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Sachsen.

Leipzig, 13. Sept. Die Cholera ist jezt kein Schreckbild mehr. Erstens hat sie bedeutend nachgelassen und zweitens weiß man, daß, wer sich vernünftig benimmt, sie gar nicht bekommt oder doch leicht durchkommt. Die Methode des Professors Dr. Bock mit heißen Umschlägen und Trinken heißen Wassers hat sich vollkommen bewährt. (F. I.)

Ausland.

Frankreich.

Paris, 7. September. Wir haben keine Ursache, an der Richtigkeit der durch auswärtige Correspondenzen verbreiteten Nachricht zu zwei­feln, wie Rußland, Preußen und Oestreich in einer Note an unsere Regierung dieselbe einge­laden haben, sich ihnen anzuschließen, um in Ansehung der Gefahr, die durch die Anwesen­heit von 6000 politischen Flüchtlingen in der Schweiz für die Nachbarstaaten entstehen kann, die Schweizer Regierungen zu zwingen, die Cantonal-Verfaffung von 1815 wieder her­zustellen und dann die Ausweisung aller jener gefährlichen Flüchtlinge zu bewerkstelligen. Die gedachte Note enthält die Alternative, daß wenn Frankreich sich zu obigem Zwecke nicht mit den erwähnten drei Mächten vereinige, diese auf eigene Hand handeln würden.

Aus Paris laufen jezt 9 Eisenbahnen aus, auf jeder gehen täglich im Durchschnitt etwa 8 Züge von hier ab und leben lo viel kommen an, zusammen mithin 144. Rechnet man auf jeden Zug durchschnittlich 300 Passa­giere, so ergiebt dies auf den 9 Pariser Bahn­höfen täglich eine Gesammt-Bewegung von 43,200 Personen.

Präservtrv gegen die Cholera. Ein französischer Arzt schlägt folgendes Mittel als ein untrügliches Präservativ gegen die Cholera vor und wir empfehlen es unfern Lesern ebenfalls. Man nehme:

Wärme 40 Theile.

Reinlichkeit 5

Mäßigkeit 1

Thätigkeit 1

Guter Schlaf 1

Gesunde Nahrung 1

Reine Luft 1

Furchtlosigkeit 50

100 Theile.

Miszellen.

Alle Parteien führen heutigen Tages die Freiheit im Munde; alle lieben sie, wollen sie herbei führen und streiten für sie. Aber es ist mit der Freiheit, wie

mit der Wahrheit. Auch diese ist zu allen Zeiten ge­priesen »nd mit dem Munde verehrt worden; doch war es immer nur diejenige Wahrheit, die Jeder leiden mochte, die seinem Egoismus nicht entgegen trat, die ihm bequem und nüzlich war, und die kein Opfer von ihm forderte. Solche Wahrheit und Freiheit wird geduldet; sobald sie aber übergreift, d. h. irgend et­was verlangt, was dem Einen oder dem Andern nicht in den Kram paßt, so gibt man ihr einen Fußtritt und wirft sie zur Thüre hinaus. Gäbe es in der Welt keine materiellen, keine dynastischen, keine hierarchischen, keine demokratischen, keine sozialistischen Interessen, dann freilich würden Wahrheit und Freiheit ihren Sabbat feiern und das goldene Zeitalter wäre erschienen; aber so weit sind wir noch nicht, und darum, ihr lieben Leute, seyd doch etwas sparsamer mit dem Gebrauch des Wortes Freiheit, und bedient euch lieber eines an­dern und richtigem Ausdrucks für Das, was ihr wollt und nicht wollt.

Belgien erweiset sich von neuem als der europäische Musterstaat. Die Regierung des kleinen glücklichen Landes löset zuerst vor allen eine Aufgabe, die alle übrigen nach ihr in irgend einer Weise lösen müssen: sie sorgt für die Invaliden der Arbeit, für Die­jenigen, welche ihr Leben wohl durchdrungen, so lange sie jung und kräftig sind, im Alter aber meist hungern oder die Hand nach Almosen ansstrecken müssen. Die Regierung Belgiens hat nämlich den Kammern einen Gesezentwurf vorgelegt, der eine unter der Garantie des Staates stehende Lebensversicherung für Arbeiter, Künstler re. gründen soll. Durch kleine monatliche Einzahlungen, die im ganzen Lande von jedem Steuer­einnehmer angenommen werden, kann sich nach diesem Plane jeder Mann, wie jede Frau, mir Zustimmung ihres Mannes, eine jährliche Rente von 24 bis 1200 Frcs. sichern, die vom 60. Jahre oder von dem Ein­tritte völliger Arbeitsunfähigkeit an vom Staate aus­bezahlt wird.

Kernenpreise ans der hiesigen Feuchtschranne in den legten 4 Wochen.

Vvm 25. August . . . 10 fl. 44 kr.

1. September . . 10 fl. 37 kr.

8. . . 10 fl. 39 kr.

15. . . 10 fl. 26 kr.

Mittelpreise per Scheffel.

Am 25. August war der höchste 11 fl. 36 kr. und am 15. September 10 fl. 48 kr., an welch lez- terem auch 3 Scheffel zu 9 fl. 20 kr. verkauft wurden. Am meisten Scheffel wurden verkauft am 15. Sept. zu 10 fl. 36 kr.

Ortsvorstand

Meeh.

Nachtrag.

Neuenbürg.

Nach einer Mittheilung des K. Oberamt^ Ludwigsburg vom 16. d. Mts. kann wegen eines Uferbauwesens die Floßgasse zu Bissingen an der Enz bis zum 3. Oktober d. I. mit Flößen nicht passirt werden, was hiemit zur Kenntm'ß der Flößer gebracht wird.

Den 17. September 1849.

K, Oberamt.

B a u r.

Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'schen Buchdruckerei in Neuenbürg.