Ausland.

Frankreich.

DiePatrie" berichtet, daß der außeror­dentliche Regierungskommrssär in den östlichen Departementen, sich am 25. Febr. nach Karls­ruhe begab, wo er eine Audienz bei dem Gros­herzoge von Baden hatte. In Folge seiner Be­sprechungen mit den badischen Ministern wurde eine Anzahl deutscher Flüchtlinge, deren Anwe­senheit in der Nähe der Rheingrenze in der lezteren Zeit zu wiederholten Beschwerden ge­führt hatte, nach dem Innern Frankreichs ge­wiesen.

Der Präfekt des Departements des Ober­rheins hat jüngst 30 Volksschullehrer wegen ihrer socialistischen Tendenzen abgesezl.

Italien.

Neapel, 15. Februar. Der Ausbruch des Vesuvs, der den 8. angefangen hatte, ist zu Ende; derselbe war viel stärker, wie man all­gemein versichert, als diejenigen von 1839, 1834 und 1842. Zwei Dörfer, eine Kirche und ein Palast wurde von der großen Masse Lava über­schüttet. Man zählt viele Opfer an Menschen­leben.

Rußland.

Das Ueberhandnehmen der Wölfein Polen übersteigt allen Glauben. Sie jagen in ganzen Rudeln umher, fallen Menschen auf allen Land­straßen an und halten ganze Dörfer im Bela­gerungszustände.

Miszellen.

Der Junker und sein Knecht.

(Fortsezung.)

Bei der Heimkehr nun wäre Graf Hartmann sehr zufrieden gewesen, zu vernehmen, daß sein Knabe, den er von Straßburg anher zu bescheiden sich vorgenom­men, bereits angelangt sep; bevor aber Ludwig Gele­genheit gefunden, mit ihm davon zu reden, kam der Volker gelaufen und schrie, er habe den Mörder des Krämers unter dem Gesinde gesehen, wie er vergeblich versucht, sich seinen Blicken zu entziehen, und da nun auf des Knechtes Angabe Gotthold alsogleich gefäng­lich angenommen wurde, so hielt es Junker Ludwig für gerathen, vor der Hand von seinem Bruder zu schweigen, weil er nicht wußte, ob dieser nicht etwa in der Sache betheiligt sep; auch meinte er, Gotthold würde Ulrichs allenfaltfige Mitschuld nicht verschweigen, sobald er vor Hartmanns Angesicht beschieden würde, der noch nicht einmal daran gedacht hatte, ihn zu sehen oder nur nach seinem Namen zu fragen, weil bald, nachdem er dem Volker geboten, den Mörder in den Thurm führen zu lassen, ein Bote aus der Stadt kam und im Namen des Raths berichtete, daß ein Bürger der Stadt und Lchcnsmann des Grafen bei

Bischofsheim am Steg auf offener Straße erschlagen und beraubt worden, wovon die Schuld den Straß­burger Studenten beigemessen werde, bei welcher Bot­schaft dem Junker Ludwig schier übel und weh ward, da er, in die Halle zurückgekehrt, nachdem er den Gott­hold hatte festnehmen sehen, seines Vaters hellauflo- dernden Zorn wahrnahm, ihn toben und sich hoch und theuer vermessen hörte, den Mörder radbrechen zu lassen und wenn es sein eigener Sohn wäre.

Als Graf Hartmann endlich befehlen wollte, ihm den Namen des Gefangenen zu offenbaren, und Lud­wig aufs Neue für den Bruder zu zittern begann, wenn es nun zu Tag käme, daß Ulrichs eigener Die­ner des Raubs auf offener Straße beschuldigt würde, da sandte das Geschick wiederum ein Abenteuer, um die Nachforschung zu unterbrechen und mit voreiliger Freude hieß der Junker in seiner Seele die Störung willkommen.

Vor den Grafen trat ein Greis, tiefgefurchten Antlizes, mit mattblickenden, rothumränderten Augen, in einen schwarzen Talar gekleidet, vorgebeugt und geführt von einem wunderlieblichen, aber geisterhaft bleichen Mägdlein und wie er kaum die Schwelle überschritten, rief er mit starker Stimme: --Ich schreie nach des Kaisers Recht und begehre des Grafen Spruch !« Ob dieses Beginnens verwunderte sich Hartmann, doch fragte er ganz gelassen nach des Fremden Namen, Herkommen und Begehr, und da er zur Antwort er­hielt, der Name gehöre nicht zur Sache, und das Gesez solle ohne Ansehen der Person sprechen, so war er nur um so mehr erstaunt, und befahl dem Alten, feine Klage vorznbringen.

Der aber sprach: --Ich bin ein Mann von ehrlichem Herkommen und unbescholtenem Wandel und habe meine Tochter in der Furcht des Herrn erzogen, so daß sie mir zur Freude heranwuchs in Sitte, Zucht und Schönheit. Da geschah es vor einiger Zeit, daß ein junger Gesell ihr das Herz abgewann, ihr die Ehe verhieß und darauf heimlich entwich. Nun frag' ich dich, ist der Treulose schuldig, sein Versprechen zu lösen, und bist du gesonnen , als des Kaisers Stell-' Vertreter, Recht und Gesez zu handhabenHartman» betrachtete eine Weile den Greis, der ihm fest in die Augen sah, und die Jungfrau, die zur Erde blickte und deren bleiche Wange» ein flüchtiges Roth leicht über­flog und rief dann heftig: --Beim Himmel, er soll sein Wort lösen, und wär' er mein eigener Sohn!«

Da blickte das Mägdlein empor und ein freudig - strahlender Blick traf den Herrn, der schier ob dem Glanz der Hellen Augen erschrack, welche so wunderbar und plözlich ihm entgcgenleuchteten. --Nun aber offen­bart mir endlich,-- sagte Hartmann, »wem Eure Klage gilt?» »Das darfst du nur ganz allein vernehmen," vcrsezte der Fremde, worauf der Graf Alle hinausge­hen hieß und dann in den Boden zu sinken wähnte, als er erfuhr, sein eigener Sohn Ulrich sep es, welcher zu Straßburg der schönen Tochter des gelehrten OleariuS die Ehe versprochen und darauf heimlich entwichen sep. daß seit zwei vollen Monden Niemand mehr von ihm gehört habe.

(Fortsezung folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'schen Buchbruckerei in Neuenbürg.