Württemberg.

Stuttgart. Nach einem jüngst veröffent­lichten Erlasse des Kriegsministeriums werden diejenigen, Angehörigen des 4 Jnf-Reg.., welche in diesem Jahre die Expedition in Baden mit­gemacht, künftig in die Namenliften mit dem Geisa; eingetragen:machte den Feldzug gegen die badischen Insurgenten im Jahre 1849 mit." Wir hören, daß dieselben Aussicht haben, die Kriegsdenkmünze, aus Kanonenmasse gegossen, zu erhalten; man sagt auch die badsche. Das Reichsministerium hat unser Kriegsministerium aufgefordert, die Offiziere zu bezeichnen, welche sich bei der Expedition ausgezeichnet haben.

Tuttlingen, 9. Sept. Buchhändler Kap ff, welcher seit dem lezten Ausmarsch des Militärs in unsere Gegend als Geflüchteter in Schaff­hausen lebte, kam vor einigen Tagen wieder hicher zurück, wurde aber sogleich verhaftet und dem Oberamtsgericht Rottweil übergeben.

Baden.

Aus Baden, 9. September. Ich kann Ihnen die aus zuverläßiger Quelle mir gewor­dene Mittheilung von einem nächstens erschei­nenden Regierungserlasse machen, wonach das Großherzogthum Baden auf die Dauer von drei Jahren von einem preußischen Truppenkorps, bestehend aus 6 Regimentern Infanterie, 4 Re­gimentern Cavallerie und einem Artilleriepark von 6 Batterien besezt bleiben wird.

Preußen.

Freunden und Feinden zu Nuz und Frommen ist eben in Berlin die Rangliste der preußischen Armee für das Jahr 49 veröffentlicht worden. Die Armee besteht gegenwärtig im Ganzen aus 144 Bat. Infanterie und 152 Schwadronen, dazu kommen 9 Artillerie-Brigaden, das Jn- genieurcorps, Generalstab u. s. w. Die Reserve bildet die aus 116 Bat. und 116 Schwadronen bestehende Landwehr des ersten Aufgebots. Die Generalität besteht aus einem Marschall, dem Herzog von Wellington, 11 Generalen, 45 Gene­ral-Lieutenants, 53 General-Majoren, 89 Ober­sten, 59 Oberstlieutenants, und 549 Majoren.

Ausland.

Großbritannien.

DieTimes" gibt eine Uebersicht über den Kampf des Gesezes und der Ordnung mit den Streiikräften der revolutionären Propaganda und knüpft daran Folgendes:Was bis jezt geschehen, sey noch sehr wenig; man habe die Revolution durch die Kraft der Heere gebändigt, aber wie nun weiter? Wie will man die nur zu gerechten Forderungen und Erwartungen der Völker befriedigen, wie das erschütterte Vertrauen zwischen Fürsten und Unterthanen wieder Her­stellen ? wie einen neuen Losbruch der Revolu­tion verhüten? Die auf die Februarrevolution gefolgte Bewegung haben winzige Führer, grobe Täuschungen, verkehrte Grundsäze gehabt, aber so schlecht könne man von dem Zeitalter nicht denken, um vorauszuseyen, daß seine größten Freiheitsbestrebungen unter den Hufen des Mi-

litärdespotismus zertreten werden sollten." An diese richtige Beurtheilung der Sachlage auch in Deutschland knüpft dieTimes" die treffende Bemerkung:Wir brauchen so viel Freiheit als hinreichend ist, um die Gesellschaft, aber auch so viel Ordnung als hinreichend ist, um die Freiheit zu retten." DieTimes" weist dann darauf hin, wie mitten in diesem revolutionären Durcheinander Großbritannien und Rußland, obgleich auf ganz entgegengesezten Principicn beruhend, allein aufrecht, beobachtend und zu­wartend dagestanden, wie aber England seine Aufgabe verkannt, sich bei den Regierungen verhaßt und bei den Völkern nicht beliebt ge­macht habe, von Rußland dagegen dies benüzt worden sey um seinen Einfluß und seine Macht bis zu einem für die Freiheit und die Unab­hängigkeit Europas gefährlichen Grad zu steigern. DieTimes" schließt endlich ihren Artikel mit nachstehender beachtenswertster Meinungsäuße­rung:Um klar zu sprechen, die russische Allianz, in welche Oestreich durch die italienische Invasion und die Demagogen Deutschlands hrneingeschlcu- dert wurde, nimmt das Wiener Kabinet ins Schlepptau und wurde durch den ungarischen Krieg besiegelt. Die Rolle, welche Oestreich ge­sonnen rst, in den Angelegenheiten Deutschlands und Central-Europas zu spielen, ist, wenn auch vielleicht mit Widerstreben, nothwendig eine russische. Bayern und Württemberg klammern sich an die nämliche Combination blos aus Furcht vor der Revolution und aus Haß gegen die preußische Suprematie an. Auch ist zu vermuthen, daß die Politik Frankreichs in Be­treff der andern Staaten des Festlands in der­selben Richtung bintreibt und daß die persönli­chen Ansichten und Wünsche Ludwig Napoleons die engste Allianz mit dem Petersburger Cabinet heimlich fördern. Gewiß ist, daß die Macht Rußlands in Süddeutschland durch die Ereig­nisse auf einen nie da gewesenen Grad gesteigert ward. Gerade in diesem Theil des Conttnentes trat die republikanische Partei mit der größten Kühnheit und Gewaltsamkeit auf. Die Kantone der Schweiz gewähren den Freischaaren und politi chen Marodeuren des übrigen Europa's einen bequemen Rückzug. Die kleineren Staaten sind kaum stark genug, ihre eigenen unzufriede­nen Unterthanen in Ordnung zu halten, ge­schweige die Angriffe aufständischer Schaaren zurückzuweisen; Baden ist nur ruhig, so lange es von den preußischen Truppen besezt ist und über kurz oder lang ist da ein erneuerter Aus­bruch von Unruhen zu befürchten. Die Mei­nung, welche das russische Kabinet ausspricht, wird daher den größten Einfluß auf das Schi6- sal jener großen Staatcnkette haben, welche von den Quellen des Rheins und der Donau bis zu Rußands Gränzen reicht. Die Politik dieser Staaten wird durch ein System geleitet wer­den und den Schlüssel dazu wird Kaiser Nikolaus in Händen halten."

Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'schcn Buchdruckern in Neuenbürg.