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beigebracht, das allerdings seit etlichen Jahren her in einzelnen seiner politischen Züge und Aeuße- rungen in und außerhalb Deutschland der Toll­heit oder Bestialität sich weit mehr genährt hat, als der Humanität und dem gesunden Menschen- Verstande. Deutsch seyn und dummes Zeug machen, gilt den Nordamerikanern nächstens für identisch. Welche schone Aufgabe hätte die deut­sche Demokratie, wenn sie die deutschen Arbeiter, statt sie auf dem verkehrten Wege unverdauter Ideen planmäßig zu erhalten, zu wahrer Intel­ligenz und Kultur führen und sie vor allen Din­gen zuerst humanisiren wollte, bevor diese die Rolle politischer und sozialer Reformatoren und Weltverbesserer zu spielen sich anmaßten! (W. Z.)

Hliszellen.

Eines Czaren Brautwahl.

(Fortsezung.)

M a t w e e f befand sich inzwischen in einer sehr schwierigen Lage: er wagte es nicht, die täglich zuneh­mende Vertraulichkeit zwischen Aleris und Natalia zu unterbrechen, und sah doch auch ein, daß es seine Pflicht scp, die Tochter seines Freundes vordenRPen einer Verführung zu sichern, die sie nicht ahnen konnte. Seine Besorgnisse waren um so größer, als Aleris aus dem Punkt stand, sich zu vermählen, und er fich's denken konnte, daß die künftige Czarin cS nicht gleichgültig aufnehmen würde, wie eifrig der Monarch seiner Mündel die Cour machte-

Der Tag der Brautwahl des Herrschers rückte heran. Die Großen des Reiches waren von ihrer Reise zurückgekehrt und'der Palast des Kreml barg schon sechzig der schönsten Blüthen von ganz Rußland in seinen Mauern. Die vornehmen Damen zu Mos­kau ordneten ihre reichen, mit Diamanten und andern Edelsteinen geschmückten Toiletten. Zugleich strömten die Bojaren zur Hauptstadt, um so gl eich den Namen der Familie zu erfahren, die des Fürsten Wille zum Throne erhoben hatte. Ganz Moskau war in Bewe­gung: die Garnison stand in Parade um den Palast aufgestellt, es wurde mit allen Glocken geläutet und das Volk jubelte fröhlich auf.

Der große Saal des Kreml bot einen prächtigen Anblick dar: die Großen in dem reichsten Costüme, die Damen auf's Glänzendste geschmückt und strahlend in Pracht und Anmuth; alle maskirt, um, wie es der Czar befohlen hatte, jedes Zwanges der Etiquette überhoben zu sepn und fich allzeitig frei bewegen zu können.

Aller Blicke wenden fich der Schaar junger Mäd­chen zu, die fich nach der Krone des Aleris sehnen. Sie find alle schön, daß es schwer fällt, darunter zu wählen! Welche mag es wohl sepn, die sich über die übrigen erheben wird? Das weiß keine von ihnen, doch rechnen Alle darauf. Am meisten Aufmerksam­keit erregt die Fürstin Elisabeth Barbarpkin. Sie scheint ihre Nivalinmen zu überragen, obwohl hoch von Abkunft, erwartete sie, um Regentin zu werden, dies :on ihrer Schönheit noch mehr.

Endlich tritt eine Maske, glänzender als die übri­gen costumirt und von einem großen Gefolge umgeben, in den Saal. Alle Welt hält sie für den Czar, und die Fürstin Barbarpkin ist außer fich vor innerer Freude, als sie von derselben angeredet wird ; sie zittert, sowie sie sich von ihr entfernt; da sie jedoch mehrere Male zu ihr zurückkehrt, so sieht sie schon im Geiste die Krone auf ihrem Haupte und ihre Nebenbuhlerinnen zu ihren Füßen.

(Schluß folgt.)

Auflösung der Näthsel in Nro. 63.

Ellwangcn, Oberamtsstadt, und Hauptstadt des Jartkrcises an der Zart mit 3800 Ew. Wan­gen, Oberamtsstadt im Donaukreis an der Arger mit 1700 Ew.

Bessarabien, russische Provinz, vom Peuth, der Donau, dem Dniester und -dem schwarzen Meer umschlossen. Arabien, eine asiatische Halbinsel, 45,000 Q.M. groß mit ungefähr 12 Millionen Ew.

Bermuthliche Witterung im September.

(Aus dem in Karlsruhe erfüllenden von Professor PH. Stieffel hcrausgegebeneilZ e u s.«)

Die Witterung anfangs h.iter und kühl, wird zu­nehmend wärmer, bis 3, minder warm, elwas Trü­bung und Regen am 3., 4.; dann heiter und warm bis heiß vom 4. bis 0.; wieder trüber und zu Regen geneigt am 10-, 11.; heiter und warm vom 12. bis 20., wohl noch mit Hize am 14., 15.; dann trüb, Re­gen, zu Gewitter geneigt am 21. bis 24.; -wieder ab­wechselnd hell und warm, doch auch zu Regen geneigt vom 25. bis 29., zulezt trüb mit Regen und kühl.

Im Allgemeinen trocken und heiter, mittelwarm bis warm, o-KWinde vorherrschend, Barometer höher als normal, seine Schwankungen bis 21. nicht groß. Herbst trocken, mittelwarm, Wein mittelmäßig, viel.

Der Tag nimmt im Monat September ab um 1 Stunde 43 Min.

Gold-Course.

Stuttgart, den t. September 1850. Württemberg. Dukaten (Fester Cours) 5 fl. 45 kr. Andere Dukaten ....... 5 fl. 35 kr.

Neue Louisd'or........ 11 fl. ü kr.

Friedrichsd'or ........ 9 fl. 49 kr.

20 Franks-Stücke.9 fl. 30 kr.

Pforzheim, Marktpreise den 28. August 1850. Das Malter: Kernen 7fl.48kr. Waizen fl. kr. Kornfl. kr. Gerste fl.kr. Haber fl. kr. Erbsen fl. kr. Linsen fl. kr. Wicken fl. kr. Ein Malter enthält 10 Sester und 7 württembergifchr Stmri sind ungefähr gleich 1 badischen Malter. Krodtare vom 1531. August. Das Paar Weck zu 2 kr. wiegt 13 Loth. Der 2pfündige Laib Halbweißbrod ko­stet 6 kr. Der 4pfündige Laib Schwarzbrot» aus Ker­nenmehl 8Vr kr. Der 2 pfündige Laib dto. 4'/r kr. Fleischmre. Ochsenfleisch d. Pfund lOkr. Rindfleisch 8 kr. Kalbfleisch 8 kr. Hammelfleisch 8 kr. Schwemmst. 8 kr.

Redaktion, Druck und Verlag der M e e h'schm Buchdruckern in Neuenbürg.