge­storben war, im obersten Stockwerk eines abgelegenen Hauses der Via und im nämlichen Zimmer einen

Anzug aus einer Stierhaut gemacht, eine Maske und Hörner. Der Anzug war mein, ich habe schon davon gesprochen, und ist dort zufällig liegen geblieben.«

«Das ist richtig, edler Herr,« sagte der Gonfalo- niere, »das ist uns bekannt geworden.«

»Der Mensch, den man in diesem Zimmer fand,« fuhr Arionelli fort, «hieß Domenico Torelli, er war im Bcsize jenes Mantels, als er starb. Ich weiß nicht, woher er ihn bekommen, wir waren gespannt mit ein­ander, weil er bei einem andern Anlaß seine Beute versteckt hatte, statt sie ehrlich mit seinen Kameraden zu theilen. Leute unseres Handwerks bekümmern sich wenig um die Erbschaftsförmlichkeiten. Wie Torelli starb, erbten seine Kameraden seine Waffen, sein Geld und seine Kleider, und so habe ich von einem unter ihnen diesen reichen Mantel gekauft, und das Kleid, das ich anhabe."

Gonsalvo di Vasari hörte ruhig zu, mit ver Miene eines Mannes, der jedes Wort abwägt.

«Wir kommen der Wahrheit näher,« sagte er kalt­blütig, «aber wir wollen sic ganz haben. Hört mich an, Arionelli, ich durchschaue Euren Plan, und Ihr schmeichelt Euch mit eitler Hoffnung: Dieser gestorbene Räuber, den Ihr uns in den Weg Werfen wollt, wenn er jemals gelebt hat, war Euer Kamerad, einer der Eurigcn. Das Verbrechen, für das Ihr ihn gern Ver­antwortlich machtet, hat nicht von der einzigen Hand begangen werden können. Die Beute war zu kostbar, um fie so leichthin zu theilen, wie Ihr uns überreden möchtet. Gebt wohl Acht, was ich Euch sagen werde. Man weiß in Florenz, daß ich nicht zu scherzen Pflege. Nichts auf der Welt wird mir den Faden des Schick-