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Miszellen.

ES gehört gewiß zu den traurigsten Erscheinungen der neuesten Gegenwart, daß das unseligste aller Ge­schäfte, das Spioniren und Denuneircn wieder in vollster Blüthe steht. Was kann es in der That schmählicheres geben, als seinen Nächsten unter der MaSke der Freundschaft, der Unbefangenheit oder der erheuchelten Gleichgesi'nnung zu belauschen und ihn dann tu die Hände des strafenden Gerichtes zu liefern! Der oWne und ehrliche Kampf, so grausam und blutig er auch seyn möge, ist doch immer ein Kampf der Kraft, dem man sich widersezen oder entziehen kann; aber diese hinterlistige Verrätherei entwürdigt die menschliche Natur, streut den Saamen giftigen Un­krauts zwischen Freunde und Brüder und entsittlicht ein Volk mehr, als irgend etwas Anderes. Wehe den Regierungen und Gewalthabern, die solcher Mittel zu bedürfen glauben und die solche Schlingen auswerfen lassen, um ihre Schlachtopfer heranzuziehen! Wir wünschen, daß man in Deutschland solcherlei Verräther wenn man sie entdeckt, mit derselben tiefen Verachtung betrachten und ausstoßen möge, wie in Frankreich, wo keine Bezeichnung tiefer brandmarkt, als die:o'est u»

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Innerhalb des österreichischen Kaiserstaates er­scheinen gegenwärtig 364 Zeitungen. Wie überwiegend die Bildung auf Seiten der bekanntlich 7 und eine halbe Million zählenden Deutschen ist, ergibt sich da­raus, daß auf deren Sprache von der oben angegebenen Zahl der Journale 236, also mehr als ch^tel kommen, während die 17 Millionen Slave» nur 74. also chiotel, die 6 Millionen Italiener nur 35, also Via und die Ungarn, welche vor dem Aufstande 20 Zeitungen hatten, fezt nur 11 besizen. Von den slavischen Journalen gehören 32 der czechischen, 20 der polnischen, 8 der slavonischen und wendischen, 7 der kroatischen, 2 der slova- kischen, 2 der ruthenischcn, 2 der serbischen und 1 der dalmatischen Zunge an. Bon den übrigen Blättern erscheinen 3 wallachischer, 2 in romanischer, 1 in arme- § nischer und 2 in hebräischer Sprache.

Es wird behauptet, daß Bayern das sogenannte Schlagfertighalten seines Heeres monatlich nahe an eine Million koste.

Die Vegetation kommt aus dem Schooß der Erde und die besten Staatsformen aus dem Schooße des Volks.

Ernst Mahner, der bekannte Gesundheitsapostel, hat in der "Tricr'schen Zeitung" eine lange Ansprache erlassen, den Verkauf unreinen Obstes betreffend. Es heißt in diesem seltsamen Actenstück: »Weil denn nun die Gesundheit das höchste Erdengut des Menschen ist, so mahneich kraft meines Amtes als von Gott berufener Ueberwacher dieses edelsten Menschengutes die hohe Obrigkeit recht dringend, darüber zu wachen, daß nur vollkommen reifes Obst zum Verkauf komme, alles un­reife aber in die Mosel oder den Schweinen vorge­

worfen werde. Wie heilsam und vor Krankheiten- selbst vor der Cholera den Menschen bewahrend, der Genuß reifer Baum- und Staudcnfrüchte scy, werde ich, wie alle Punkte meiner Lehre, wieder durch mein eigenes Beispiel beweisen, indem ich in einem in diesem Sommer von mir abzuhaltenden und bereits angc- tretenen großen 40tägigcm strengen Fasten, in welchem nach löblicher Weise der alten Ascetcn und heiligen Männer der Vorzeit das Leibesgewicht um 50 Pfund vermindert werden soll, von Zeit zu Zeit nur einige süßen Früchte genießen werde. Schließlich der Wunsch, daß alle verständigen Menschen in dieser Zeit böser Anfechtung darauf Bedacht nehmen mögen, sich einen tüchtigen Gcsundheitspanzer anziegen, wozu ich zuvör­derst die gänzliche und unbedingte Abschaffung der bösen warmen oder gar heißen Brühen (vom Sa­tanstrank, dem Branntwein, gar nicht zu,reden) und die ausschließliche frisch-kalte Tränkung nebst Ab­schaffung des giftstinkenden Tollkrautes- des Tabaks, so wie häufiges Baden im Flusse für Mann, Weib- Kind, Greis, Jüngling und Jungfrau allerdringendst anempfehle.

Mahnung zum Frieden.

(Von V. Derscheid.)

Warum vie bangen Klagetöne,

Warum des Volkes tiefer Schmerz?

Warum durchbohren deutsche Söhne So wuthentbrannt der Brüder Herz? Warum so viel der blut'gen Thränen In unfern schönen deutschen Gau'n,

Warum so Vieler trostlos Sehnen,

Die kinderlos zum Vater schau'n?

Warum verwüstet reiche Fluren,

Warum so vieler Städte Brand,

Warum der blut'gen Schlachten Spure»

In unserm deutschen Vaterland?

Warum die Schlachten mit den Dänen, Warum die Kämpfe hier und dort.

Warum Verfolgung aller Jenen,

Die deutsch und treu geführt das Wort?

Warum io Vieles uns geschwunden.

Warum getäuscht das deutsche Herz,

Warum das Bluten all der Wunden?

Ist das Errungenschaft vom März!

Scheint auch das Vaterland verödet Und geht's darin nicht einig zu.

So ist der Geist doch nicht getödtet,

Und dieser Geist, er hat nicht Ruh'.

D'rum Hand in Hand der Frieden kehre Mit seinem Palmenzweigc ein.

Daß ferner sich der Fleiß'ge nähre,

Daß seine Werke froh gedeih'n.

Ihr Fürsten, denen Macht beschieden,

Hört's von der Donau bis zum Belt:

Gebt jezt dem Volk sein Recht, daß Friede» Den sreud'gen Einzug wieder hält!

Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'schen Buchdrucker« in Neuenbürg.