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Norden anrufen zu hören, der noch immer allein stehe im Kampf für deutsche Ehre, Wahrheit« und Recht. (W.Z.)
Ulm, 8. Sept. Aus zuoerläßiger Quelle erfahren wir, daß, nachdem die östreich. Regierung zum Fortbau der „Jnterimsfestung" 50,000 fl. bezahlt hat, die Arbeiten mit weiteren 400 Mann fortgesezt werden.
Baden.
Vom Maine, 8. September. In den nächsten Tagen werden einige Tausend Mann der im Großherzogthum Baden liegenden königl. preußischen Truppen zurückgezogen werden, so daß die Anzahl der Bleibenden nur 10,000 beträgt. Es geschieht dies in Folge einer zwischen Preußen und Baden geschloffenen Uebercin- kunft.
Karlsruhe, 11. September. Wie wir vernehmen, hat sich das Großherzogthum officiell erklärt, daß es den von Oestreich einberufenen „engeren Rath" nicht beschicken werde.
Oestreich.
Fürst Metternich ist reactivirt—zwar nicht als Staatskanzler, aber doch einstweilen als Dorfschulz. Die Gemeinde Plaß in Böhmen hat ihm, dem ehemaligen Besizer der dortigen Herrschaft, dieses Amt übertragen.
Aus Tyrol wird noch fortwährend der Abmarsch von Schüzenkompagnien nach Schleswig- Holstein in Aussicht gestellt. Vielfache Vorbereitungen sind getroffen und man fürchtet nur noch den Einspruch der Regierung.
Preußen.
Berlin, 7. September. Die Blätter be schuftigen sich viel mit den kurhessischcn Zustän den. Dem Gerüchte, Laß bereits Beschlüsse in dieser Angelegenheit im Ministcrrarhe gefaßt seyen, .widerspricht heute die lithogr. Korresp.; dagegen soll die Nachricht von einem Schreiben des Königs an den Kurfürsten gegründet seyn, worin er ihm einen Ministerwechsel dringenv empfehle. Die herrschende, auch von den leitenden Staatsmännern getheilte Ansicht ist hier, daß, sobald süddeutsche Truppen in Kurheffen einrücken, auch preußische dorthin zu beordern wären, jedoch blos zur Aufrechihaltung der etwa bedrohten Ordnung, keineswegs aber zur Unterstüzung der Politik Hassenpflugs. Wie es sedoch allen Anschein hat, werden die Kurheffen es nicht soweit kommen lassen, und mehr passiven Widerstand leisten.
Berlin, 8. September. Dem Vernehmen nach ist von hier aus eine Warnung nach Kassel ergangen, nicht Lurch fernere übereilte Maßregeln die Ruhe Deutschlands abermals zu gefährden. ^(F. I.)
Hessen-Kassel.
Hanau, 8. September. Seit gestern sind dicht um unsere Stadt her Truppen zusammengezogen. Alle Ortschaften in der Umgegend wimmeln von Militär aller Waffengattungen. Man besorgt neue Staatsstreiche.
Ausland.
Schweiz.
Basel, 8. September. Am hiesigen Markt vom 6. d. wurde nur die Hälfte der hergebrachten Frucht verkauft. Ueberall sinken die Fruchtpreise. In Frankreich sind die Kartoffeln sehr wohlfeil, die Fäulniß hat nur die frühen Kartoffeln ergriffen, die andern sind
Großbritannien.
Die unterseeische elektrische Telegraphenverbindung zwischen Dower und Calais ist momentan wieder unterbrochen. Bei einer gestern vorgenommenen Probe fand es sich, daß der Draht zerrissen war. Diese Unterbrechung wird jedoch nur von kurzer Dauer seyn. Um solchen Störungen vorzubeugen, sollen nun 20 bis 30 elektrische Drähte gelegt werden.
Miszelle n.
Die Bibel.
In den Werken Huntington's, lX., pax. 242, findet fich eine berühmte Stelle über die Bibel, welche einzeln abgedruckt noch immer in Millionen von Exemplaren über ganz England circulirt.
Die Stelle selbst heißt:
»Ich habe zuweilen gedacht, daß ein Volk alsdann glücklich zu preisen wäre, wenn es nach keinen andern Gesezen als denen, welche in jenem gesegneten Buche stehen, regiert würde. ES ist ein so vollständig System, daß nichts hinzugethav, nichts hinweggcnommen werden kann. Es gewährt ein Vorbild für den König und ein Richtscheit für den Unterthan. ES enthält jegliches Ding, was da noth thut zu wissen und zu vollziehen. Es gibt Unterricht und Rath dem Staatsmann und der Obrigkeit Ansehen und Unterweisung. Es warnt den Zeugen, fordert ein unparteiisch Verdikt vom Geschwornen und hält dem Richter seinen Spruch vor. Es sezt den Mann zum Herrn des Hauses und die Frau zur Herrin des Tisches; sagt ihm wie zu leiten und ihr wie zu wirken. Es sichert Ehre den Eltern und gebietet Gehorsam den Kindern. Es schreibt vor und umgränzt die Herrschaft des Königs, den Vollzug seiner Diener und die Autorität des Meisters; gebietet dem Unterthan zu ehren und dem Kn^t zu gehorchen, und verspricht den Segen und Schuz seines Verfassers allen denen, so nach seiner Vorschrift wandeln.